Mehr als jedes vierte Kind in NRW chronisch krank

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Mehr als jedes vierte Kind in NRW chronisch krank

Beitrag von WernerSchell » 23.11.2019, 08:02

DAK-Gesundheit

Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen – in Nordrhein-Westfalen ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Zwischen Stadt- und Landkindern gibt es große Unterschiede. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, für den die Krankenkasse Versichertendaten von rund 110.000 Kindern in Nordrhein-Westfalen ausgewertet hat. Lesen Sie mehr in unserer Pressemeldung zur Studie.

Mehr als jedes vierte Kind in NRW chronisch krank

Neuer Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit untersucht Behandlungsdaten von rund 110.000 Jungen und Mädchen
Neurodermitis, Asthma, Heuschnupfen – in Nordrhein-Westfalen ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Zwischen Stadt- und Landkindern gibt es große Unterschiede. Das zeigt der neue Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, für den die Krankenkasse Versichertendaten von rund 110.000 Kindern in Nordrhein-Westfalen ausgewertet hat. Laut Studie sind 90 Prozent aller Jungen und Mädchen wenigstens einmal im Jahr beim Arzt oder im Krankenhaus. Und dabei zeigt sich: Bereits Schulkinder leiden vermehrt unter krankhaftem Übergewicht und Rückenschmerzen. Für die Versorgung aller Minderjährigen in Nordrhein-Westfalen gibt die Kasse im Jahr rund 100 Millionen Euro aus.

Im Auftrag der DAK-Gesundheit untersuchte die Universität Bielefeld umfassend die Gesundheits- und Versorgungssituation von Jungen und Mädchen in Nordrhein-Westfalen. Die repräsentative Studie mit Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2016 liefert erstmals systematische Analysen zum Erkrankungsgeschehen bei Kindern. „Wir leisten mit dem Report Pionierarbeit und machen uns stark für Kindergesundheit“, sagt Klaus Overdiek, Leiter der DAK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen. „Wir wollen die gesundheitliche Situation von Kindern besser verstehen und sie in den Vordergrund der politischen Diskussion rücken.“

Chronische Leiden belasten die Kinder

In Nordrhein-Westfalen ist mehr als jedes vierte Kind körperlich chronisch krank. Jungen sind etwas häufiger betroffen als Mädchen. Der Kinder- und Jugendreport wertet 14 verschiedene Erkrankungen aus, die potenziell einen chronischen Verlauf nehmen können. Am häufigsten sind Asthma und Heuschnupfen gefolgt von Neurodermitis und entzündlicher Darmerkrankung. „Das sind Erkrankungen, die den Alltag für Kinder und Eltern erheblich beeinträchtigen können“, betont Klaus Overdiek. In NRW kommen sie häufiger vor als im Bundesdurchschnitt. Das liegt vor allem an Heuschnupfen (plus 17 Prozent) und Asthma (plus 14 Prozent). Bei Asthma bronchiale führen verengte Bronchien zu rasselnder Atmung. Die Patienten leiden anfallsartig unter Husten und Luftnot. Mehr als 250 DAK-versicherte Kinder in Nordrhein-Westfalen mussten 2016 wegen eines Asthmaanfalls ins Krankenhaus. Asthma-Sprays gehören hier zur fünfthäufigsten Arzneimittelgruppe bei Kindern.

Schon Kinder haben Rückenschmerzen

Atemwegserkrankungen stehen insgesamt auf Platz 1 der häufigsten Erkrankungsarten im Kindesalter. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) aller Jungen und Mädchen in NRW leidet mindestens einmal pro Jahr unter einem grippalen Infekt oder einer akuten Bronchitis. In der Häufigkeit dahinter folgen Infektionskrankheiten, Augenerkrankungen, psychische Leiden und Hauterkrankungen. Muskel-Skelett-Probleme wie Rückenschmerzen sind ebenfalls recht häufig. Fast jedes sechste Kind hat wenigstens einmal im Jahr eine entsprechende Diagnose. Ab dem zwölften Lebensjahr ist knapp ein Viertel aller Jungen und Mädchen betroffen. „Das ist alarmierend“, betont Overdiek, „denn frühe Muskel-Skelett-Probleme können im Erwachsenenalter schwere Rückenleiden nach sich ziehen." Ein weiteres Leiden, das mit Bewegungsarmut zusammenhängt, ist krankhaftes Übergewicht. Über alle Altersgruppen hinweg sind knapp vier Prozent betroffen, im Alter zwischen neun und 13 Jahren sechs Prozent. „Bei Schülern der Sekundarstufe I werden für solch verhaltensbezogene Krankheitsbilder die Weichen gestellt“, kommentiert Overdiek die Ergebnisse.

