Quartierskonzepte gestalten – Kommunen in der Pflicht ...

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WernerSchell
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Lotsenpunkt in Erfttal kann Arbeit fortführen

Beitrag von WernerSchell » 23.07.2017, 18:02

Die Finanzierung des Erfttaler Lotsenpunktes durch den Diözesan-Caritasverband in Köln ist auslaufen. Die Stadt Neuss hat nun die Finanzierung übernommen. Das ist gut so. In den Medien wird aber so informiert, als sei jetzt erstmals in Erfttal ein Lotsenpunkt eingerichtet worden. Das ist so falsch. Und daher gab es von hier folgende Klarstellung:

Im Rahmen der altengerechten Quartiershilfen in Neuss-Erfttal gibt es seit Jahren neben vielen anderen Angeboten einen erfolgreich praktizierten Lotsenpunkt. Dieser wurde bisher vom Diözesan-Caritasverband in Köln finanziert. Diese Finanzierung ist entfallen. Die Stadt Neuss hat jetzt lediglich diese Lücke durch eine bescheidene Projektfinanzierung geschlossen. Damit kann der bestehende Lotsenpunkt fortgeführt werden. Neu ist allenfalls die Finanzierung, aber nicht die Lotsenpunktarbeit selbst. Es ist daher für alle Beteiligten missverständlich, wenn dahingehend informiert wird, als sei jetzt erstmals eine Lotsenpunktarbeit möglich.
Im Übrigen sind die Erwägungen, ältere Menschen gezielt auf etwaige Hilfeerfordernisse anzusprechen, schon länger in der Diskussion. Ich hatte bereits Gelegenheit, mich vor Jahren in der Gesundheitskonferenz des Rhein-Kreises Neuss mit guten Argumenten für "präventive Hausbesuche" einzubringen (eine andere Bezeichnung für das, was die Lotsenpunkte bieten). Leider hat sich seinerzeit der Rhein-Kreis Neuss nicht zu einer Finanzierung in Erfttal entschließen können, weil es streitige Diskussionen im Sozialausschuss gab und dann letztlich ein Projekt gestartet wurde, das mit Hilfe von EU-Geld gefördert wurde. Angesichts dieser Situation ist es natürlich begrüßenswert, dass die Stadt Neuss die Lotsenpunktarbeit in Erfttal weiter finanziert. Solche Lotsenpunkte und weitere Hilfestrukturen müssen aber weiter ausgebaut werden. Die Kommunen sind angesichts der demografischen Entwicklung gefordert, altengerechte Quartiersarbeit umfänglich gestalten zu helfen und zu finanzieren. - Werner Schell - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Verschlossene Heim-Außentür als feM

Beitrag von WernerSchell » 12.08.2017, 06:03

Am 12.08.2017 bei Facebook gepostet:
Verschlossene Heim-Außentür als freiheitsentziehende Maßnahme (feM) -
BESCHLUSS des BUNDESGERICHTSHOFES vom 24. Mai 2017 - XII ZB 577/16 - informiert.
>>> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =2&t=22241

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Klartext: Pflegesystem gehört auf den Prüfstand!

Beitrag von WernerSchell » 03.09.2017, 07:53

Am 03.09.2017 bei Facebook gepostet:
"Team Wallraff" war wieder aktiv und hat eine neue Diskussion über menschenwürdige Pflege ausgelöst. Zahlreiche Medien haben berichtet. Was wir hören, sind die bekannten Mängelberichte, die im Wesentlichen in den unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen ihre Ursache haben. - Dass der Gesetzgeber im Zusammenhang mit dem seit längerer Zeit bekannten Pflegenotstand gefordert ist, sagt Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren unter Vorlage von konkreten Vorschlägen / Forderungen. Diese wurden wiederholt bei den Neusser Pflegetreffs mit H. Gröhe, BMG, K.J. Laumann, Pflegebeauftragter usw. diskutiert. Alle, die jetzt nach drei Pflegereformgesetzen mit klugen Ratschlägen auftauchen, haben sich an den zurückliegenden streitigen Diskussionen leider nicht wirklich beteiligt. Alle waren u.a. zu den Neusser Treffs eingeladen! - Ein aktueller Klartext informiert nochmals zum Thema > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=22268

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Pflegenotstand auflösen & Quartiershilfen gestalten

Beitrag von WernerSchell » 01.01.2018, 09:17

Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 13#p101513

Am 01.01.2018 bei Facebook gepostet:

Bild

"Pflegenotstand auflösen & Quartiershilfen gestalten" ist die Herausforderung für das neue Jahr 2018! Die Bedürfnisse der Patienten und pflegebedürftige Menschen gehören in den Mittelpunkt aller Erwägungen, und nicht etwa die Ökonomie. Mehr personelle Zuwendung und ganzheitliche Betrachtung der kranken und hilfebedürftigen Menschen erscheinen dabei unabdingbar! - Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wird sich in diesem Sinne weiter engagieren.
>>> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 12#p101512

Und was noch wichtig ist:
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.
Katharina von Siena

Vorsorglich stelle ich vor:

Neujahrsgebet des Pfarrers von St. Lamberti
zu Münster aus dem Jahre 1883:


Herr, setze dem Überfluss Grenzen –
und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen –
und auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort –
und erinnere die Männer an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit –
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute,
die wohl tätig – aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden gute Deutsche –
und den Deutschen eine gute Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen –
aber bitte nicht sofort.


Man könnte dem Text noch aus aktuellem Anlass hinzufügen:

„Gib den Politikern und sonst Verantwortlichen die Einsicht, dass die Pflege - Rahmenbedingungen in Krankenhäusern und Heimen schnellstmöglich verbessert werden müssen und lasse deutlich werden, ... dass es nur mit mehr Pflegepersonal eine bessere Pflege geben kann. Denn nicht ökonomische Erwägungen dürfen dominieren, sondern allein die Interessen der kranken und pflegebedürftigen Menschen.“

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Pflegebedarf im Rhein-Kreis steigt weiter an - Fachleute diskutierten ...

