Pflegetreff 27.04.2016 - Arzneimittelversorgung ...

Moderator: WernerSchell

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3722
Registriert: 09.12.2013, 08:22

Diabetes Typ 2 lässt sich in vielen Fällen mit einer Ernährungsumstellung behandeln

Beitrag von WernerSchell » 23.01.2019, 08:07

Bild

Diabetes Typ 2 lässt sich in vielen Fällen mit einer Ernährungsumstellung behandeln. Worauf Diabetiker achten sollten, erklärt Dr. Matthias Riedl - Video (06.02 Min.): > https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 15732.html Bei Diabetes Typ 2 kann eine Insulin-Therapie zu Übergewicht führen und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Dabei gibt es inzwischen wirksamere Medikamente. - Video (06.04 Min.) > https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/ ... es436.html

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3722
Registriert: 09.12.2013, 08:22

Millionen Polypharmazie-Patienten sind laut Barmer-Report 2020 gefährdet: Arzneimitteltherapie oft "im Blindflug"?

Beitrag von WernerSchell » 14.08.2020, 06:06

Aus Forum:
https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 41#p114741
Siehe auch:
ERKLÄRFILM = Sicherheit bei der Medikation in der häuslichen Pflege > https://youtu.be/7tSecOjEfO4

+++
BARMER

BARMER-Arzneimittelreport 2020
Millionen Polypharmazie-Patienten gefährdet


Berlin, 13. August 2020 – „In Jahrzehnten ist es nicht gelungen, die Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg besser zu organisieren“. Mit diesen deutlichen Worten beschreibt der Vorstandsvorsitzende der BARMER, Prof. Dr. Christoph Straub, die immer noch vorhandenen gravierenden Informationslücken zwischen den Behandlungsbereichen. Besonders gefährdet seien dabei Millionen von Polypharmazie-Patienten. Häufig würden wichtige Informationen zum Patienten, zum Beispiel zur Medikation, dem Krankenhaus gar nicht vorliegen. Aber auch nach Entlassung aus der Klinik würden Patient und weiterbehandelnde Ärzte nicht ausreichend über Therapieänderungen informiert. Das sind zentrale Erkenntnisse aus dem aktuellen Arzneimittelreport der BARMER, der am heutigen Donnerstag (13. August) in Berlin vorgestellt wurde.

Bundeseinheitlicher Medikationsplan häufig nicht vorhanden
Jedes Jahr müssen mehrere Millionen Menschen ins Krankenhaus, die mindestens fünf Arzneimittel zugleich einnehmen. Allein im Jahr 2017 waren bundesweit 2,8 Millionen Personen am Tag ihrer Klinik-Aufnahme Polypharmazie-Patienten. Gerade bei dieser besonders gefährdeten Gruppe kommt es bei der Aufnahme ins und der Entlassung aus dem Krankenhaus häufig zu Informationsdefiziten mit schlimmstenfalls lebensbedrohlichen Folgen aufgrund von Behandlungsfehlern. So hatten nur 29 Prozent der Patienten bei der Klinikaufnahme den bundeseinheitlichen Medikationsplan, der Informationsverluste zwischen Ärzten verhindern soll. 17 Prozent verfügten über gar keine aktuelle Aufstellung ihrer Medikamente. Dies hat eine Umfrage unter rund 2.900 bei der BARMER versicherten Polypharmazie-Patienten über 65 Jahren ergeben. Vorhandene Pläne waren zudem häufig unvollständig. „Es ist unverständlich, dass die Aufnahme in ein Krankenhaus als millionenfacher Prozess so fehleranfällig ist. Das kann lebensgefährlich sein. Es muss verhindert werden, dass Patienten aufgrund von Informationsdefiziten zu Schaden kommen“, so Straub.