Kränker als im Bundesdurchschnitt

Kinder in Nordrhein-Westfalen sind vergleichsweise kränker als im Bundesdurchschnitt. Zwar dominieren dieselben Erkrankungen wie auf Bundesebene, aber der Anteil der betroffenen Kinder ist vielfach höher. „Mit dem Kinder- und Jugendreport liegen nun belastbare Analysen zur regionalen Häufigkeit bestimmter Erkrankungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt vor“, erklärt Julian Witte, Autor der Studie bei der Universität Bielefeld. „Die Untersuchung im Auftrag der DAK-Gesundheit ist die erste kontinuierliche und erkrankungsartenübergreifende Analyse von solchen regionalen Abrechnungsdaten einer gesetzlichen Krankenkasse.“

„Unterschied zwischen Stadt und Land ist größer als gedacht“

Das höhere Krankheitsniveau in NRW ist vor allem durch den hohen Anteil an Stadtkindern bedingt. Acht von zehn Kindern leben in städtisch geprägten Gebieten. Sie sind anders krank als Gleichaltrige vom Land: Sie leiden häufiger unter extremem Übergewicht (plus 88 Prozent) und sind stärker von Zahnkaries und einer Viruserkrankung betroffen (jeweils plus ein Drittel). Landkinder hingegen haben häufiger eine Neurodermitis (plus fünf Prozent). „Unser Report belegt, dass der Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern in Sachen Gesundheit viel größer ist als gedacht“, betont Klaus Overdiek. Das dokumentieren auch die Leistungsausgaben: Für Arzneimittel und Arztbesuche zahlt die DAK-Gesundheit bei Stadtkindern mehr Geld. „Am höchsten ist die Differenz im Arzneimittelbereich: Wir haben hier 2016 durchschnittlich für jedes Landkind 155 Euro ausgegeben, für jedes Stadtkind 197 Euro, also gut ein Viertel mehr.“ Stadtkinder bekommen deutlich mehr Medikamente zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, zum Beispiel Hals- und Rachentherapeutika (plus 17 Prozent) sowie Schnupfenmittel (plus 13 Prozent). Nur bei den Hilfsmitteln liegen die Ausgaben für Kinder in ländlichen Gebieten um ein Fünftel höher. Der Grund: Landkinder bekommen häufiger eine Brille.

Mehr als 100 Millionen Euro für Kinder und Jugendliche

Insgesamt gab die DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen 2016 rund 101 Millionen Euro für die Behandlung von Kindern aus. Umgerechnet pro Kind waren das durchschnittlich 927 Euro. Davon ging über die Hälfte an Kliniken (34 Prozent) und niedergelassene Ärzte (28 Prozent). Arzneimittel machten etwa ein Fünftel aller Kosten aus, Heil- und Hilfsmittel zusammen 15 Prozent. Reha-Leistungen hatten mit zwei Prozent den geringsten Anteil. Umgerechnet auf alle versicherten Jungen und Mädchen zahlte die Kasse am meisten für Säuglinge. Sie benötigten in Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt pro Kopf und Jahr rund 1.850 Euro.