Beitrag von WernerSchell » 14.01.2018, 08:23

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Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung berichtete am 29.11.2017 in einer Sonderveröffentlichung über:

"Pflegebedarf im Rhein-Kreis steigt weiter an - Fachleute diskutierten am Runden Tisch der Neuss-Grevenbroicher Zeitung über die Zukunft der Pflege"

Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, war beim Runden Tisch dabei und nahm zu wichtigen Fragen, wie z.B. Pflegenotstand und Quartiersentwicklung, Stellung. - Der gesamte Text ist unter folgender Adresse abrufbar: http://sonderveroeffentlichungen.rp-onl ... 7/59572937

+++
Aus Forum:
Die Örtliche Planung für den Rhein-Kreis Neuss ist seit dem 20.12.2017 online verfügbar.

Der entsprechende Link: > http://www.rhein-kreis-neuss.de/de/verw ... anung.html

In dem vorgelegten Planungsbericht wird auch Pro Pflege ... mit seinen Aktivitäten erwähnt:
Für eine Verbesserung der Pflegerahmenbedingungen und Sicherung einer nachhaltigen Finanzierung des Pflegesystems setzt sich das Pro-Pflege-Selbsthilfenetzwerk ein, welches sich als Interessensvertretung für pflegebedürftige und behinderte Menschen versteht und der Selbsthilfe einen hohen Stellenwert zuordnet.

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Pflegenotstand und keine Ende ...

Beitrag von WernerSchell » 15.01.2018, 07:30

Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =3&t=22463

Pflegenotstand - Auswege der Misere - Statement aus Patientensicht vom 02.02.2010 - Die Ausführungen sind weiter aktuell - denn verbessert hat sich seit 2010 nichts - im Gegenteil!

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Vor und nach der Bundestagswahl am 24.09.2017 hat es zahlreiche Erklärungen zum Pflegenotstand gegeben. Alle Parteien haben sich mit Reformankündigungen nahezu überboten. Bis zum Abschluss der Sondierungsgespräche von Union und SPD sind aber keine überzeugenden Vorstellungen präsentiert worden, wie der Pflegenotstand JETZT endlich einer Lösung zugeführt werden soll. Das Sondierungsergebnis vom 12.01.2018 ist völlig unzureichend. Kritische Anmerkungen waren daher zwingend geboten. > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 46#p101746
Es ist nun nicht etwa so, dass der Pflegenotstand erst in den letzten Monaten entstanden wäre. Nein, diesen Notstand gibt es seit mehr als 20 Jahren, allerdings mit zunehmender Tendenz. Für die Gestaltung der verabschiedeten Pflegestärkungsgesetze I, II und III gab es von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ein umfangreiches Statement mit zielführenden Vorschlägen, dass dem Bundesgesundheitsminister beim Neusser Pflegetreff am 13.05.2014 übergeben wurde. > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf
Vorausgegangen waren zahlreiche weitere Erklärungen zum Gesundheits- und Pflegesystem, immer verbunden mit konkreten Handlungsanforderungen. Bereits für eine Veranstaltung am 02.02.2010 wurden die Mängel des Systems konkret beschrieben und der Pflegenotstand mit seinen nachteiligen Folgen für alle Beteiligte verdeutlicht. Der Beitrag wird aus aktuellem Anlass noch einmal präsentiert. Es kann sich ernstlich niemand damit herausreden, man habe das Ausmass der Misere nicht gekannt:


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Redebeitrag
Werner Schell – Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
bei Veranstaltung am 02.02.2010 in Köln
Tagungsort: Caritas-Akademie,
Wertmannstr. 1a, 50935 Köln-Hohenlind
Pflegesituation in Krankenhäusern aus Patientensicht

Quelle: http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... hp?t=13301

Pflegesituation in Krankenhäusern aus Patientensicht

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich begrüße es sehr, dass der personelle Notstand in den Pflegesystemen hier und heute thematisiert wird.

Woran es meiner Meinung nach seit geraumer Zeit mangelt, ist die deutliche Beschreibung und Aufarbeitung eines Problems, das nicht nur einer berufspolitischen Erörterung bedarf. Dieses Problem wirkt nämlich in die gesamte Gesellschaft und geht uns damit alle etwas an.

Es ist mehr als überfällig, auch außerhalb der Fachkreise über die personelle Not in unseren bundesdeutschen Pflegesystemen zu sprechen und für die allseits gewünschte und geforderte gute Pflege einzutreten.

Pflegebedürftige Menschen, Patienten und ihre Angehörigen wünschen sich in schwierigen Krankheitssituationen vor allem bestmögliche ärztliche Versorgung und Pflege und legen daher Wert auf entsprechende auskömmliche Betreuungs- und Versorgungsstrukturen - personell wie sachlich.

In § 107 Abs. 1 Nr. 3 Sozialgesetzbuch (SGB) V ist bei der Definition, was „Krankenhäuser“ sind, ausgeführt, dass Krankenhäuser Einrichtungen sind , die u.a. „mit Hilfe von jederzeit verfügbarem ärztlichem, Pflege-, Funktions- und medizinisch-technischem Personal darauf eingerichtet sind, vorwiegend durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten der Patienten zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten, Krankheitsbeschwerden zu lindern oder Geburtshilfe zu leisten.“

Interessant an dieser Vorschrift ist, dass hier von „jederzeit verfügbarem Personal“ die Rede ist. Damit ist eigentlich suggeriert, dass es bei der Patientenversorgung keinen Personalmangel geben darf.

Die tatsächlichen Verhältnisse bleiben aber bedauerlicherweise weit hinter dem zurück, was die Menschen erwarten und folgerichtig der Gesetzgeber vorgegeben hat.

Ich freue mich daher, dass ich in dieser Veranstaltung Gelegenheit erhalte, den aktuellen und belegbaren Notstand in Krankenhäusern und Pflegeheimen aus Patientensicht anzusprechen und für Aktivitäten einzutreten, die eine menschenwürdige Behandlung, Pflege und sonstige Betreuung der kranken, behinderten und pflegebedürftigen Menschen ins Auge fassen!

