Arbeitsbedingungen in der Pflege dringend verbessern - alternativlos!

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WernerSchell
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Arbeitsbedingungen in der Pflege dringend verbessern - alternativlos!

Beitrag von WernerSchell » 05.07.2020, 06:13

Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =3&t=23687

Arbeitsbedingungen in der Pflege dringend verbessern - alternativlos!


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„Führende“ Pflegeverbände gehen mit einer Petition in die Offensive und wollen damit Verbesserungen für das Pflegepersonal erreichen (> https://www.openpetition.de/petition/on ... 7wbjsgyzpA ). Die entscheidenden Forderungen bei einer Pflegereform müssen aber vorrangig sein:

Deutlich verbesserte Stellenschlüssel (Rothgang-Gutachten spricht von einem Stellenplus von 36%) und höhere Vergütungen für ALLE Pflegekräfte (die jetzige Mindervergütung für die Altenpflege gehört beendet).

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Darauf müsste mit Rücksicht auf das jahrelange Werben für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege näher eingegangen und die Alternativlosigkeit solcher Verbesserungen ausführlich dargestellt werden. Einige andere Verbesserungen können allenfalls ergänzend sinnvoll sein. … Die Vorschläge der "Führenden Pflegeverbände" müssen mit Rücksicht auf die wirklich wichtigen Reformerwägungen durch eine ausreichende Begründung ergänzt werden. Nur so kann eine Petition, wenn überhaupt, Sinn machen.

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Weiterführende Informationen sind unter nachlesbar
> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =3&t=23508 Dort wird u.a. bemerkt: Es war geplant, beim inzwischen abgesagten Neusser Pflegetreff am 06.05.2020 die aktuellen pflegepolitischen Handlungserfordernisse erneut aufzugreifen und entsprechende Reformmaßnahmen einzufordern (> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =7&t=23481 ). Alle, die im Jahr vor der nächsten Bundestagswahl mit für mehr Druck sorgen wollen, sind zur Unterstützung der hiesigen Aktivitäten ermuntert!

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Aktuelle Pflegethemen wurden auch wiederholt satirisch aufbereitet, z.B.:
- Deutschlands Politiker entdecken den Pflegenotstand | heute-show vom 20.10.2017 > https://www.youtube.com/watch?v=6DcE8janA10
- Pflege in Deutschland: Mies bezahlt, schlechte Arbeitsbedingungen | heute-show vom 14.09.2018 >
https://www.youtube.com/watch?v=rKcKs4o7xso


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Pflegenotstand und die Politik - Klartext am 01.06.2020:

Spätestens mit Abschaffung der Pflege-Personal-Regelung (PPR) 1995 habe ich damit begonnen, mich für die immer deutlicher werdenden Probleme bei der pflegerischen Versorgung von Patienten und pflegebedürftigen Personen zu interessieren. Es gab zunehmend Veranlassung, mich in vielfältiger Weise mittels Stellungnahmen, Briefe an Politiker, Interviews gegenüber Radio- und TV-Sendern für die betroffenen Menschen stark zu machen.

Die daraufhin von mir gegründete Interessenvertretung für pflegebedürftige Menschen - Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk - hat das alles noch einmal deutlicher auf den Punkt gebracht. Vor allem bei den regelmäßígen Neusser Pflegetreffs wurden die maßgeblichen Themen immer wieder angesprochen und lebhaft bzw. kontrovers diskutiert. Rd. 70 Bundespolitiker bzw. sonstige hochkarätige Experten kamen immer wieder gerne zu den Veranstaltungen und bereicherten das jeweilige Podium. Die jeweils diskutierten Themen und aufgezeigten Handlungsanforderungen fanden Niederschlag in Statements, die den zuständigen Ministerien und sonstigen Institutionen zur weiteren Veranlassung übermittelt wurden. Es wurde immer wieder nachgefasst mit der Folge, dass die eine oder andere Verbesserung erreicht werden konnte.

Unabhängig davon habe ich mich seit Mitte der 1979er Jahre im Patientenschutz engagiert und die Gestaltung von Patientenrechten eingefordert. Dabei ergab sich die Möglichkeit, in den zurückliegenden Jahrzehnten vielen Betroffenen mit geeigneten Informationen helfen zu können. In den 1980er Jahren gab es von mir den ersten Patientenratgeber in Deutschland mit dem Titel "Arztpflichten - Patientenrechte". Mittlerweile sind die formulierten Forderungen in das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) übernommen worden (§ 630a ff. BGB). Patientenrecht und Betreuungsrecht sind mehrfach im Jahr Gegenstand von Vortragsveranstaltungen.