Patienten bekommen Therapiewechsel häufig nicht erklärt
Wie aus dem BARMER-Report weiter hervorgeht, fließen die Informationen zur Arzneimitteltherapie auch während des Klinikaufenthalts nur bruchstückhaft. So gaben über 30 Prozent der von der BARMER Befragten an, dass ihnen die Arzneitherapie vom Arzt nicht erklärt worden sei. Jeder dritte Patient mit geänderter Therapie habe zudem vom Krankenhaus keinen aktualisierten Medikationsplan erhalten. „Eine Arzneitherapie kann nur erfolgreich sein, wenn der Patient sie versteht und mitträgt. Dazu muss er sie entsprechend erklärt bekommen. Informationsdefizite dürfen auch deswegen nicht auftreten, weil die Therapie nach einem Krankenhausaufenthalt häufig noch komplexer wird“, sagte der Autor des Arzneimittelreports, Prof. Dr. Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken. Zudem würden die Medikationsrisiken im Krankenhaus nicht erkennbar geringer. Laut Arzneimittelreport sei die Anzahl der Patienten, die nach der sogenannten PRISCUS-Liste eine nicht altersgerechte Arzneimitteltherapie erhalten, nach der stationären Behandlung höher als zuvor. Weiter habe jeder zehnte Patient nach dem Krankenhausaufenthalt Arzneimittel von einem Arzt verordnet bekommen, bei dem er im halben Jahr zuvor nicht in Behandlung war.

Informationsdefizite von der Klinik hin zum Allgemeinmediziner
Den Reportergebnissen zufolge stockt zudem die Weitergabe von behandlungsrelevanten Daten aus dem stationären in den ambulanten Sektor. Indizien dafür liefert eine Umfrage für den Arzneimittelreport unter 150 Hausärzten. Demnach waren 40 Prozent der befragten Allgemeinmediziner mit den Informationen durch das Krankenhaus unzufrieden oder sehr unzufrieden. So seien nur bei jedem dritten betroffenen Patienten Therapieänderungen begründet worden. Wie die Routinedatenanalyse zeigt, hatten 41 Prozent der Versicherten, also fast 484.000 Personen, nach Entlassung mindestens ein neues Arzneimittel bekommen. „Umfassende Informationen von der Klinik zum weiterbehandelnden Arzt sind unerlässlich. Dies gilt umso mehr, da stationär behandelte Patienten zunehmend älter sowie mehrfach erkrankt sind und polypharmazeutisch behandelt werden. Von einer modernen sektorenübergreifenden Versorgung ist unser Gesundheitswesen meilenweit entfernt“, so Grandt.

Projekt TOP stärkt Patientensicherheit
Ursache der Informationsdefizite sei weniger der einzelne Arzt, als vielmehr der unzureichend organisierte und nicht adäquat digital unterstützte Prozess einer sektorenübergreifenden Behandlung, sagte BARMER-Chef Straub. Entscheidend sei, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um der Ärzteschaft die Arbeit zu erleichtern und Risiken für Patienten zu minimieren. Daher habe die BARMER mit zahlreichen Partnern das Innovationsfondsprojekt TOP ins Leben gerufen, das im Oktober startet. TOP stehe für „Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit“ und stelle den behandelnden Ärzten aus Krankenkassendaten alle behandlungsrelevanten Informationen zur Verfügung, sofern der Patient sein Einverständnis gegeben habe. Dazu gehörten Vorerkrankungen und eine Liste aller verordneten Arzneimittel. Zudem arbeiteten Ärzte und Apotheker im Krankenhaus zusammen. Im Krankenhaus werde der Medikationsplan des Patienten vervollständigt oder erstellt, sofern noch nicht vorhanden, und die Therapie erklärt. „TOP ermöglicht zudem einen Informationsaustausch zwischen dem Krankenhaus und den einweisenden Ärztinnen und Ärzten ohne Reibungsverluste. Das Projekt hat das Potenzial, die Risiken sektorenübergreifender Behandlung in der Routineversorgung zu minimieren“, sagte Straub.

Service für die Redaktionen
Das komplette Pressematerial finden Sie unter www.barmer.de/p007956

Quelle: Pressemitteilung vom 13.08.2020
Presseabteilung der BARMER
Athanasios Drougias (Leitung), Telefon: 0800 33 30 04 99 14 21
Sunna Gieseke, Telefon: 0800 33 30 04 99 80 31
E-Mail: presse@barmer.de

www.barmer.de/presse - Bilder, Studien und den Gesundheits-Newsletter gibt's im Presseportal.
www.barmer-magazin.de - Die Mitgliederzeitschrift der BARMER als eMagazin.
www.twitter.com/BARMER_Presse - Folgen Sie uns auf Twitter für tagesaktuelle Gesundheitsnews.