Ich bin seit rd. 40 Jahren in der Selbsthilfe- bzw. in der Patientenschutzbewegung ehrenamtlich aktiv und sehe mit großer Sorge, dass sich in den letzten 10 - 15 Jahren das Gesundheits- und Pflegesystem zum Nachteil von Patienten und Pflegepersonal deutlich verändert hat.

Es wurde eine Politikrichtung begründet, die sich fast ausschließlich an der Kassenlage bzw. an rein marktwirtschaftlichen Erwägungen orientiert!

Ökonomisierung und Wettbewerb ist die aktuelle Devise.

Diagnostik, Behandlung und Pflege erscheinen mir nicht mehr ausreichend patientengerecht – oder sagen wir menschenwürdig - gestaltbar. – Die Folgen und Nebenwirkungen – bis zu den Anfängen einer Rationierung - gehen klar zu Lasten der Patienten und der Gesundheitsberufe.

Die zwangsläufige Folge ist, dass vor allem die Bundesärztekammer die „Priorisierung und Rationierung“ im Gesundheitswesen zum Thema gemacht hat.

Zumindest ergänzende kapitalgedeckte Versicherungsmodelle werden diskutiert. Ob und inwieweit damit eine Entsolidarisierung des Gesundheits- und Pflegesystems eingeleitet wird, darf hinterfragt werden.

Diesen Entwicklungen und neuerlichen Denkmodellen muss m.E. in breiter Front eine Initiative für menschenwürdige Behandlung, Pflege und sonstige Betreuung entgegen gestellt werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegesystem, Betroffene, Angehörige und sonst Interessierte sind daher aufgerufen, auf den deutlich gewordenen Notstand in den Gesundheits- und Pflegesystemen aufmerksam zu machen und grundlegende Änderungen auf solidarischer Basis einzufordern.

Als Streiter für die notwendigen Veränderungen sehe ich die Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter des Gesundheits- und Pflegesystems an vorderster Front!

Allerdings müssen auch die Patienten und die Angehörigen bzw. die Bürgerschaft für ein Aktionsbündnis Pro Pflege …. mobilisiert werden.

Die Leistungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sind vor allem deshalb nicht ausreichend, mancherorts sogar gefährlich, weil es an den zwingend notwendigen Stellen für das Personal, vor allem im pflegerischen Bereich, mangelt!

Es gibt nicht einmal einheitliche und vernünftige Pflegepersonalbemessungssysteme! Die früher für die allgemeinen Krankenhäuser maßgeblich gewesene Pflege-Personalregelung (PPR) wurde ersatzlos aufgehoben.

Der Sorgfaltsmaßstab der §§ 276, 278 BGB ist daher letztlich allein für die Personalbemessung maßgeblich, beliebig dehn- und deutbar.

Personal- bzw. Pflegestellen werden mittlerweile als bloße Kostenfaktoren betrachtet und nach Belieben anderen Bedürfnissen untergeordnet. Die Hoheit über die Budgetgestaltung – und damit auch über Personalstellen - liegt weitgehend bei den Kranken- und Pflegekassen.

Für den Bereich der stationären Pflegeeinrichtungen habe ich in einem Statement vom 10.11.2009 u.a. ausgeführt:

„Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vertritt die Meinung, dass reformerische Maßnahmen einmal die professionell Pflegenden, aber auch die (ehrenamtlich) tätigen Angehörigen betreffen müssen. Die allseits gewünschte und erforderliche Zuwendung für pflegebedürftige Menschen kann nur dadurch gewährleistet werden, dass deutlich mehr Pflegefachpersonal und sonstige Betreuungskräfte zur Verfügung stehen. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk schätzt, dass ein Personalmehrbedarf von rd. 20% vorliegt.
Damit aber dieser Bedarf auf einer seriösen Basis ermittelt werden kann, werden bundesweit geltende Personalbemessungssysteme für dringend erforderlich erachtet. Die zur Zeit zur Anwendung kommenden regional geltenden Personalschlüssel und sonstigen Schätzparameter werden als unzureichend eingestuft mit der Folge, dass eine Anstellung von Personal mehr oder weniger nur den Finanzierungsmöglichkeiten folgt (= Beschäftigung von Pflegepersonal und sonstigen Betreuungskräften nach Kassenlage). Dieser Zustand muss endlich überwunden werden. Dann wäre auch genügend Zeit für angemessene gute Pflege und sonstige Zuwendung gegeben. Ohne ausreichend bemessene Personalausstattungen wird es keine Verbesserungen - und damit eine Abwendung von der sog. Minutenpflege - geben können.
In diesem Zusammenhang muss auch Berücksichtigung finden, dass eine Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate zu einer entsprechend verkürzten Zivildienstzeit führen wird und damit den Pflegesystemen zahlreiche Zivildienstleistende als nützliche Helfer verloren gehen. Die insoweit entstehenden personellen Lücken müssen bei der notwendigen Personaldotierung angemessen Berücksichtigung finden. Der Personalmehrbedarf wird bei einer Verkürzung des Wehrdienstes deutlich über der o.a. Schätzmarke liegen.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Wer alte und kranke Menschen mit so wenig Personal (Geld) allein lässt, der verachtet sie!“

Eine nicht bestreitbare Erklärung für den Pflegenotstand lieferte bereits am 18.07.2007 u.a. das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) in Köln unter dem Titel „Pflege-Thermometer 2007“:

50.000 Stellen für Pflegekräfte seien, so das Institut, in den letzten 10 Jahren in den Krankenhäusern abgebaut worden.

Nach der „dip“-Studie werden seit 1995 jährlich rd. 1 Million Patienten mehr in den deutschen Kliniken versorgt und betreut. Jede Pflegekraft muss dement-sprechend rd. 23% mehr Patienten versorgen. Die individuelle Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit hat gleichzeitig deutlich zugenommen. In der Pressemitteilung zur „dip“-Studie wurde weiter ausgeführt:

• Nach Einschätzung der befragten Pflegedirektionen wirkt sich die angespannte Personalsituation in der Krankenhauspflege bereits jetzt auf die Patientenversorgung und -sicherheit aus.
So können Umlagerungen, Mobilisationen, Schmerzmittelverabreichungen und Überwachungen von operierten Patienten nicht mehr in jedem Krankenhaus optimal gewährleistet werden.
• In 20 Prozent der Krankenhäuser nehmen die Beschwerden von Patienten und Angehörigen über die Versorgung zu.
• 40 Prozent der Befragten rechnen nicht mit einer Verbesserung der pflegerischen Qualität der Patientenversorgung.
• 30 Prozent der befragten Pflegedirektionen konnten in den letzten beiden Jahren nicht mehr permanent eine ausreichende Pflege-Versorgung anbieten.
• Umgekehrt konnte auch nur gerade mal ein Drittel der befragten Einrichtungen erklären, die grundpflegerische Versorgung und eine regelmäßige Lagerung der Patienten gewährleistet zu haben.
• Nur ein Viertel der Einrichtungen gibt an, eine engmaschige Kontrolle von Patienten, etwa nach einem operativen Eingriff, ausnahmslos gewährleisten zu können. Anders: Dreiviertel der Befragten kann das nicht mehr.
• Als Folge der sinkenden Kontakthäufigkeit zwischen Krankenpflege-Personal und Patienten müssen in mehr als 75 Prozent der Einrichtungen unter Schmerzen leidende Patienten länger als 15 Minuten auf die notwendige Verabreichung von Schmerzmitteln warten.
Prof. Dr. Michael Simon hat u.a. in seiner vielbeachteten Buchveröffentlichung „Personalabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser - Hintergründe – Ursachen – Auswirkungen“ (Hans Huber Verlag) eine eigene Untersuchung präsentiert und dabei u.a. herausgestellt, dass „die Zahl der tatsächlich beschäftigten Vollkräfte im Pflegedienst der Allgemeinkrankenhäuser im Jahr 2006 um ca. 71.000 unter dem Vollkraft-Soll“ lag. Eine eindrucksvolle Darstellung der Pflegenot!

Prof. Dr. Michael Simon folgerte u.a.:

"Je niedriger die Personalbesetzung ist, desto höher ist das Risiko für Patienten. Eine Vielzahl schwerwiegende Komplikationen können sich realisieren; z.B.: Harnwegsinfektion, Sturz, Venenthrombose, Druckgeschwüre, Medikationsfehler, Blutungen, Lungenentzündung."

185 000 Unterzeichner der Kampagne „Uns reicht`s“ haben im September 2008 den Zusammenhang zwischen Pflegekapazität und Patientensicherheit deutlich machen können. Das Bundesgesundheitsministerium war offensichtlich so beeindruckt, dass man seinerzeit die Finanzierung von zusätzlichen 17.000 Stellen für den Krankenhaus-Pflegedienst bewilligt hat. –Nach einer Mitteilung der Pressereferentin des DBfK von Ende 2009 sind die von der Politik versprochenen Hilfen aber bisher kaum bei den Pflegenden angekommen.

Daher ist hier und heute aus Patientensicht folgende Zwischenbilanz gerechtfertigt:

In der Gesundheitsversorgung können vor allem mangels fehlender Pflegekräfte gefährliche Pflegesituationen kaum noch vermieden werden! Die Patientensicherheit muss als ernsthaft gefährdet eingestuft werden.

Ich denke, dass Ihnen solche gefährliche grundsätzlich bekannt sind. Es drängt sich aber auf, an dieser Stelle noch einmal ein wenig komprimiert einige Mangelsituationen zu beschreiben oder auch nur in Erinnerung zu rufen:

Die katastrophale Lage in den Einrichtungen des Gesundheitswesens spiegelt zum Beispiel eine Meinungsumfrage des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V. (DBfK) wider, die am 30.01.2009 vorgestellt wurde. Danach sei, so der DBfK, die Lage sowohl für die Beschäftigten in den Pflegeberufen als auch für die Patienten dramatisch.

2.000 Teilnehmer aus dem Bereich Krankenhaus berichteten u.a.:

- 32,3% erwägen die Berufsaufgabe und den Wechsel in eine andere Tätigkeit mehrfach wöchentlich bis täglich.
- 42,5% würden die eigenen Angehörigen, Freunde oder Bekannte nicht im eigenen Arbeitsbereich versorgen lassen.
- 71,7% sehen die Attraktivität des Pflegeberufes für junge Generationen in den kommenden 10 Jahren drastisch verschlechtert.
- 82,5% sind der Meinung, dass die Personalausstattung im eigenen Arbeitsbereich nicht ausreichend ist.
- Über 2/3 der Teilnehmer (66,8%) sind mehrfach wöchentlich bis täglich mit widersprüchlichen Arbeitsanweisungen konfrontiert, erhalten wichtige Informationen unzureichend oder zu spät und mehr als die Hälfte der Teilnehmer haben fast nie eine geregelte und vollständige Pause.

Der Abschlussbericht zur Online-Umfrage des DBfK wurde am 14.08.2009 öffentlich vorgestellt; er ist im Internet vollständig abrufbar.

In der Zeit vom 01.02. – 30.04.2009 wurde von der Initiative für menschenwürdige Pflege in 9 Akutkrankenhäusern eine Umfrage zum Ausmaß „gefährlicher Pflege“ durchgeführt. Etwa 3.000 Personen waren angesprochen, nahezu 1.000 haben geantwortet. Das Ergebnis im Wesentlichen:

- Fast die Hälfte der Befragten gab an, Lagerungen zur Dekubitusprophylaxe „immer“, „häufig“ oder „regelmäßig“ nicht durchführen zu können.
- Nur etwa die Hälfte der Pflegekräfte könne von sich sagen, dass die Unterstützung dementer oder hilfsbedürftiger Patienten beim Essen und Trinken, die Mobilisierung geschwächter Kranker und die Vitalzeichenkontrollen nach Operationen oder Untersuchungen in Narkose immer geleistet werde.
- Nicht einmal jede fünfte Fachkraft könne sicherstellen, dass auf Schmerzen schnell reagiert wird.
- 4 von 5 Befragten klagen, dass die nicht genügend Zeit für Gespräche mit Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen haben.
- Nur 6% können rechtzeitig jedem Klingelruf folgen.
- Besonders erschreckend: Obwohl in allen Einrichtungen Pflegestandards gelten, können nur noch 4,3% der Befragten diese Standards tatsächlich einhalten.