Prävention an Schulen und Kitas ausweiten

Auf Grundlage des Reports will die DAK-Gesundheit die bestehende Versorgung von Kindern und Jugendlichen weiter optimieren. Außerdem wird die Krankenkasse ihre Prävention an Kitas und Schulen intensivieren. So soll die Präventionskampagne „fit4future“ mit der Cleven-Stiftung für mehr Bewegung, gesunde Ernährung und Stressbewältigung ausgeweitet werden. Das Programm läuft aktuell an mehr als 550 Grund- und Förderschulen in Nordrhein-Westfalen mit rund 112.000 Schülern und soll in diesem Jahr an weiterführenden Schulen und 2020 auch in Kitas starten.
Die DAK-Gesundheit ist eine der größten Krankenkassen Deutschlands. Für die Analyse wurden die Daten von 108.512 minderjährigen Versicherten der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen durch die Universität Bielefeld ausgewertet. Infos zu allen Angeboten, die die Krankenkasse speziell für Kindergesundheit bereithält, unter: www.dak.de/kinder

Quelle: Pressemitteilung vom 06.02.2019
Rainer Lange
DAK-Gesundheit
Pressesprecher Nordrhein-Westfalen
Graf-Adolf-Str. 89, 40210 Düsseldorf
Postfach 10 19 23, 40010 Düsseldorf
Tel.: 0211 550415-1120
mailto: rainer.lange@dak.de
http://www.dak.de/presse
https://www.dak.de/dak/landes-themen/ki ... 48782.html

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Pressemeldung zum Kinder- und Jugendreport 2019 NRW
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Folienpräsentation zum Kinder- und Jugendreport 2019 NRW
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Grafik: Top- 10 der Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in NRW
Download PDF > https://cache.pressmailing.net/content/ ... rt_NRW.pdf

+++
Ähnliche Botschaften z.B.: > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =6&t=22930 > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =6&t=22708 > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =6&t=22398 > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =6&t=22291 - Schnellstmögliches Gegensteuern ist dringend geboten!

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Bericht der Rheinischen Post am 07.02.2019:
Mehr als im Bundesdurchschnitt
Jedes vierte Kind in NRW ist chronisch krank
Düsseldorf Laut eines Krankenkassenreports sind Kinder in NRW kränker als im Bundesdurchschnitt. Besonders häufig leiden Kinder an Neurodermitis und Asthma. Die Ursachen dafür sind NRW-typisch.
... (weiter lesen unter) ... https://rp-online.de/nrw/panorama/jedes ... d-36574029

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DAK Kinder- und Jugendreport 2019 - Buchtipp

Beitrag von WernerSchell » 16.02.2020, 07:32

Buchtipp!

DAK Kinder- und Jugendreport 2019
Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland Schwerpunkt: Ängste und Depressionen bei Schulkindern

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1. Auflage November 2019
Softcover
ISBN: 978-3-96216-568-1
Gewicht: 752 g
Umfang: XXVII, 256 Seiten
Format: 17*24
Artikelnummer: 86216568
24,99 € inkl. MwSt.


Kinder- und Jugendreport 2019

Der jährlich erscheinende Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit analysiert die Daten aller bei der Krankenkasse versicherten Kinder bis zum 17. Lebensjahr. Die Studie dokumentiert, welche Krankheiten im Kindesalter besonders häufig diagnostiziert bzw. behandelt werden und untersucht geschlechts-, alters- und versorgungsspezifische Besonderheiten.

Ängste und Depressionen bei Kindern im Schulalter stehen im Mittelpunkt des zweiten Kinder- und Jugendreportes der DAK-Gesundheit, obwohl sie nicht die häufigsten psychischen Auffälligkeiten im Kindesalter sind. Aber viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen sind ernsthaft in verschiedenen Lebensbereichen beeinträchtigt und tragen ein hohes Gesundheitsrisiko für ihre weitere Entwicklung. Die Ergebnisse dieses Kinder- und Jugendreportes zeigen: Sowohl Bildung, Einkommen als auch psychische Vorerkrankungen der Eltern haben einen bedeutenden Einfluss auf das Risiko, Ängste und Depressionen im Kindesalter zu entwickeln. In diesem Zusammenhang geht der Report auch der Frage nach, wo und auf welche Art und Weise Kinder mit psychischen Auffälligkeiten versorgt werden.

Die Analysen greifen dabei auf Daten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren aus den Jahren 2016 und 2017 zurück und bieten damit einer der bislang umfangreichsten Untersuchungen zur Kindes- und Jugendgesundheit in Deutschland. Neben psychischen Erkrankungen wird die Häufigkeit und Versorgung der relevantesten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter damit erstmalig auch auf Basis von Längsschnittdaten analysiert.