Es versteht sich, dass ich auch im Rahmen meiner Lehrtätigkeit an Kranken- und Altenpflegeschulen etc. umfänglich die maßgblichen Themen angesprochen habe. Aufgrund dieser Tätigkeit werde ich auch heute noch von ehemaligen Schülerinnen und Schülern angesprochen und um Rat gebeten.

Vielfältige Informationen zum Gesundheits- und Pflegewesen habe ich über die Jahre auch in mehr als 20 Buchveröffentlichen und hunderten Zeitschriftenartikel verbreiten können. Besonders erfreut hat mich in diesem Zusammenhang, dass mein Lehrbuch "Staaatsbürger- und Gesetzeskunde für die Pflegeberufe in Frage und Antwort" (Thieme Verlag), mit 12 Auflagen viele Pflegekräfte in Aus- und Weiterbildung begleiten konnte.

Was den vielfach diskutierten Pflegenotstand angeht, konnten keine entscheidenden Veränderungen bewirkt werden. Es war letztlich so, dass die politisch Verantwortlichen im Bund und in den Ländern stets anderen Themen Vorrang eingeräumt haben und so das Pflegesystem vernachlässigt wurde. Auch die föderalen Strukturen und die unterschiedlichen Interessen im Gesundheits- und Pflegewesen haben dazu beigetragen, dass es keine klaren Vorstellungen über die notwendigen Reformschritte gab. Obwohl Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk immer wieder angemahnt hat, diesbezüglich die ambulanten und stationären Versorgungsangebote zusammenfassend in den Blick zu nehmen und folgerichtig einen "Masterplan Pflege" zu fordern, sind die verschiedenen Akteure meist nur auf einzelne Interessengebiete fokusiert:

Die Träger von Pflegeeinrichtungen müssen wirtschaftliche Erwägungen berücksichtigen, angestelltes Personal tritt für bessere Pflege-Rahmenbedingungen und höhere Vergütungen ein, ambulant werden Versorgungsnetze und Leistungen eingefordert, die die pflegenden Angehörigen entlasten, Kommunen werden in die Pflicht genommen, Quartiershilfen zur Förderung der ambulanten Versorgung zu gestalten und die politisch Verantwortlichen wollen die Beiträge zur Pflegeversicherung und die Ausgaben für die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen in Grenzen halten. … usw.

Die Tatsache, dass Pflegekräfte nur unzureichend organisiert sind, ist wohl vorrangig dafür maßgebend, dass es bislang mit der Verbesserung der Pflege-Rahmenbedingungen und der Durchsetzung höherer Vergütung nicht wirklich voran gegangen ist. Pflegekräfte sind vielfach Frauen, zum Teil alleinerziehend bzw. in Teilzeit beschäftigt, deren Aktivitäten mehrheitlich nicht auf die Beteiligung an der Pflegepolitik ausgerichtet sind. Selbst die am einzelnen Arbeitsplatz auftretenden Unzulänglichkeiten der Arbeitsbedingungen werden fast ausnahmslos duldend ertragen. Die Möglichkeit, Überlastungsanzeigen zu fertigen, wird eher selten genutzt. Dabei ist natürlich auch mitentscheidend, dass Führungskräfte solche Überlastungsanzeigen meist ausdrücklich nicht wünschen, sich sogar verbitten. Angesichts dieser Situation habe ich immer wieder angeregt, sich in Berufsverbänden oder Gewerkschaften stark zu machen. Alternativ habe ich wiederholt die Gestaltung eines Aktionsbündnisses Pro Pflege anregt und sogar dazu eingeladen. Leider war das alles nicht überzeugend genug, so dass die große Zahl der Pflegenden keine "schlagkräftigen" Möglichkeiten besitzt, für ihre Interessen selbst wirkungsvoll einzutreten. Die seit einiger Zeit gegründeten Pflegekammern können hinsichtlich notwendiger Reformmaßnahmen im Pflegesystem kaum aktiv werden. Ihre Aufgabe liegt schwerpunktmäßig bei Aktivitäten, die das Berufsbild betreffen (z.B. Fort- und Weiterbildung).

