"Tauschbörse soll Wohnungsnot lindern"

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WernerSchell
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"Tauschbörse soll Wohnungsnot lindern"

Beitrag von WernerSchell » 19.12.2019, 08:51

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für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

07.11.2019

An den
Bürgermeister der Stadt Neuss


Sehr geehrter Herr Breuer,
bezahlbares Wohnen ist immer wieder Gegenstand von entsprechenden Forderungen. So auch gestern beim Erfttaler Bürgertreff.
In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Beitrag der Rheinischen Post / NGZ vom 05.11.2019 aufmerksam machen, in dem von einer geplanten Wohungstauschbörse in Düsseldorf die Rede ist ("Tauschbörse soll Wohnungsnot lindern"). Dabei soll es darum gehen, dass z.B. ältere Menschen eine zu große Wohnung mit einer kleineren Wohnung von jungen Familien tauschen. Bei solchen Tauschaktionen könnte auch Barrierefreiheit für ältere Menschen angestrebt werden.
Ähnliche Erwägungen habe ich bereits vor Jahren angestellt und dabei auch die vielfach angesprochenen Möglichkeiten bedacht, dass z.B. Wohnangebote für Studenten gemacht und als Gegenleistung Hilfen im Haushalt oder bei Betreuungen geleistet werden.
Ich nehme nun den o.a. Zeitungsbericht zum Anlass anzuregen, eine Tausch- bzw. Vermittlungsbörse auch für die Stadt Neuss zu prüfen bzw. anzubieten. Ggf. könnte die Vorgehensweise mit der Stadt Düsseldorf abgestimmt werden. Eine Einbeziehung der Lotsenpunkte wäre vielleicht auch möglich.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner


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Quelle. > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... en#p106424

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Am 10.11.2019 wurde der Stadt Neuss ergänzend mitgeteilt:
Sehr geehrter Herr Breuer,
sehr geehrte Damen und Herren,
im Nachgang zu dem nochmals angefügten Schreiben übersende ich Ihnen folgende Hinweise:

(Gem)einsame Stadt? Kommunen gegen soziale Isolation im Alter - Diskussionspapier präsentiert Handlungsempfehlungen! - Näheres unter > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 49#p111149
Ich rege an, die Handlungsempfehlungen für die Stadt Neuss mit aufzugreifen.
Viele Grüße
Werner Schell

WernerSchell
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"Tauschbörse soll Wohnungsnot lindern"

Beitrag von WernerSchell » 10.01.2020, 07:46

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Die Stadt Neuss hat am 18.12.2019 auf meine Zuschrift vom 07.11.2019 wie folgt geantwortet:

Sehr geehrter Herr Schell,

herzlichen Dank für Ihre Anregung zur Einrichtung einer „Wohnungstauschbörse“.

Die Stadt Neuss (Sozialamt) hat die Möglichkeit eines Wohnungstausches bereits vor mehreren Jahren diskutiert. Folgende Ausgangsvoraussetzungen sind dabei bedacht worden:

I. Die Stadt Neuss übt keinerlei Belegungsrechte, wie es in Düsseldorf praktiziert wird, für öffentlich geförderte Wohnungen, aus. Hieraus ergibt sich, dass die großen Vermieter in eigener Verantwortung Wohnraum an potentielle Mieter vergeben. Mieter, die dennoch gewillt sind, einen Wohnungstausch vorzunehmen, wollen letztlich keine höhere Miete für eine kleinere oder größere Wohnung als bislang zahlen. Auch der Vermieter muss mit einem Mieterwechsel einverstanden sein.

II. Sofern sich die betroffenen Parteien einig sind, muss eine Partei die Wohnung freimachen, kann allerdings die andere Wohnung noch nicht beziehen. Hier ist in aller Regel eine Ersatzunterkunft erforderlich, welche von vielen Vermietern nicht mehr zur Verfügung gestellt werden kann. Muss die Wohnung renoviert werden (erforderlich wenn langjährige Mieter einen Wohnungstausch vornehmen), erfolgt der Bezug einer Ersatzunterkunft über einen längeren Zeitraum. Unter Umständen muss ein Teil des Mobiliars vorübergehend eingelagert werden. Hier fallen Kosten an. Durch die Renovierung oder auch eine erforderliche Sanierung können die Mietkosten steigen. Hier sollte bereits vor der Entscheidung, einen Wohnungstausch vorzunehmen, bei allen betroffenen Parteien Einigkeit herrschen. Ob z.B. eine Wohnung barrierearm oder barrierefrei ist, ist dabei noch nicht berücksichtigt.