„Ängste und Depressionen sind nicht nur eine große Belastung für die betroffenen Kinder und ihre Familien, sondern stellen unsere ganze Gesellschaft vor Herausforderungen. Die Erkenntnisse unserer Analysen können helfen, zeitgemäße Präventionsmaßnahmen zu entwickeln“, sagt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit.
„Ein Verständnis der Einflussfaktoren auf die Entwicklung psychischer Erkrankungen im Kindesalter ist von enormer
Bedeutung, um insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung den Einsatz sachgerechter und zielgruppenspezifischer
Versorgungskonzepte zu diskutieren“, so Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Mitautor des Reportes.

Quelle und weitere Informationen:
https://www.medhochzwei-verlag.de/Shop/ ... ort%202019

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14 500 Kinder und Jugendliche waren im Jahr 2019 wegen akuten Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus

Beitrag von WernerSchell » 02.03.2021, 09:00

PRESSEMITTEILUNG des Statistischen Bundesamtes (DESTATIS) „Zahl der Woche“ vom 02.03.2021

14 500 Kinder und Jugendliche waren im Jahr 2019 wegen akuten Alkoholmissbrauchs im Krankenhaus

WIESBADEN – Rauschtrinken ist gerade unter Jugendlichen verbreitet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurden in Deutschland im Jahr 2019 rund 14 500 Kinder und Jugendliche von 10 bis unter 18 Jahren wegen akuten Alkoholmissbrauchs stationär in einem Krankenhaus behandelt. Zum Vergleich: In der Altersgruppe der 20- bis unter 25-Jährigen waren es im selben Jahr 8 800 Fälle, bei den 40- bis unter 45-Jährigen 7 800 und bei den 60- bis unter 65- Jährigen 6 200. Ergebnisse der Krankenhausdiagnosestatistik zeigen, dass die Zahlen bei den Kindern und Jugendlichen zwar rückläufig, aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie zur Jahrtausendwende sind. Im Jahr 2000 waren knapp 7
000 Kinder und Jugendliche wegen Alkoholmissbrauchs stationär in Behandlung.
Den Höchstwert der vergangenen 20 Jahre gab es im Jahr 2012 mit rund 18 800 Fällen.

Die vollständige „Zahl der Woche“ sowie weitere Informationen und Funktionen sind im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter https://www.destatis.de/pressemitteilungen zu finden.

Herausgeber:
DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44
www.destatis.de/kontakt

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Wir müssen uns schnellstens um die notleidende Kindergesundheit kümmern

Beitrag von WernerSchell » 28.12.2022, 17:00

Ein Diskussionsbeitrag zum Thema übergewichtige Kinder bei Facebook:

Wir müssen uns schnellstens um die notleidende Kindergesundheit kümmern. Vielfältige Fehlentwicklungen türmen sich auf, u.a. die Gewichtzunahme mit späteren Krankheitsfolgen … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?t=41&f=7 (rd. 70 Beiträge informieren). Es sind dringend geeignete Maßnahmen nötig - u.a. wäre ein Schulfach "Gesundheit" wichtig - vielfach gefordert …. > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=286 (9 Beiträge). - Nach aktuellen Daten sind im Übrigen in Deutschland bereits etwa 2/3 der Männer und rd. 50% der Frauen übergewichtig.

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Deutlich mehr Kinder mit Übergewicht

Beitrag von WernerSchell » 16.06.2023, 18:30

Die NGZ berichtete am 16.06.2023 über ein Thema, über das schon seit vielen Jahren informiert wird:
"Deutlich mehr Kinder mit Übergewicht"

Adipositas Kinder NGZ 16062023.jpg
Adipositas Kinder NGZ 16062023.jpg (4.51 MiB) 4361 mal betrachtet

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Präventionsradar der DAK-Gesundheit: Benachteiligte Schulkinder häufiger einsam und krank

Beitrag von WernerSchell » 27.07.2023, 10:27

DAK-Gesundheit


Präventionsradar der DAK-Gesundheit: Benachteiligte Schulkinder häufiger einsam und krank