Die Bemühungen einzelner Verbände/Vereine/Einzelpersonen, mittels Verfassungsbeschwerden den Gesetzgeber zu entscheidenden Verbesserungen im Pflegesystem zu zwingen, sind alle kläglich gescheitert. Die entsprechenden Beschwerden sind nicht einmal zur näheren Prüfung angenommen werden. So war es auch bei zahlreichen Petitionen. Diese wurden zwar teilweise im Bundestag beraten und mit Antworten beschieden, haben aber nichts verändern können. Das ist sogar nachvollziehbar, weil bei Petitionen die zuständigen Ministerien jeweils um Stellungnahmen gebeten werden und natürlich die bestehenden Rechtsverhältnisse vehement als ausreichend beschreiben. Diese Stellungnahmen empfehlen dann in der Regel eine Zurückweisung der Petitionen. Dem folgt der Petitionsausschuss meist uneingeschränkt.

Nach all dem muss man sich fragen, wer denn hauptsächlich die Verantwortung für die Fehlentwicklungen im Gesundheits- und Pflegesystem trägt. Und da muss man m.E. nicht lange suchen. Denn die maßgeblichen Rahmenbedingungen werden in den Parlamenten gestaltet, vor allem im Deutschen Bundestag. Dort sitzen unsere Abgeordneten und haben die "Hebel in der Hand", hilfreiche Reformgesetz einzufordern und zu beschließen. Das ist offensichtlich seit Jahrzehnten nicht bzw. nur ungenügend geschehen. Kleinschrittige Reförmchen haben die rasante Fortentwicklung von Pflegenotstand mit lebensgefährlichen Versorgungssituationen nicht aufhalten können. Maßgebliche Politiker, die heute so tun, als sei dies alles urplötzlich über uns gekommen, haben jahrelang in den entsprechenden Gremien gesessen und sich nicht wirkungsvoll eingemischt; man könnte auch sagen, ihren Auftrag nicht erfüllt. Daher stellt sich die Frage, wann sich endlich Politiker zu dieser unzureichenden Parlamentsarbeit bekennen und sich bei den Wählerinnen und Wählern entschuldigen.

Letztlich muss es auch darum gehen, durch Prävention und Gesundheitsförderung Krankheiten und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden bzw. deren Eintritt so weit wie möglich hinauszuzögern. Insoweit sind vielfältige Aufklärungsaktivitäten geboten. Die Studienlage macht nämlich deutlich, dass eine gesunde Ernährung, ausreichende Bewegung, Vermeidung von Stress, gute Schlafkultur und das Pflegen von sozialen Kontakten zweifelsfrei positive Wirkungen haben. Es erscheint daher dringend geboten, die Gesundheitsbildung, bereits bei den Kindern beginnend, erheblich zu verstärken. Wenn dies nicht gelingt, wird es zukünftig kaum noch möglich sein, die Anforderungen an das Gesundheits- und Pflegesystem zu finanzieren. Ohne wirkungsvolle Prävention und Gesundheitsförderung droht den Systemen der Kollaps.

Bildung - und damit auch die Gesundheitsbildung - ist übrigens die treibende Kraft hinter dem Zugewinn an Lebensjahren. Eine Studie des Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital in Wien bestätigt dies mit neuen Zahlen (Quelle: Info "Demografische Forschung, 2. Quartal 2019).

Die aktuell aufgezeigten Maßnahmen im Rahmen der "Konzertierten Aktion Pflege" (KAP) präsentierten sich eigentlich nur als eine Zusammenfassung der Vorschläge, die in den zurückliegenden Jahren immer wieder gemacht worden sind. Aber das Schlimme ist, dass die KAP etwas vorgaukelt, was wohl nicht umsetzbar ist. Es mangelt nämlich an einem Finanzierungskonzept. Daher wird es auch aktuell keine wirksamen Verbesserungen geben. Der Unterschied zu früheren Aktivitäten besteht nun darin, dass mit viel Öffentlichkeitsarbeit den BürgerInnen etwas vorgemacht wird. Wie auch in Bezug auf andere Politikfelder geht es im Wesentlichen um die Gunst der Wähler, es findet schlicht ein Wettrennen um zukünftige Wählerstimmen statt. Hinzu kommen Karrierebemühungen einzelner Politiker.