Da Standards grundsätzlich als Maßstab für sorgfaltsmäßiges Handeln zu gelten haben, sind Fehler und im Gefolge eine Haftung vorprogrammiert.

Zu diesen Befragungsergebnissen passt ein Text aus dem Internet, den ich auszugsweise wie folgt zitiere:

„Wer in ein Krankenhaus eingeliefert wird, erwartet, dass er medizinisch gut behandelt wird und ausreichend Personal da ist, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Doch die Realität ist längst eine andere. …. 36-Betten-Stationen mit Schwerstpflegefällen werden oft nur noch mit zwei Pflegekräften versorgt. Weil keine Schwester da ist, um Patienten zur Toilette zu begleiten, werden Blasenkatheter und Windeln eingesetzt. Wenn kein Pflegepersonal da ist, um Menschen beim Essen und Trinken zu helfen, werden Magensonden und Infusionen gelegt. … Es herrscht … Pflegenotstand in den deutschen Kliniken. Er ist Folge der politisch bewusst herbeigeführten Unterfinanzierung der Krankenhäuser durch Bund, Länder und Kommunen. … Neben den Patienten sind die Krankenhausbeschäftigten die Hauptleidtragenden. Sie versuchen immer wieder den Personalmangel auszugleichen, nehmen ihre Pausen nicht, bleiben über den Dienstschluss hinaus, springen ein, wenn jemand fehlt. Wenn z.B. im Nachtdienst plötzlich eine Pflegekraft ausfällt, hängt jemand aus dem Spätdienst notfalls noch eine Schicht dran. Es gibt Berge von Überstunden, die nicht abgefeiert werden können. …“

Quelle: http://www.trueten.de/archives/4314-Pfl ... euser.html

In einer Pressemitteilung der Fachhochschule Frankfurt am Main vom 14.01.2010 wurden Hinweise zu einer Befragung von mehr als 2.200 im OP-Bereich tätigen Pflegekräften vorgestellt.

Prof. Busse stellt darin u.a. heraus: Auffallend sei die sehr niedrige Quote an Pflegekräften, die ihren Beruf nochmals in demselben Krankenhaus ergreifen würden (rd. 44%). Rd. 56% der MitarbeiterInnen hätten angegeben, dass die Patientengefährdung in den OP-Bereichen zugenommen habe; nur rd.36% meinten, genügend Zeit für die Patientenbetreuung zu haben.

Unabhängig von den vorgestellten Befragungsergebnissen haben mir Pflegekräfte erst kürzlich mitgeteilt:

Aufgrund von Fachkräftemangel auf bestimmten Stationen (u.a. ging es um eine Kinderintensivstation) sind viele neue Mitarbeiter ohne Fachweiterbildung, dadurch stellt sich wieder die Frage nach dem Spritzenschein. Hintergrund dieser Anfrage war, dass behandlungspflegerische Maßnahmen verstärkt „nach unten“ delegiert werden sollen.

Genau dazu passend weitere Berichte:

Pflegefachkräfte sind mit großem Zeitaufwand mit Dokumentationsaufgaben und sonstigem Schriftkram befasst und können daher zum Teil pflegerische Aufgaben beim Patienten nicht selbst wahrnehmen, sie müssen zunehmend vorhandenes Hilfspersonal anleiten und einsetzen. Dass darunter die Qualität der Pflege leidet, versteht sich.

Erst vor wenigen Tagen wurde mir von einer Fachpflegekraft mitgeteilt:

Ein Patient mit Tetraspastik kommt zur Fußoperation, kann seine Arme nicht benutzen. Pflegerisches Problem: 3 mal täglich Essenseingabe a 45 Minuten. Wegen Pflegekräftemangel muss Aushilfe organisiert werden. Die Pflegemitarbeiter können die Hilfe beim Essen nicht gewährleisten.
Ohne die Beteiligung von Angehörigen an bestimmten Verrichtungen, z.B. Essenseingabe, Unterstützung bei Mobilisierungsmaßnahmen, wäre das Arbeitspensum nicht zu schaffen.

Zahlreiche Pflegekräfte, die ich auf mögliche Probleme am Arbeitsplatz angesprochen habe, baten im Übrigen um Verständnis dafür, lieber nichts sagen zu wollen. Man wolle schließlich nichts riskieren, denn letztlich stünde immer der Arbeitsplatz zur Disposition. Die zur Zeit sich verstärkende Tendenz, vielfach nur noch befristete Arbeitsverträge abzuschließen, zeige, wo es lang gehe. Und es sei nicht unbedingt einfach, im Umfeld des momentanen Lebensmittelpunktes eine neue Betätigung zu finden.

Nach eigenen Feststellungen nehmen sich Patienten bei Krankenhausaufenthalten oftmals mit ihren Wünschen und Hilfeersuchen zurück, weil sie sehen, dass die Pflegekräfte total ausgelastet sind, nicht selten gehetzt erscheinen.

Man will dann nicht noch zusätzlich für Druck sorgen, fürchtet eine allzu schnelle Abfertigung. Es werden dann auch in Eigenregie Angehörige oder sonstige Personen mobilisiert, um zu bestimmten Zeiten Hilfeleistungen erhalten zu können.

Die fehlenden Personalstellen für Pflegekräfte und anderer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefährden aber nicht nur Patienten und pflegebedürftige Menschen, sondern führen zunehmend zu unerträglichen Arbeitsverdichtungen für die jetzigen Stelleninhaber und ruinieren deren Gesundheit.

Jeder fünfte Pflegende denkt folglich ans Aufhören – Dies ergibt sich aus einer Forsa-Umfrage aus 2007. – Das muss nachdenklich stimmen!