In Deutschland geht es sozial benachteiligten Schulkindern deutlich schlechter als Gleichaltrigen aus gut gestellten Familien. Viele haben häufiger Schmerzen, depressive Symptome oder Schlafprobleme als Gleichaltrige mit hohem Sozialstatus. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit für das Schuljahr 2021/2022, der heute in Berlin vorgestellt wurde. DAK-Vorstandschef Storm fordert eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit. Das Bundesfamilienministerium bekräftigt seine Forderung nach einer Kindergrundsicherung – auch um die Gesundheit der Heranwachsenden zu schützen. Lesen Sie mehr in der nachfolgenden Pressemitteilung vom 27.07.2023.

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Benachteiligte Schulkinder häufiger einsam und krank
• DAK-Präventionsradar: Schulstudie vergleicht Gesundheit und Wohlbefinden nach Sozialstatus in Pandemie-Zeiten
• Kinder mit niedrigem Sozialstatus sind eher einsam (50%), haben Schmerzen (38%) und Schlafprobleme (49%)
• DAK-Vorstandschef Storm fordert eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit


In Deutschland geht es nach Ende der Pandemie sozial benachteiligten Schulkindern deutlich schlechter als Gleichaltrigen aus gut gestellten Familien. Die Hälfte der Jungen und Mädchen mit niedrigem Sozialstatus ist einsam. Viele haben häufiger Schmerzen, depressive Symptome oder Schlafprobleme als Gleichaltrige mit hohem Sozialstatus. Mehr als ein Fünftel der sozial benachteiligten Schulkinder hat wegen Schlafproblemen sogar schon einmal Schlafmittel genommen. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit für das Schuljahr 2021/2022. Für die breit angelegte Schulstudie hat das IFT-Nord in Kiel rund 15.000 Jungen und Mädchen der Klassen 5 bis 10 in insgesamt 14 Bundesländern befragt und die Ergebnisse mit den Vorjahren verglichen. Als Konsequenz aus der aktuellen Studie fordert DAK-Vorstandschef Andreas Storm eine gezielte Präventionsoffensive in den betroffenen Schulen. Das Bundesfamilienministerium bekräftigt seine Forderung nach einer Kindergrundsicherung – auch um die Gesundheit der Heranwachsenden zu schützen.

„Wir wissen seit Jahren, wie bestimmend die soziale Herkunft für den Bildungserfolg ist. Unser Präventionsradar zeigt als Frühwarnsystem jetzt eindrücklich auf, dass auch Chancen auf eine gute Gesundheit ungerecht verteilt sind“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wenn es vom familiären Hintergrund abhängt, ob Schulkinder einsamer sind, mehr Schmerzen und depressive Symptome haben oder schlechter schlafen, dann müssen wir handeln. Wir brauchen eine gezielte Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit.“

Laut DAK-Präventionsradar fühlt sich jedes dritte Schulkind der Klassen 5 bis 10 oft allein und ausgeschlossen und hat das Gefühl, keine Freunde zu haben. In der Gruppe mit einem niedrigen Sozialstatus ist sogar die Hälfte von Einsamkeit betroffen. Auch bei körperlichen Beschwerden schneiden sozial benachteiligte Schulkinder schlechter ab. 38 Prozent von ihnen haben mindestens einmal pro Woche eine oder mehrere Arten von Schmerzen, bei gut situierten Kindern sind es 21 Prozent. Unter allen befragten Schulkindern sind Kopf- und Rückenschmerzen mit 27 beziehungsweise 25 Prozent besonders verbreitet. Von regelmäßigen Bauchschmerzen berichtet etwa ein Fünftel (19 Prozent). In Bezug auf depressive Symptome zeigt sich ein vergleichbares Bild: Bei den Befragten mit niedrigem Sozialstatus haben 44 Prozent emotionale Probleme und sind von einer traurigen Stimmung, von Freudlosigkeit oder Selbstwertverlust betroffen. Unter denjenigen mit einem hohem Sozialstatus sind es mit 26 Prozent deutlich weniger.