Und was noch bedenkenswert ist:
Die Alterung der Bevölkerung in Deutschland wird sich nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 25.06.2019 trotz hoher Nettozuwanderung und gestiegener Geburtenzahlen weiter verstärken. In den nächsten 20 Jahren sind daher durch den aktuellen Altersaufbau ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter und ein Anstieg der Seniorenzahl vorgezeichnet. - Daraus leiten sich zwangsläufig Forderungen dergestaltet ab, dass sich die bundesdeutsche Gesellschaft schnellstens auf die entsprechende Entwicklung einstellen muss. Es muss an vielen "Schrauben gedreht werden". Dazu gehören, um es noch einmal auf den Punkt zu bringen, deutlich bessere Bedingungen für die Pflegenden in Verbindung mit kommunalen Quartiershilfen, die wohnortnah unterstützend wirken und so dazu beitragen, dass die steigenden Leistungen im Pflegeversicherungssystem in finanzierbare Grenzen gehalten werden können.

Werner Schell

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Wir brauchen fachlich qualifizierte Pflegekräfte in ausreichender Zahl

Beitrag von WernerSchell » 30.08.2020, 06:51

Wir brauchen fachlich qualifizierte Pflegekräfte in ausreichender Zahl (§ 11 SGB XI). Deshalb können Pflegehilfskräfte nur ergänzend eingesetzt werden. Damit insoweit nichts in Schieflage gerät, muss die Fachkraftquote unbedingt erhalten bleiben. Pflegefachkräfte können wir in der Zukunft in ausreichender Zahl gewinnen, wenn wir endlich die Arbeitsbedingungen gut gestalten ( = angepasste Stellenschlüssel und deutlich erhöhte Vergütungen). Es ist leider bereits heute so, dass der Mangel an Fachlichkeit in der Pflege zu unguten Betreuungs- und Versorgungssituationen führt. Das darf durch eine immense Aufstockung der Pflegehilfsquote nicht weiter verstärkt werden. Wir müssen bedenken, dass in den Pflegeeinrichtungen meist die schwerst pflegebedürftigen Menschen untergebracht sind. Diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, erfordert eine mindestens dreijährige Qualifizierung und - damit das auch gesagt ist - gute deutsche Sprachkenntnisse! … Weiter lesen unter > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23783

WernerSchell
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Wertschätzung für die Pflegeversorgung ...

Beitrag von WernerSchell » 09.09.2020, 16:25

Gesundheits- und Sozialexperten haben anlässlich einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bundestages am 09.09.2020 mehr Wertschätzung für die Pflegeversorgung und eine bessere Bezahlung der Fachkräfte gefordert. U.a. wurde ausgeführt, dass sich Wertschätzung der Pflege dringend in besseren Arbeitsbedingungen und in tariflicher Bezahlung widerspiegeln müsse, etwa in der Altenpflege. Nötig sei auch mehr Personal. Im Übrigen wurde mehr Unterstützung für die pflegenden Angehörigen eingefordert. … Näheres unter > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 86#p115086 … Siehe auch unter > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 50#p115050

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Wir brauchen fachlich qualifizierte Pflegekräfte in ausreichender Zahl

Beitrag von WernerSchell » 15.10.2020, 06:03

Aus Forum:
https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 89#p115289


Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


Pressemitteilung vom 24.09.2020


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Wir brauchen fachlich qualifizierte Pflegekräfte in ausreichender Zahl
Das geplante Versorgungsverbesserungsgesetz – GPVG - wird den Pflegenotstand nicht auflösen helfen …



Die Pressemitteilungen des Deutsches Pflegerates und der Diakonie Deutschland haben die Problematik grundsätzlich angesprochen > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 82#p114982 / > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 76#p115276

20.000 Pflegehilfskräfte für die Pflegeeinrichtungen, und jetzt sonst nichts, sind eine glatte Fehlentscheidung. Vor weiteren Stellenzuweisungen muss ein Personalbemessungssystem vorgelegt werden, das seit vielen Jahren überfällig ist (§ 113c SGB XI).

Bereits 2015 habe ich mit Herrn Gröhe, damaliger Bundesgesundheitsminister, beim Neusser Pflegetreff über dieses System gestritten und es für überfällig bezeichnet. Ohne ein deutlich verbessertes Stellenbemessungssystem (an Stelle der jetzigen Stellenschlüssel) und höhere Vergütungen wird es KEINE Verbesserungen in der Altenpflege geben. § 11 SGB XI stellt klar, welche Pflege zu gestalten ist. In den Pflegeeinrichtungen leben meistens die schwerst pflegebedürftigen Menschen. Und die benötigen eine gute pflegerische Versorgung. Diese ist zur Zeit offensichtlich nicht gewährleistet.