Viele alleinstehende Seniorinnen und Senioren leben in Wohnungen von mehr als 70 m², weil sie nach dem Auszug der Kinder oder dem Tod des Partners in der vertrauten Wohnung, die sie seit Jahrzehnten bewohnen, bleiben wollen. Zu viele Erinnerungen hängen an diese Wohnung.

III. Der Neusser Bauverein hat vor einigen Jahren 105 Mieter angeschrieben, die älter als 80 Jahre waren und eine Wohnung von über 80 m² bewohnen. Ein Wohnungstausch wurde vorgeschlagen. Insgesamt gab es lediglich 2 Rückmeldungen, so dass die Sache nicht weiter verfolgt wurde. Die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft (GWG) hat keine Mieter angeschrieben.

IV. Um eine Wohnungstauschbörse zu initiieren, bedarf es einer Software, um potentiellen Wechslern die Möglichkeit zu geben, in Kontakt zu kommen. Derartige Programme, welche alle online basiert arbeiten, müssen mit einem entsprechenden Kostenaufwand angeschafft werden. Darüber hinaus ist eine entsprechende Datenpflege notwendig. Zusätzlich sind Beratungsangebote vorzuhalten, damit alle möglichen Fragestellungen von den Parteien bedacht werden.

Wie Sie erkennen können, gibt es viele unbeantwortete Fragen und Aufgabenstellungen, die letztlich zumindest in der logistischen Vorarbeit bedacht werden müssen. Ob sich dann tatsächlich Mietparteien finden, bei denen eine Umsetzung der Maßnahme erfolgreich von statten geht, bleibt abzuwarten.

Ich vermag für die Stadt Neuss derzeit diesbezüglich keine Prognose abzugeben, zumal die Erfolge in anderen Städten trotz erheblicher finanzieller und logistischer Unterstützung sich eher in Grenzen halten. Entsprechende Programme mit finanzieller Unterstützung der Kommune sind in Berlin und auch Frankfurt nicht angenommen worden.

Auch Angebote wie "Wohnen für Hilfen" oder auch "Wohnen auf Zeit" werden eher spärlich angenommen. In Düsseldorf (als Studentenstadt) wurden in 2017 lediglich fünf Wohnpartnerschaften und in 2018 acht Wohnpartnerschaften abgeschlossen. Neuss ist keine Studentenstadt und erheblich kleiner als Düsseldorf. Ob sich hier letztlich der Verwaltungsaufwand eines derartigen Vermittlungsprogramms lohnt, muss an dieser Stelle bezweifelt werden.

Trotz aller Schwierigkeiten, die mit einer derartigen Umsetzung verbunden sind, wird die Verwaltung die Angelegenheit weiter eruieren und gegebenenfalls auch mit möglichen Kooperationspartnern Kontakt aufnehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Reiner Breuer
Bürgermeister


Daraufhin wurde am 19.12.2019 wie folgt geantwortet:

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19.12.2019

An den
Bürgermeister der Stadt Neuss

Sehr geehrte Frau Hildebrandt, sehr geehrter Herr Breuer,

ich danke für Ihre Rückmeldung. Ihre Hinweise kann ich grundsätzlich nachvollziehen, sehe aber dennoch das Erfordernis, am Thema dran zu bleiben. Ich gehe davon aus, dass die Möglichkeiten eines Wohnungstausches zu wenig bekannt sind und daher eine zentrale öffentliche Stelle sich des Themas annehmen sollte. Es wird sich dann zeigen, ob und wie man mit auftretenden Probleme zurecht kommen kann. Die Notwendigkeit, vorab eine Software mit großem Kostenaufwand anschaffen zu müssen, sehe ich nicht. Die demografische Entwicklung verlangt JETZT Antworten. Mit der bloßen Formulierung von Bedenken kommen wir leider nicht weiter.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

WernerSchell
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"Tauschbörse soll Wohnungsnot lindern"

Beitrag von WernerSchell » 11.01.2021, 07:07

Bericht der Neuss-Grevenbroicher Zeitung am 23.12.2020:

Jeder zweite Rentner wäre bereit, seine nach dem Auszug der Kinder oder dem Tod des Partners zu groß gewordene Wohnung gegen eine kleinere, altersgerechte Mietwohnung zu tauschen. Jedoch: Senioren besitzen häufig ältere, meist günstigere Mietverträge. Wer aber wollte für die kleinere Neubauwohnung tiefer in die Tasche greifen als für die große bisherige Wohnung? In Dormagen wird an einer Lösung für das Problem gearbeitet. Dirk Sitterle berichtet. > https://newsletter.rp-online.de/d?o0bws ... rheinkreis

Worauf wartet die Stadt Neuss noch?

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