Der wichtigste Faktor in der Pflege sind die Pflegenden, denn Menschen können nur von Menschen gepflegt werden.

Wir brauchen daher keinen Stellenabbau, sondern eine Ausbildungs- und Beschäftigungsoffensive in allen Bereichen der Pflege – und nicht nur dort!

Wir müssen in dieser Gesellschaft mit den Pflegenden pfleglicher umgehen und ihnen gegenüber die verdiente uneingeschränkte öffentliche Anerkennung und Würdigung bekunden.

Ich jedenfalls will Ihnen in diesem Sinne gerne den Rücken stärken, besonders dann, wenn Sie durch unqualifizierte pflegekritische Äußerungen pauschal für systemische Fehlentwicklung verantwortlich gemacht werden.

Nicht die wirklichen Patientenbedürfnisse scheinen bisher im Mittelpunkt der politischen Betrachtungen zu stehen, sondern allein die Ökonomisierung des „Marktes Gesundheitswesen“. Man könnte folgern: „Monethik statt Ethik.“

Wir müssen uns im Übrigen klar machen:

Die demografische Entwicklung in Deutschland wird die altersmäßige Zusammensetzung der Gesellschaft grundlegend verändern und damit die Versorgungs- und Pflegeprobleme weiter dramatisch verschärfen:

Nach seriösen Schätzungen wird zum Beispiel die Zahl der pflegebedürftigen Menschen von heute über 2 Millionen bis zum Jahre 2050 auf über 5 Millionen ansteigen. Dabei werden die dementiell erkrankten Menschen stark vertreten sein. Deren Zahl wird sich bis etwa 2050 in Richtung 3 Millionen bewegen. Es versteht sich daher, dass diesem Krankheitsbild besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist, auch bei der jetzigen Ausbildung, Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften.

Die Situation pflegebedürftiger Menschen in der BRD am Beispiel Demenz hat bereits den 111. Deutschen Ärztetag 2008 in Ulm veranlasst, eine klare Positionsbeschreibung abzugeben:

Gefordert wurde vom Ärztetag u.a. eine Aufstockung der derzeitigen Personalbudgets um rund 30%. Damit geht die Ärzteschaft über meine eigene Forderung bezüglich einer Personalaufstockung, die bei rund 20% liegen, deutlich hinaus!

Was noch bedenkenswert ist:

Es werden künftig immer weniger Menschen ihre Angehörigen zu Hause pflegen. Kinderlosigkeit und Single-Dasein führen dazu, dass in Zukunft auf jeden Pflegebedürftigen immer weniger Angehörige kommen werden.

Politik und Betroffene müssen sich daher darauf einstellen, dass die Pflege wesentlich stärker als bisher durch professionelle Pflegekräfte erfolgen wird. Entsprechende Folgerungen müssen alsbald gezogen werden. Eine Ausbildungsoffensive in der Pflege erscheint mir unausweichlich. Eine solche Offensive wäre, nebenbei gesagt, auch eine sinnvolle Maßnahme zur Verringerung der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Es würde das Wachstum im Dienstleistungssektor nachhaltig gestärkt.

Unser Pflegesystem hat, wie schon ausgeführt, erhebliche strukturelle Mängel, die bereits aktuell zahlreiche pflegebedürftige Menschen bzw. ihre Angehörige in personelle und finanzielle Not bringen.

Die steigende Zahl der schwerkranken Patienten bzw. pflegebedürftigen Menschen und die insoweit erforderlichen Finanzmittel erfordern daher eine Reform des bundesdeutschen Pflegesystems an „Haupt und Gliedern“.

Wahrscheinlich werden wir demnächst alle für die Gesundheit und Pflege mehr Geld bereithalten bzw. ausgeben müssen. Möglicherweise wird der Konsum zwangsläufig hinter den Vorsorgeanstrengungen zurücktreten müssen!

Insoweit sollten die Bürgerinnen und Bürger bald realitätsbezogene Aufklärung erhalten. Allen bereits jetzt erkennbaren Ansätzen, in Deutschland eine Art Billigpflege in Gang zu setzen, muss mit Entschiedenheit entgegen getreten werden.

Die allseits gewollte gute Pflege muss auch gut bezahlt werden! Daher kann es auch keine kostenneutralen Reformen in den Gesundheits- und Pflegesystemen geben.

Sollten sich die politisch Verantwortlichen weiter an einer wirklichen – den Pflegeberufen und Patienten gerecht werdenden - Reform vorbeidrücken, werden wir in eine Pflegekatastrophe hineinschliddern – pflegemäßig und finanziell!

Ich fordere nach all dem aus Sicht der Patientenselbsthilfe für den Krankenhausbereich eine schnellstmögliche deutliche Aufstockung der Personalstellen, vor allem für den pflegerischen Bereich. Dazu wird es u.a. erforderlich sein, die Krankenhausbudgetierung in der bisherigen Form aufzugeben.

Die Verantwortlichen müssen dabei sicherstellen, dass der nichtärztliche Personalanteil innerhalb des Budgets nicht beliebig als Spardose genutzt werden darf.

Es wird aber auch als sinnvoll erachtet, erneut die Schaffung von bundeseinheitlichen Personalbemessungssystemen vorzusehen, sowohl für den Krankenhaus- wie für den Heimbereich.

Die Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter in den Krankenhäusern und sonstigen Pflegeeinrichtungen müssen deutlicher und auch lauter – zusammen mit Berufsverbänden und Gewerkschaften - ihre Vorstellungen über die notwendigen Veränderungen im Gesundheits- und Pflegesystem äußern. Es muss meines Erachtens ein Zustand beendet werden, bei dem die Pflege beim Gemeinsamen Bundesausschuss, dem sog. Gesetzgeber für das Gesundheitswesen, am „Katzentisch“ sitzt und folglich über keinen entscheidenden Einfluss verfügt. Ein wenig „Lokführermentalität“ würde der Pflege gut tun. - Ich werde dabei gerne im Rahmen verschiedener Aktivitäten unterstützend mitwirken!