Siehe auch die Texte unter
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23783
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23737
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23687
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23508
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=23544
> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 4&p=112535

Werner Schell - Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
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Tarifeinigung im öffentlichen Dienst ...: Deutliche Anhebung für untere Einkommen und Gesundheitsberufe

Beitrag von WernerSchell » 26.10.2020, 08:15

verdi.de - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft

Tarifeinigung im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen: Deutliche Anhebung für untere Einkommen und Gesundheitsberufe

Tarifvertrag öffentlicher Dienst 2020.JPG
Tarifvertrag öffentlicher Dienst 2020.JPG (74.02 KiB) 7332 mal betrachtet


In der Tarifrunde für die rund 2,3 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen haben die Tarifparteien einen Abschluss erzielt. Dadurch steigen die Einkommen tabellenwirksam um 4,5 Prozent in der niedrigsten Entgeltgruppe und -stufe und noch um 3,2 Prozent in der höchsten Eingruppierung. In der Pflege beträgt die Steigerung 8,7 Prozent und in der Spitze für Intensivkräfte rund zehn Prozent. Alle Beschäftigten erhalten zusätzlich noch in diesem Jahr eine Corona-Prämie, für die unteren Entgeltgruppen (1-8) 600 Euro, die mittleren (9-12) 400 Euro, die oberen Lohngruppen (13-15) 300 Euro, für Auszubildende 225 Euro (Bund 200 Euro). Die Tarifvereinbarung läuft bis zum 31. Dezember 2022.

„Das ist unter den derzeitigen Bedingungen ein respektabler Abschluss, der für unterschiedliche Berufsgruppen, die im Fokus der Tarifrunde standen, maßgeschneidert ist“, sagte Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). „Besonders erfreulich ist, dass es uns gelungen ist, deutliche Verbesserungen für untere und mittlere Einkommensgruppen sowie für den Bereich Pflege und Gesundheit durchzusetzen“, betonte Werneke.

Die Löhne und Gehälter werden zunächst zum 1. April 2021 um 1,4 Prozent, mindestens aber 50 Euro sowie zum 1. April 2022 um weitere 1,8 Prozent angehoben. Auszubildende bekommen jeweils 25 Euro mehr. Für die Pflegekräfte wurden gesonderte Gehaltssteigerungen vereinbart. Ab März 2021 wird eine Pflegezulage von 70 Euro gezahlt, die ein Jahr später auf 120 Euro erhöht wird. Die Zulage in der Intensivmedizin wird mehr als verdoppelt auf 100 Euro monatlich, die Wechselschichtzulage steigt von 105 auf 155 Euro monatlich. In den Betreuungseinrichtungen wie Altenheimen wird die Pflegezulage mit einem Plus von 25 Euro auf Gleichstand mit den kommunalen Krankenhäusern gebracht. Ärzte in den Gesundheitsämtern erhalten ab März 2021 eine Zulage von 300 Euro monatlich.

Einen Durchbruch gab es in der Arbeitszeitangleichung Ost/West. Ab dem 1. Januar 2023 sinkt die Ost-Arbeitszeit auf Westniveau. Damit ist ein wesentliches Ziel der Gewerkschaft ver.di erreicht.

„Das außergewöhnlich hohe Engagement der Beschäftigten in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes und die Warnstreiks der letzten Wochen haben die Dringlichkeit einer schnellen Einigung aufgezeigt. Sie waren kurz, für manche in der Bevölkerung schmerzhaft, aber auch notwendig, wie sich gezeigt hat. Ohne Warnstreiks hätte es die notwendige Bewegung in den Tarifverhandlungen nicht gegeben“, sagte Werneke weiter.

Die von den Arbeitgebern geforderten Regelungen zur Abgruppierung in vielen Bereichen konnten abgewendet werden. Für Flughäfen können künftig Notlagen-Tarifverträge vereinbart werden, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Die tarifvertraglichen Regelungen zur Sicherstellung der Übernahme der Auszubildenden wird ebenso fortgeschrieben wie der Tarifvertrag zur Regelung der Altersteilzeit. In den unteren Einkommensgruppen 1 bis 8 wird zudem die Jahressonderzahlung 2022 um fünf Prozent erhöht. Bei den Angestellten der Sparkassen wird künftig ein Teil der Sparkassensonderzahlung in freie Tage umgewandelt.

ver.di strebt die Übertragung des Tarifergebnisses zeit- und inhaltsgleich auf die Beamtinnen und Beamten an.

Berechnungsbeispiele:

Eine Pflegefachkraft im Krankenhaus [Entgeltgruppe7/Stufe 6] mit derzeit rund 3.539,56 Euro Monatseinkommen erhält einschließlich der vereinbarten Zulagen künftig nach allen Anhebungen bis zu 300 Euro mehr.