+++
Bild

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat in den zurückliegenden Jahren wiederholt auf die Probleme mit der Arzneimittelversorgung / Polypharmazie aufmerksam gemacht, u.a. auch bei Pflegetreffs.
Siehe z.B. > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... tement.pdf und die Filmdokumentation über den Pflegetreff am 27.04.2016 - Thema: Arzneimittelversorgung: > https://youtu.be/BtVjGv00e6U
Es gab auch einen Arbeitskreis der Gesundheitskonferenz im Rhein-Kreis Neuss, der sich über mehrere Jahre intensiv mit dem Thema befasst hat.
Die umfänglich gegebenen Hinweise wurden aber offensichtlich nicht umgesetzt. Es erscheint sogar so, dass sich die Probleme - trotz der Vorgaben für einen Medikationsplan - verschärft haben.
Angesichts des jüngsten Barmer-Reports sollten die Verantwortlichen in Politik und Gesundheitsversorgung wach werden und die gebotenen Folgerungen ziehen!
Werner Schell


+++
Bild

Ärzte Zeitung vom 13.08.2020:
Barmer prangert an
Arzneimitteltherapie oft „im Blindflug“

Ärzte und Kliniken tauschen sich nur unzureichend über die Medikation ihrer Patienten aus, beklagt die Barmer. Krankenhausärzten fehlen oft Infos zur Medikation, der Hausarzt erfährt nichts über Therapieänderungen, heißt es im Arzneimittel-Report.
Von Thomas Hommel
Berlin. Krankenkassen schlagen Alarm – der Grund: Ärzte und Kliniken tauschen sich nur unzureichend über die Medikation ihrer Patienten aus.
Der oftmals stockende Informationsfluss gefährde vor allem diejenigen, die mehr als fünf Medikamente gleichzeitig einnähmen, heißt es im neuen Arzneimittel-Report der Barmer. Die Kasse stellte ihre Studie am Donnerstag in Berlin vor.
Nicht mal jeder Dritte hat Medikationsplan
... (weiter lesen unter) ... > https://nlcontent.aerztezeitung.de/redi ... F653F9CA6C


+++
Deutsches Ärzteblatt vom 13.08.2020:
Barmer weist auf Informationslücken bei Polypharmazie­patienten hin
Berlin – Den Krankenhäusern liegen wichtige Informationen zur Medikation von insbe­sondere Polypharmaziepatienten oft nicht vor. Aber auch nach Entlassung aus der Klinik werden Patienten und weiterbehandelnde Ärzte oft nicht ausreichend über Therapieän­de­rungen informiert. Das sind zentrale Erkenntnisse aus dem heute vorgestellten Arznei­mittelreport der Barmer.
„Bei der Aufnahme ins Krankenkaus darf es keine Informationsdefizite zu Vorerkrankun­gen und bisher eingenommenen Arzneimitteln geben. Denn das kann die Patientinnen und Patienten schädigen und sogar lebensgefährlich sein“, betonte Christoph Straub, Vor­standsvorsitzender der Barmer.
... (weiter lesen unter) ... > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/33 ... 99b858652e

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3722
Registriert: 09.12.2013, 08:22

Medikamentenengpässe - immer mehr Probleme ....

Beitrag von WernerSchell » 17.12.2022, 08:01

Die angedachten Reformen im Gesundheitswesen müssen auch die Arzneimittelversorgung einbeziehen. Die viel gelobte Globalisierung verursacht insoweit enorme Probleme - Tendenz zunehmend. Dazu hat sich am 16.12.2022 u.a. das Deutsche Ärzteblatt geäußert: … Angesichts von Lieferengpässen bei wichtigen Medikamenten bringen Experten nun eine staatliche Produktion lebenswichtiger Arzneimittel in Deutschland ins Spiel. Nach der Verlagerung an günstigere Produktionsstandorte etwa in Indien und China in den vergangenen Jahrzehnten sei es Zeit für ein Umdenken. … Nach den Kinderärzten warnen auch die Krankenhäuser in Deutschland vor wachsenden Engpässen bei wichtigen Arzneimitteln. Zunehmend verursachen Lieferengpässe große Probleme – auch im Krankenhaus … https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 7478#p7478

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3722
Registriert: 09.12.2013, 08:22

Riskante Medikamente für ältere Menschen: Priscus-Liste aktualisiert

Beitrag von WernerSchell » 12.01.2023, 08:18

Deutsches Ärzteblatt - online - informiert:


Riskante Medikamente für ältere Menschen:
Priscus-Liste aktualisiert


Bild

Berlin – Ältere Menschen leiden oft an mehreren chronischen Erkrankungen. Die Behandlung umfasst des­halb häufig mehrere Medikamente. Mit dem Alter nehmen jedoch auch die Nebenwirkungen und die Wechselwirkun­gen mit anderen Medikamenten zu.
Zur Verbesserung der Therapiesicherheit existiert seit 2010 mit der Priscus-Liste ein Verzeichnis potenziell ungeeigneter Medikamente. Nach Publikation der Priscus-Liste ging die Verordnung dieser problematischen Wirkstoffe deutlich zurück. Nun ist die Liste aktualisiert worden.
Die neue Priscus-Liste 2.0 ist mit 177 Wirkstoffen fast doppelt so um­fangreich wie die erste. Die Pharmako­lo­gin Petra Thürmann von der Universität Witten/­ Herdecke stellt sie gemeinsam mit Fachleuten aus Wittten/Her­decke, Göttingen, Wien und Salz­burg im Deutschen Ärzteblattes vor (DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0377).
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... 7ac2e8834e



Es gibt erhebliche Mängel im Gesundheits- und Pflegesystem infolge Polypharmazie ... Siehe u.a. insoweit die Beiträge unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=5&t=48 --- Auch die Arzneimittelabhängigkeiten von anderen Ländern im Rahmen der globalisierten Wirtschaft müssen dringend aufgelöst werden!

Bild

+++
In den sozialen Medien wurde am 12.01.2023 zum Thema gepostet:

Bild
Prof. Dr. Petra Thürmann

Es gibt zahlreiche riskante Medikamente für ältere Menschen! - Die insoweit hilfreiche aktualisierte Priscus-Liste wurde u.a. von Frau Prof. Dr. Petra Thürmann, Pharmakologie an der Universität Witten/Herdecke vorgestellt > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=664 (= Podiumsgast beim Neusser Pflegetreff am 14.11.2012 > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 764#p69764 . Die Mängel in der Arzneimittelversorgung, u.a. auch infolge Polypharmazie (u.a. Thema beim Neusser Pflegetreff am 27.04.2016 … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =7&t=21371 ), müssen endlich minimiert werden. Auch die Arzneimittelabhängigkeiten von anderen Ländern im Rahmen der globalisierten Wirtschaft sind dringend korrekturbedürftig!


+++

Bild

Medikamente im Alter
Welche Wirkstoffe sind ungeeignet? ... Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung informiert (Stand: Juni 2023) … > https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikat ... le&v=4


Aus dem Vorwort:
Unser Körper verändert sich – Tag für Tag, in fast unmerklich kleinen Schritten. Deshalb ist es wichtig, ab und zu eine Bestandsaufnahme zu machen: Wie geht es mir? Bin ich gut versorgt? Ganz besonders gilt dies bei der Einnahme von Medikamenten: Viele Arzneimittel sind für ältere Menschen ungeeignet. Sie wirken nicht mehr wie gewohnt oder verursachen Nebenwirkungen, die vermeidbar wären.
Welche Wirkstoffe das sind, untersuchte ein durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Forschungsprojekt. Als Ergebnis entstand eine Liste mit über 200 Wirkstoffen, die für ältere Menschen ungeeignet sein können – die sogenannte PRISCUS-Liste.
Die Broschüre in Ihren Händen macht diese wissenschaftliche Liste für alle zugänglich. Allgemein verständlich und nach Krankheitsbildern gegliedert fasst sie die häufigsten Nebenwirkungen zusammen und nennt Wirkstoffe, die möglicherweise besser verträglich sind.
Dabei gilt: Wer hier ein potenziell ungeeignetes Medikament entdeckt, sollte es keinesfalls sofort absetzen, sondern sich mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt beraten.
Wenn Betroffene, Angehörige und Fachleute ins Gespräch kommen und gemeinsam nach Lösungen suchen, dann hat diese Broschüre ihr Ziel erreicht: Sie ist als Nachschlagewerk und Gesprächsgrundlage gedacht. Und sie zeigt, wie Ergebnisse der Gesundheitsforschung die Lebensqualität und die medizinische Versorgung von älteren Menschen ganz konkret verbessern können.