So wird es zum Beispiel am 27.04.2010 in der Zeit von 18.00 – 20.00 Uhr in Neuss-Erfttal einen größeren Pflegetreff geben, bei dem der Pflegenotstand und damit zusammenhängende Fragestellungen eine Rolle spielen werden. Es geht um das Thema:

„Welche Pflege wollen wir (uns leisten)?“

Es soll also letztlich aus Patientensicht darum gehen herauszuarbeiten, welche Leistungen in den Pflegesystemen zur Verfügung stehen sollen oder müssen und welche Reformmaßnahmen geboten erscheinen.

Dabei soll auch deutlich auf die pflegerische Unterversorgung in Krankenhäusern und stationären Pflegeeinrichtungen hingewiesen und entsprechendes politisches Handeln eingefordert werden. Es ist beabsichtigt, in diesem Zusammenhang auch auf die Einführung von bundeseinheitlichen Personalbemessungssystemen zu drängen.

Um insoweit fundiert argumentieren zu können, wird beim Pflegetreff auch Herr Prof. Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung und zugleich Vorstandsmitglied an der Katholischen Fachhochschule Köln anwesend sein und unsere Forderungen mit aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen untermauern.

Für die Pflegeverbandsseite wird Frau Gertrud Stöcker, Vorstandsmitglied des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe, in Neuss anwesend sein.

Bei Pflegetreff werden auch Vertreter aus dem Deutschen Bundestag erwartet, so dass diesen Parlamentariern vor Augen geführt werden kann, was wir, die Patienten bzw. Vertreter von pflegebedürftigen Menschen, wollen und wie es um die Personalnot in Krankenhäusern und Heimen bestellt ist.

Zugesagt haben bis jetzt Frau Elisabeth Scharfenberg, MdB / Bündnis90/DieGrünen, und Frau Hilde Mattheis, MdB / SPD. Die beiden Damen sind jeweils pflegepolitische Sprecherinnen ihrer Fraktion.

Das „dip“ hat am 31.08.2009 eine Befragung zur Situation in der Krankenhauspflege gestartet. Befragt werden bundesweit Pflegekräfte in Krankenhäusern (bettenführender Bereich und Intensivstationen). Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen Fragen zur personellen Ausstattung, zu den beruflichen Entwicklungschancen und zur Patientensicherheit.

Da Herr Prof. Isfort als Leiter der neuen Befragungsaktion zum Pflegetreff nach Neuss kommen wird, können wir voraussichtlich die ersten Ergebnisse zur Befragung präsentieren.

Um die Veranstaltung auch wirkungsvoll durchführen zu können, wäre die Anwesenheit möglichst vieler Pflegekräfte wichtig. Wir verstehen die Veranstaltung nämlich auch als Demonstration für eine klar verbesserte pflegerische Versorgung auf der Basis einer guten pflegerischen Personalausstattung.

Wenn Sie dabei mithelfen wollen, sind Sie herzlich zum Pflegetreff eingeladen. Eintrittsgebühren gibt es nicht, auch keine Anmeldeerfordernisse. Geben Sie die Botschaft vom Pflegetreff an Interessierte weiter. Sie helfen damit dem Anliegen „Behebung der Pflegenot“ und unterstützen uns, den Treff zu einer gelungenen Demonstration werden zu lassen.

Wir machen das übrigens alles ehrenamtlich. Sämtliche Referenten kommen ohne Honorar und ohne sonstige Kostenerstattungen.

Zum Pflegetreff können Sie sich im Internet stets aktuell über den Stand der Vorbereitungen informieren:
Quelle: http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... hp?t=12279

Soweit meine Ausführungen.


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Auszubildende in Pflegeberufen leiden unter Zeitdruck - dpa Bildfunk

Die Sondierer haben entgegen ihren Behauptungen anscheinend in Sachen Pflege nichts verstanden. Daher passt die nachfolgende Medizinerbemerkung::

"Nicht jeder, der tat was er konnte, konnte auch, was er tat."
Gerhard Uhlenbruck, Mediziner

WernerSchell
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Groko und Pflege: nichts Halbes und nichts Ganzes!

Beitrag von WernerSchell » 15.01.2018, 13:56

Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 76#p101776

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GroKo und Pflege: nichts Halbes und nichts Ganzes!
Weidner: „Die Menschen wollen eine Reform des Pflegesystems“

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Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung in Köln (DIP) begrüßt vom Grundsatz her die Fortschritte zur Regierungsbildung in Berlin und macht zugleich auf den enormen Handlungsdruck in der Pflege aufmerksam. „Die Aussagen im Sondierungspapier zu Personaluntergrenzen und -bemessung in Krankenhäusern und in Pflegeeinrichtungen, zur Vergütungsentwicklung sowie zur Stärkung der Angehörigenpflege gehen schon in die richtige Richtung“, sagte Professor Frank Weidner, Leiter des DIP. Der Pflegeforscher weist aber auch darauf hin, dass es zur ursächlichen Behebung der Pflegemisere in Deutschland deutlich mehr Mut und Inspiration braucht. „Was noch fehlt, ist ein wirksames und nennenswertes Stellenförderprogramm im gesamten Pflegebereich, Impulse für eine zukunftsorientierte, wohnortnahe Versorgung sowie ein spürbarer Investitionsschub in Arbeit, Bildung, Forschung und Innovation der Pflege. Bislang sind das bestenfalls Reparaturvorschläge, die Menschen wollen aber eine grundlegende Reform des Pflegesystems“, so Weidner.