In den unteren Einkommensgruppen würde etwa ein Beschäftigter der Müllabfuhr [Entgeltgruppe 3/Stufe 6] mit einem Monatseinkommen von 2.822,87 Euro am Ende 101,71 Euro mehr erhalten.

Quelle: Pressemitteilung vom 25.10.2020
Pressekontakt
Jan Jurczyk
ver.di-Bundesvorstand
Paula-Thiede-Ufer 10
10179 Berlin
Tel.: 030/6956-1011 bzw. -1012
Fax: 030/6956-3001
E-Mail: pressestelle@verdi.de
https://www.verdi.de/presse/pressemitte ... 1a4a160129


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Ärzte Zeitung vom 26.10.2020:
Öffentlicher Dienst
Pfleger & Co: Durchbruch im Tarifstreit um öffentlichen Dienst

Zäh verhandelten die Spitzen von Gewerkschaften und Arbeitgebern über mehrere Tage, unter anderem für Pfleger. Am Sonntag wurde die Einigung mitgeteilt: Ein Einkommensplus zwischen 3,2 und 4,5 Prozent je nach Einkommensgruppe. Die Details.
...
Alle Beschäftigten erhalten zusätzlich noch in diesem Jahr eine Corona-Prämie,
für die unteren Entgeltgruppen (1-8) 600 Euro,
die mittleren (9-12) 400 Euro,
die oberen Lohngruppen (13-15) 300 Euro und
für Auszubildende 225 Euro (Bund 200 Euro).
„Das ist unter den derzeitigen Bedingungen ein respektabler Abschluss, der für unterschiedliche Berufsgruppen, die im Fokus der Tarifrunde standen, maßgeschneidert ist“, sagte Frank Werneke, Vorsitzender der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in einer Pressemitteilung. Als besonders erfreulich wertete er die „deutlichen Verbesserungen für untere und mittlere Einkommensgruppen sowie für den Bereich Pflege und Gesundheit.“
... (weiter lesen unter) ... > https://www.aerztezeitung.de/Politik/Pf ... NEWSLETTER


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Der Tarifeinigung müssen weitere Verbesserungen für die Pflege folgen!

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Zu einem Ärzte-Tarifvertrag im ÖGD gibt es keine Alternative

Beitrag von WernerSchell » 26.12.2020, 07:15

Marburger Bund – Bundesverband
Verband der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.
Pressemitteilung vom 26. Oktober 2020



„Zu einem Ärzte-Tarifvertrag im ÖGD gibt es keine Alternative“
Susanne Johna: Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst bleibt meilenweit hinter den Erwartungen der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern zurück


„Ohne einen Ärzte-Tarifvertrag wird es nicht gelingen, ausreichend ärztlichen Nachwuchs für den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu gewinnen. Mit dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst werden die Rekrutierungsprobleme des ÖGD nicht einmal ansatzweise gelöst. Das Ergebnis bleibt meilenweit hinter den Erwartungen der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern zurück. Jetzt zeigt sich einmal mehr: Der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst ist der völlig falsche Ort, Rahmenbedingungen ärztlicher Arbeit zu regeln. Das ist allein Sache einer Ärztegewerkschaft“, erklärte heute Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.

Nach dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst sollen Fachärztinnen und Fachärzte in den Gesundheitsämtern ab 1. März 2021 eine Zulage in Höhe von monatlich 300 Euro erhalten, andere Ärztinnen und Ärzte in den Ämtern gehen leer aus. „Junge Ärztinnen und Ärzte, die ihre Weiterbildung absolvieren, werden sich kaum für den ÖGD entscheiden, wenn sie gegenüber einer Tätigkeit im stationären oder ambulanten Bereich massive Gehaltsverluste in Kauf nehmen müssen. Nur mit einem echten Ärzte-Tarifvertrag lassen sich die bestehenden Unterschiede in der Vergütung dauerhaft ausgleichen. Zulagen sind kein Ersatz für ordentliche Tarifgehälter“, bekräftigte Johna.

Mit der jetzt vereinbarten Zulage wird nicht annähernd die Lücke zu den vom Marburger Bund verhandelten Ärztegehältern geschlossen, die in Krankenhäusern und im Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) gezahlt werden. Fachärztinnen und Fachärzte im ÖGD verdienen teilweise 1.500 Euro brutto im Monat weniger als ihre Kollegen in den Kliniken oder im MDK. „Der milliardenschwere Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst gibt den kommunalen Arbeitgebern genug Möglichkeiten, die Tarifsituation der Ärztinnen und Ärzte im ÖGD nachhaltig zu verbessern. Wir fordern die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände deshalb erneut auf, endlich mit uns an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zu einem Ärzte-Tarifvertrag gibt es keine Alternative. Ohne ihn wird der ÖGD personell weiter ausbluten“, so die MB-Vorsitzende.