„Die vergangenen Jahre haben Heranwachsende – insbesondere aufgrund der COVID-19 Pandemie – vor große Herausforderungen gestellt. Jungen und Mädchen aus Familien, die einer niedrigen sozialen Schicht zuzuordnen sind, hatten es schwerer, diese Herausforderungen gut zu bewältigen. Die Daten des Präventionsradars zeigen: je ungünstiger die soziale Situation, desto schlechter der Gesundheitszustand. Dies zeigt sich drastisch in Krisenzeiten. Wir sollten daher besonders diejenigen Heranwachsenden unterstützen, die aus Familien stammen, die wenig Ressourcen zur Verfügung haben, um zu verhindern, dass sich Störungen und Erkrankungen im Jugendalter manifestieren“, erklärt Professor Reiner Hanewinkel als Studienleiter beim IFT-Nord in Kiel. „Um das Ziel von gesundheitlicher Chancengleichzeit zu erreichen, bedarf es jetzt dringend einer breiten Präventionsoffensive, mit Maßnahmen und Strategien auf den unterschiedlichsten Ebenen und einer guten Zusammenarbeit vieler Partnerinnen und Partner“, ergänzt Andreas Storm.

Ekin Deligöz, Parlamentarische Staatssekretärin der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, kommentiert: „Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist elementar wichtig – sie prägt den Lebensweg von Beginn an und damit auch die Entwicklung unserer Gesellschaft. Der ‚Präventionsradar 2023‘ zeigt, dass es vielen Kindern und Jugendlichen grundsätzlich gut geht, aber eben nicht allen und die Kluft wird zunehmend größer.

Das ist alarmierend und zeigt: Wir müssen Präventionsangebote wie die Mental Health Coaches absichern, weil wir sie für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in Schulen dringend brauchen. Zudem brauchen wir eine Kindergrundsicherung, die vor Armut und Benachteiligung schützt und damit auch die Gesundheit fördert.“

Im vergangenen Jahr hatten die Bundesministerien für Gesundheit und für Familien, Senioren, Frauen und Jugend eine Interministerielle Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ eingesetzt. In ihrem Abschlussbericht im Februar 2023 erklärten die Ministerien unter anderem, an ausgewählten Schulen Mental Health Coaches einzuführen, die sich präventiv um die Stärkung der seelischen Widerstandskraft von Schulkindern und weitere Gesundheitsaspekte kümmern. „Wir brauchen dringend eine Präventionsoffensive für gesundheitliche Chancengleichheit. Dass im kommenden Schuljahr erstmals Mental Health Coaches ihre Arbeit aufnehmen sollen, ist hierfür ein guter Einstieg“, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Sie müssen ganz gezielt dort eingesetzt werden, wo der Bedarf besonders groß ist und wo zum Einzugsgebiet der Schulen besonders viele sozial benachteiligte Familien gehören.“

Ein weiteres Ergebnis des DAK-Präventionsradars: Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Schulkinder haben mindestens einmal pro Woche Schlafprobleme. Etwa die Hälfte der Jungen und Mädchen aus Familien mit niedrigem Sozialstatus schlafen schlecht. Etwa ein Fünftel (22 Prozent) von ihnen hat deswegen schon einmal Schlafmittel genommen. Eine große Rolle bei den Schlafproblemen der sozial benachteiligten Schulkinder spielen exzessive Bildschirmzeiten. Die Studie zeigt, dass benachteiligte Jungen und Mädchen deutlich mehr Zeit am Bildschirm verbringen als besser gestellte Mitschülerinnen und Mitschüler. Und lange Zeiten am Handy, an der Spielekonsole und am Laptop sind nach Modelrechnungen auf Grundlage der Befragungsergebnisse deutlich mit häufiger auftretenden Schlafproblemen assoziiert.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands und engagiert sich besonders für Kinder- und Jugendgesundheit.