+++
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) beschreibt in einer Presseinfo vom 21.08.2023 ein Demenzrisiko bei langfristigem Gebrauch von Protonenpumpenhemmern (PPI). Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN: „Eine dauerhafte Verschreibung und die längerfristige Behandlung mit PPI ohne gesicherte Indikation sollte nicht erfolgen und die Patientinnen und Patienten sollten auf mögliche Risiken bei Langzeitgebrauch hingewiesen werden, auch in den Apotheken, da kleine PPI-Packungen frei käuflich sind“ (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 9903#p9903 ).

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3722
Registriert: 09.12.2013, 08:22

Medikamente im Alter - Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?

Beitrag von WernerSchell » 01.09.2023, 10:41

Heute, 01.09.2023, in den sozialen Medien gepostet:

Es gibt zahlreiche riskante Medikamente für ältere Menschen! - Die insoweit hilfreiche aktualisierte Priscus-Liste wurde u.a. von Frau Prof. Dr. Petra Thürmann vorgestellt (= Podiumsgast beim Neusser Pflegetreff am 14.11.2012). Näheres wird in der im Juni 2023 vom Bundesgesundheitsministerium für Bildung und Forschung vorgestellten Broschüre "Medikamente im Alter - Welche Wirkstoffe sind ungeeignet?" erläutert. Eine sehr empfehlenswerte Veröffentlichung … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=664 / > https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikat ... le&v=4

Medikamente im Alter - Broschüre.PNG
Medikamente im Alter - Broschüre.PNG (540.26 KiB) 8845 mal betrachtet

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 3722
Registriert: 09.12.2013, 08:22

Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente

Beitrag von WernerSchell » 07.09.2023, 10:02

Bild

Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente
Kompakte Arbeitshilfe soll Ärztinnen und Ärzte unterstützen


Bild

(07.09.23) 8,3 Millionen ältere Menschen in Deutschland haben 2022 mindestens einmal ein potenziell inadäquates Medikament (PIM) verordnet bekommen, das zu unerwünschten Wechsel- oder Nebenwirkungen führen kann. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Damit war mehr als jeder zweite Mensch ab 65 Jahren (50,3 Prozent) davon betroffen. Grundlage der Auswertung sind die an die 16,4 Millionen älteren GKV-Versicherten verordneten Arzneimittel, die auf der PRICUS-2.0-Liste verzeichnet sind. „Wir haben bei diesem Thema kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Durch Arbeitshilfen für die ärztliche Praxis, Patienteninformationen und auch die kostenfreie Bereitstellung der PRISCUS-2.0-Liste (> https://www.aok.de/gp/fileadmin/user_up ... orlage.pdf ) kann der Transfer in die Praxis unterstützt werden“, so der WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

Im Jahr 2022 ist eine aktualisierte PRISCUS-2.0-Liste von potenziell ungeeigneten Arzneimitteln für ältere Menschen ab 65 Jahren veröffentlicht worden. Anhand dieser Liste und auf Grundlage der alters- und geschlechtsadjustiert hochgerechneten Arzneiverordnungen für über 65-jährige GKV-Versicherte im Jahr 2022 ermittelte das WIdO, dass immerhin 12,3 Prozent aller an ältere Menschen verordneten Tagesdosen potenziell ungeeignet sind. Mit 50,3 Prozent ist damit mehr als jede zweite ältere GKV-versicherte Person davon betroffen. Bei Frauen ist der Anteil der potenziell inadäquaten Medikation laut der Auswertung deutlich höher als bei Männern.

„Die Arzneimittelversorgung der über 65-Jährigen ist geprägt durch die steigende Zahl der Erkrankungen im Alter und die Behandlung mehrerer, parallel vorliegender Krankheiten“, sagt Helmut Schröder. Die Anzahl der gleichzeitig verordneten Arzneimittel nehme mit steigendem Alter deutlich zu. Insgesamt entfielen im Jahr 2022 auf die gesetzlich Krankenversicherten (GKV) ab 65 Jahre 56 Prozent des gesamten GKV-Verordnungsvolumens nach Tagesdosen. 43 Prozent der Versicherten über 65 Jahre wurden mit mehr als fünf verschiedenen Wirkstoffen gleichzeitig behandelt. Ältere Patientinnen und Patienten seien damit besonders gefährdet, unerwünschte Arzneimittelereignisse zu erleiden. „Medikamentennebenwirkungen wie Müdigkeit, Blutdruckabfall oder Sehstörungen können zu Stürzen oder kognitiven Einbußen führen und in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich sein“, so Schröder. Erfreulich sei daher, dass der Verordnungsanteil der potenziell inadäquaten Medikation in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen ist: Hatte der Verordnungsanteil dieser Arzneimittel bei älteren Menschen im Jahr 2013 noch bei 14,6 Prozent gelegen, so lag er 2022 bei 12,3 Prozent.