________________________________________

Marburger Bund Bundesverband
Referat Verbandskommunikation
Hans-Jörg Freese (Pressesprecher)
Tel.: 030/746846-41
Mobiltel.: 0162 2112425
presse@marburger-bund.de
http://www.marburger-bund.de

Der Marburger Bund ist der Verband aller angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte. Mit rund 127.000 Mitgliedern ist er der größte deutsche Ärzteverband mit freiwilliger Mitgliedschaft und Deutschlands einzige Ärztegewerkschaft.

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Pflegepetition: Wie menschlich ist unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert?

Beitrag von WernerSchell » 24.01.2021, 07:34

Aus Forum:
https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 51#p116851




Angefügt sind
eine Zuschrift des Deutschen Pflegerates e.V. und
eine dazu verfasste Rückmeldung von hier (siehe weiter unten):


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PRESSEMELDUNG
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen:
Berlin (21. Januar 2021, Nr. 3/2021)


Pflegepetition: Wie menschlich ist unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert?
Deutscher Pflegerat unterstützt Petition. Bitte zeichnen Sie diese mit!


„Unser Umgang mit dem Thema Pflege entscheidet darüber, wie menschlich unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert bleibt“ lautet der Schlusssatz der vom STERN am 11. Februar 2021 beim Deutschen Bundestag eingebrachten Petition 117906, betonte heute in Berlin der Präsident des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR), Franz Wagner. Der Deutsche Pflegerat unterstützt die Petition.

„Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen für die Berufsgruppe der Pflegenden aufstehen, uns melden, an Türen klopfen und jeder Einzelne von uns betont: Wir wollen eine bessere Pflege“, sagte Wagner weiter.

„Zeichnen auch Sie daher die Petition mit, wie es bereits über 160.000 Menschen vor Ihnen die letzten 10 Tage getan haben. Werden Sie Teil einer Gemeinschaft, die heute die Weichen dafür stellt, dass sie selbst einmal, wenn sie es benötigen, die Hilfe und Zuneigung in der Pflege bekommen, die Sie sich gerne wünschen.

Die Grundvoraussetzung hierfür ist das Pflegepersonal, von dem allein in Pflegeheimen heute bereits 120.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu wenig für eine gute Pflege da sind.

Mit besseren Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal in Krankenhäusern, ambulanten Pflegediensten und in Pflegeheimen kann es uns gelingen, mehr Menschen für die interessante und vielfältige Arbeit in der Pflege zu begeistern. Dafür braucht es eine gute Personalausstattung. Diese muss anhand des echten Bedarfs und nicht an einem grünen Tisch in einer Verwaltung festgelegt werden.

Benötigt werden verlässliche Arbeitszeiten, eine Entlastung von Bürokratie, eine höhere Bezahlung und bessere Karrierechancen. Das wertet das Berufsbild auf und ist eine echte Chance für eine Pflege in Würde.

Die vom STERN eingebrachte Petition hat genau diese Punkte im Blick. Es ist unsere gesellschaftliche Verantwortung für eine bessere Pflege einzutreten. Bitte zeichnen Sie die Petition mit!“

Hintergrund:
Die Zeitschrift der STERN hat am 11. Januar 2021 die Petition „Gesundheitsreform für eine bessere Pflege zum Schutz der Pflegebedürftigen“ beim Deutschen Bundestag eingebracht und wird das Thema Pflege vier Wochen lang journalistisch begleiten. Innerhalb von zehn Tagen haben online 160.813 Menschen die Petition mitgezeichnet (Stand 21.01.2021). Den Text der Petition finden Sie hier. Die Aktionshomepage des STERN „Pflege braucht Würde“ finden Sie hier.“ Bis zum 11. Februar 2021 kann die Petition noch mitgezeichnet werden.

Ansprechpartner:
Dr. h.c. Franz Wagner
Präsident des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Telefon: (0 30) 398 77 303
Telefax: (0 30) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de
Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 16 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsident des Deutschen Pflegerats ist Dr. h.c. Franz Wagner. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Christine Vogler.

Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätsklinika e.V. Deutschland (VPU).