Quelle: Pressemitteilung vom 27.07.2023
DAK-Gesundheit
Pressestelle
Telefon: 040-2364 855 9411
E-Mail: presse@dak.de


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Pressemeldung
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Folienvortrag
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Statement
20230727_Statement_Staatssekretärin.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... %88rin.pdf
Grafik
20230727_Grafikblatt_Präventionsradar.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... sradar.pdf
Ergebnisbericht_2022_2023.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... 2_2023.pdf

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Kinder: Bildschirmzeit macht das Hirn kaputt

Beitrag von WernerSchell » 18.11.2023, 07:19

Kinder: Bildschirmzeit macht das Hirn kaputt

Mehrere Bereiche und die Formbarkeit des Denkorgans von Kindern bis zwölf Jahren betroffen


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Die Zeit, die Kinder vor dem Fernseher oder mit Computer-Spielen verbringen, hat messbare und langfristige Auswirkungen auf die Gehirnfunktion. Zu dem Ergebnis kommen Forscher der Education University of Hong Kong, der Shanghai Normal University und der Macquarie University. Dafür sind die Daten von 23 Jahren Neuroimaging-Forschung analysiert worden. Neben den negativen Folgen sind jedoch auch einige positive Aspekte gefunden worden. Statt einer Einschränkung der Bildschirmzeit raten die Experten zu Programmen, die eine positive Entwicklung des Gehirns fördern.

Daten von 30.000 Kindern

Das Team hat 33 Studien mit Daten von mehr als 30.000 Teilnehmern untersucht, bei denen mittels Neuroimaging-Technologie die Folgen der digitalen Technologie auf die Gehirne von Kindern unter zwölf Jahren untersucht wurden. Die Bildschirmzeit führt konkret zu Veränderungen des präfrontalen Kortex. Dieser Bereich ist für exekutive Funktionen wie das Arbeitsgedächtnis und die Fähigkeit zu planen oder flexibel auf Situationen zu reagieren, verantwortlich.

Zusätzlich, so die Experten, gibt es Auswirkungen auf den Parietallappen, der eine wichtige Rolle beim Gedächtnis, dem Hören und der Sprache spielt. Auch der Occipitallappen ist betroffen. Er hilft dabei, visuelle Informationen zu interpretieren. Die Forscher wollten zudem herausfinden, wie sich digitale Aktivitäten während wichtiger Phasen der Entwicklung auf die Plastizität des Gehirns oder seine Formbarkeit auswirken. Es ist bereits bekannt, dass die visuelle Entwicklung großteils vor dem achten Lebensjahr stattfindet. Entscheidend für den Spracherwerb hingegen sind die Jahre vor dem zwöften Geburtstag.

Auch Aufmerksamkeit leidet

Die Studien sind zwischen Januar 2000 und April 2023 erschienen. Das Alter der Kinder begann bei sechs Monaten. Am häufigsten wurden "Screen Based Media" der Teilnehmer genutzt, gefolgt von Games, virtuellen visuellen Szenen, dem Schauen und Editieren von Videos sowie der Nutzung des Internets oder Pads. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass diese frühen digitalen Erfahrungen signifikante Auswirkungen auf die Form und die Funktion des Gehirns von Kindern haben. Die meisten Auswirkungen werden von den Wissenschaftlern jedoch als negativ angesehen.

Zu den von manchen Studien nachgewiesenen negativen Auswirkungen gehört die Art und Weise, wie sich die Bildschirmzeit auf die Gehirnfunktion auswirkt, die für Aufmerksamkeit, die exekutiven Kontrollfähigkeiten, die inhibitorische Kontrolle, kognitive Prozesse und die funktionale Konnektivität entscheidend ist. Andere Studien legen hingegen nahe, dass mehr Bildschirmzeit mit einer niedrigeren funktionalen Konnektivität in Gehirnbereichen in Verbindung steht, die mit der Sprache und der kognitiven Kontrolle zusammenhängen und sich so nachteilig auf die kognitive Entwicklung auswirken.

Auch bei der Nutzung von Tablets, Videospielen und starker Internetnutzung wurden negative Auswirkungen auf das Gehirn festgestellt. Es gab jedoch auch sechs Studien, die nachgewiesen haben, dass diese digitale Erfahrung auch positive Auswirkungen auf die Funktionalität des Gehirns der Kinder haben kann. Die Forschungsergebnisse wurden in "Early Education and Development" veröffentlicht.

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Hongkong (pte022/17.11.2023/12:30)

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