Eine Auswertung nach Regionen zeigt allerdings deutliche Unterschiede in den Verordnungsraten von PIM-Arzneimitteln: Die geringsten PIM-Anteile werden mit 48,2 Prozent bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen erreicht (Abbildung 3). „Die Spannbreite der regionalen Unterschiede liegt bei 6,6 Prozentpunkten und gibt einen Hinweis darauf, dass in vielen KV-Regionen noch Verbesserungspotenzial besteht“, so Helmut Schröder. Um den Wissenstransfer in die Praxis zu fördern, hat das WIdO eine kompakte Zusammenfassung der PRISCUS-2.0-Wirkstoffe als Arbeitshilfe für Ärztinnen und Ärzte erstellt. Sie steht im Gesundheitspartner-Portal der AOK zum Download zur Verfügung. Schröder verwies zudem auf die kostenlose Bereitstellung der kompletten PRISCUS-2.0-Liste durch das WIdO und eine aktuelle Patienteninformation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Thema.

Das Projekt PRISCUS 2.0 hat zum Ziel, die Arzneimitteltherapie bei älteren Menschen zu optimieren und unerwünschte Arzneimittelereignisse zu reduzieren. PRISCUS 2.0 baut auf der im Jahr 2010 in Deutschland erstellten ersten Fassung der PRISCUS-Liste auf. Ein interdisziplinäres Team aus Wissenschaft und Praxis hat 2022 diese Liste auf den aktuellen Erkenntnisstand erweitert. Mehr als die Hälfte der Verordnungen potenziell unangemessener Medikamente bezieht sich auf Magenschutzpräparate, die sogenannten Protonenpumpeninhibitoren. Diese Medikamente werden bei Beschwerden wie saurem Aufstoßen bis hin zu einem manifesten Magen-Darm-Geschwür verordnet. Aber auch zur Prävention von Magenblutungen bei gleichzeitiger Einnahme von Schmerzmitteln oder Blutgerinnungshemmern kommen sie zum Einsatz. In die Analyse wurden nur PIM einbezogen, bei denen in den Verordnungsdaten eine Dauertherapie von mehr als acht Wochen erkennbar war. Eine Behandlung mit Gerinnungshemmern wird in der Regel dauerhaft durchgeführt, sodass auch eine längere Einnahme von Protonenpumpenhemmern gerechtfertigt sein kann. Nichtsdestotrotz ist die langfristige Einnahme dieser Medikamente vor allem bei älteren Menschen mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose, Knochenbrüche und bestimmte Infektionen verbunden. Protonenpumpenhemmer sind diejenigen Medikamente, die am häufigsten nach kritischer Indikationsstellung abgesetzt werden können.

Ebenfalls zu den häufig verordneten potenziell unangemessenen Medikamenten zählen einige Wirkstoffe gegen Schmerzen, Antidepressiva und Medikamente bei Blasen- und Prostatabeschwerden.


Hintergrundinformationen:
Mann N-K, Mathes T, Sönnichsen A, Pieper D, Klager E, Moussa M, Thürmann PA (2023) Potentially inadequate medications in the elderly: PRISCUS 2.0 – first update of the PRISCUS list. Dtsch Arztebl Int; 120: 3–10. > https://www.aerzteblatt.de/int/archive/ ... ISCUS-list
Thürmann PA, Mann N-K, Zawinell A, Niepraschk-von-Dollen K, Schröder H (2022) Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen – PRISCUS 2.0. In: Schröder H, Thürmann PA, Telschow C, Schröder M, Busse R (Hrsg.): Arzneimittel-Kompass 2022. Qualität der Arzneimittelversorgung. Springer Verlag, Berlin Heidelberg. > https://www.wido.de/publikationen-produ ... pass/2022/


(Pressemitteilung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) vom 07.09.23) > https://www.aok-bv.de/presse/pressemitt ... 26567.html


Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente
Aktuelle Auswertung zeigt: Jeder zweite ältere Mensch erhält potenziell unangemessene Medikamente
Die Pressemitteilung mit Grafiken als PDF zum Download > https://www.aok-bv.de/imperia/md/aokbv/ ... riscus.pdf

Gesperrt