Das DIP fordert SPD, CDU und CSU auf, in Koalitionsverhandlungen entsprechend nachzulegen. Insbesondere die Tatsache, dass es im Sondierungspapier keine Konkretisierungen für einen Stellenausbau der Pflege im Krankenhaus gebe, wird von Weidner scharf kritisiert. Im Vergleich zu 1995 fehlen in den Krankenhäusern heute rund 25.000 Stellen für die Pflege, es gibt aber fast 60.000 Stellen für die Ärzte mehr. Heute werden fast 4 Mio. Patienten jährlich mehr behandelt als noch 1995. Eine Pflegefachperson muss sich heute um 60 Patienten im Jahr kümmern, 1995 waren es noch 45. Damals arbeiteten statistisch gesehen 3,5 Pflegefachkräfte mit einem Arzt zusammen, heute sind es nur noch zwei Pflegende pro Arzt. „Die Arbeitslast für jede einzelne Pflegefachkraft hat sich alleine dadurch verdoppelt, was auch negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung hat. Die Pflege hat in den letzten 20 Jahren aufgrund des ökonomischen Drucks im Krankenhaus ganz wesentlich und mehr als alle anderen Berufsgruppen geblutet“, erläuterte Weidner.

Das DIP kritisiert, dass im Sondierungspapier kein deutliches Umsteuern für die Pflege im Krankenhaus erkennbar wird. Die Planungen von CDU, SPD und CSU, Personaluntergrenzen in den Krankenhäusern auf allen bettenführenden Stationen einführen zu wollen, sind nach Ansicht des Instituts zwar richtig, aber „das werden halt Grenzen nach unten sein, die bestenfalls verhindern, dass die Relationen noch schlechter werden“, sagte Weidner. In der stationären Langzeitpflege sind von der GroKo 8.000 zusätzliche Fachkraftstellen geplant. Dies wird nach mehreren Runden der Stellenförderung von ungelernten Betreuungskräften in den vergangenen Jahren vom DIP als ein Fortschritt angesehen. Bei rund 13.500 stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland sind das aber gerade einmal 0,6 Stellen pro Einrichtung. Das sei angesichts des enormen Drucks in den Altenheimen „nichts Halbes und nichts Ganzes“, meinte Weidner.

Die Position der Sondierer für die Einführung eines Flächentarifvertrags in der Altenpflege hält das DIP für überfällig und empfiehlt den Tarifpartnern einen solchen Vertrag zeitnah in allen Bundesländern anzugehen und umzusetzen.

Die Forscher des DIP hatten Ende 2017 für einen Masterplan Pflege in Deutschland argumentiert und die zeitnahe Einrichtung eines Runden Tisches aller Beteiligten angeregt, 100.000 neuen Stellen in der Pflege und deutlich höhere Vergütungen gefordert sowie ein Innovationsprogramm für die Zukunft der Pflege angemahnt. Die Kosten für den Masterplan Pflege belaufen sich nach Schätzungen des DIP mittelfristig auf zusätzlich rund 12 Mrd. Euro jährlich. Das Institut plädiert auch für eine stärkere Gesamtschau in der Pflege und eine Abkehr von der berufsbezogenen Betrachtung auf Krankenpflege hier und Altenpflege dort. „In der letzten Legislatur haben die Regierungsparteien das Pflegeberufereformgesetz verabschiedet und damit einer allgemeinen Pflegeausbildung endlich die Tür geöffnet. Es ist nun dringend geboten, diesem Reformschritt weitere folgen zu lassen“, empfiehlt Weidner.

Das gemeinnützige und unabhängige Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (DIP) hat seinen Sitz in Köln an der KatHO NRW. Seit der Gründung im Jahr 2000 hat das Institut mehr als einhundertzwanzig innovative Projekte im Bereich der Pflege-, Pflegebildungs- und Versorgungsforschung durchgeführt und zahlreiche Studien zur Situation der Pflege in Deutschland veröffentlicht. Kontakt: Elke Grabenhorst, Tel: 0221/ 4 68 61 – 30, E-Mail: dip@dip.de

Quelle: Pressemitteilung vom 15.01.2018
Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. Standort Köln Hülchrather Str. 15 50670 Köln Tel. +49 (0) 221/ 46861-30 Fax +49 (0) 221/ 46861-39 E-Mail: dip@dip.de Internet: www.dip.de
http://www.dip.de/fileadmin/data/pdf/pr ... -final.pdf

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Pflege fordert zu Recht glaubwürdige politische Zusagen

Beitrag von WernerSchell » 17.01.2018, 09:23

Die Pflege fühlt sich im Stich gelassen - So die Ergebnisse des CARE Klima-Index 2017 - Kein Wunder, dass die Deutschen überlastetes Pflegepersonal in den Heimen fürchten! - Die professionelle Pflege fordert daher zu Recht glaubwürdige politische Zusagen - JETZT!
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =3&t=22465

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Sofortprogramme für Krankenhauspflege und Altenpflege gefordert

Beitrag von WernerSchell » 18.01.2018, 08:43

Am 18.01.2018 bei Facebook gepostet:
Sofortprogramme für Krankenhauspflege und Altenpflege! Deutscher Bundestag stellt Anträge von Bündnis90/Die Grünen vom 18.01.2017 vor. Downloadhinweise und weitere Beiträge zum Pflegenotstand: > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 28#p101828

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Pflege fordert zu Recht glaubwürdige politische Zusagen

Beitrag von WernerSchell » 22.01.2018, 07:54

Der Pflegenotstand in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen besteht seit vielen Jahren und nimmt - rapide zunehmend - dramatischere Ausmaße an. In einem Statement vom 02.02.2010 habe ich die Situation aus Patientensicht bereits deutlich beschrieben und Auswege aus der Misere aufgezeigt. Diese Ausführungen sind weiter aktuell und müssen den politischen Entscheidungsträgern Veranlassung geben, sofort umfassend gegenzusteuern. Und dazu sind zigtausende neue Pflegestellen und entsprechende Finanzmittel in Milliardenhöhe erforderlich. Wer meint, den Problemen mit kleinen Schritten und bescheidenen Geldsummen nach und nach begegnen zu können, hat das Ausmaß der demografischen Entwicklung mit seinen Folgewirkungen nicht verstanden. - Es gibt sicherlich auch noch andere wichtige Betätigungsmöglichkeiten für unsere politischen Entscheidungsträger. Aber die Auflösung des Pflegenotstandes muss ohne Wenn und Aber alleroberste Priorität haben! - Werner Schell
Siehe das Statement unter folgender Adresse >>> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 63#p101763

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