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Aufgrund der o.a. Pressemitteilung wurde folgende Stellungnahme abgegeben:

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


21.01.2021

An den
Deutschen Pflegerat e.V.
Nachrichtlich:
An den Deutschen Berufsverband der Pflegeberufe e.V.


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit der neuerlichen "STERN"-Petition wird sich am notleidenden Pflegesystem nichts verändern lassen. In den zurückliegenden Jahren hat es bereits zahlreiche Petitionen mit ähnlicher Zielrichtung gegeben. Erfolg: null! Auch das Bundesverfassungsgericht wurde wiederholt bemüht. Zahlreiche Buchveröffentlichungen und sonstige Statements liegen vor. Die reformbedürftigen Strukturen im Pflegesystem sind bei allen, die sich dafür interessieren, wohl bekannt. Wir haben hier vor Ort bei den Neusser Pflegetreffs wiederholt mit Entscheidern, u.a. Gröhe, Rüddel, Westerfellhaus, diskutiert und die Not im Pflegesystem vor und zurück dargelegt.

Wie mir scheint, hat der "STERN" möglicherweise aus werblichen Gründen die von Ihnen angesprochene Petition gestartet - und zahlreiche Personen, die wohl ebenfalls auf (ergänzende) öffentliche Aufmerksamkeit schielen, haben sich dem angeschlossen. Von hier wird es, wie auch bei sonstigen Petitionen, keine Beteiligung geben!

Es erscheint eher angeraten, dass sich die Berufsverbände und der Deutsche Pflegerat mit eigenen umfänglichen Vorschlägen einbringen und öffentlichkeitswirksam Druck machen. Die in den zurückliegenden Jahren abgegebenen Statements waren m.E. zu "brav". Und daher habe ich auch verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht, dass deutlicher agiert werden muss. Mit "gut-Wetter-Texten" verändert man nichts.

Wie kann es eigentlich sein, dass im Bundesgesundheitsministerium das Rothgang-Gutachten mit der Forderung eines Stellenplus von 36% vorliegt und darauf nicht massiv Forderungen gestützt werden, und zwar in Richtung Fachpflege. So kann es sich Herr Spahn leisten, über das vorliegende Gutachten überhaupt nicht zu reden. Seine Stellenangebote laufen im Übrigen, weil es keine deutlich verbesserten Stellenschlüssel gibt, nahezu komplett ins Leere. Die geforderten kräftigen Vergütungsanhebungen kommen auch nicht wirklich voran.

So wird sich die Pflege nicht weiterentwickeln lassen. Und dies vor einem dramatisch hohen Personalbedarf. Brauchen wir nicht bis 2030 rd. 500.000 neue Pflegekräfte? …. Und was geschieht zu Gunsten der häuslichen Pflege?

Ungeachtet dieser Anmerkungen habe ich Ihre Pressemitteilung ins hiesigen Forum übernommen > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 51#p116851

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner


Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).



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"Die Pflege der Zukunft ist eine Pflege im Quartier. Genau dort, wo die Menschen leben, zuhause sind und alt werden möchten". - Gesundheitsministerin Nonnenmacher (Grüne) - zitiert in "CARE-konkret" (15.01.2021

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk fordert seit vielen Jahren kommunale Quartiershilfen zur Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen. Die Gestaltung könnte im Rahmen eines nationalen "Masterplan Pflege" erfolgen. Diese Quartiershilfen müssen die Leistungen der Pflegeversicherung zielgerichtet ergänzen. Ich habe dazu für eine Fachtagung am 14.08.2015 beim Rhein-Kreis Neuss ein umfängliches Statement gefertigt. In einem Film (7,45 Min.) habe ich bereits Ende 2014 auf die hiesigen Aktivitäten und das Engagement für die kommunale Quartiersgestaltung aufmerksam gemacht: > https://www.youtube.com/watch?v=GYGxFhE_GcI&t=51s Mein für den Rhein-Kreis Neuss gefertigtes Statement kann als Anregung für die aktuelle Kommunalpolitik zugunsten der älter werdenden Menschen angesehen werden. > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf

WernerSchell
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Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv - "Masterplan Pflege" ist überfällig

Beitrag von WernerSchell » 24.01.2021, 17:53

Aus Forum:
https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 92#p116892



Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss


24.01.2021

"Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv - "Masterplan Pflege" ist überfällig

Die "STERN"-Petition zur Pflege soll, so lauten einige Aufmunterungen, gezeichnet werden. Dem vermag ich nicht zu folgen, weil völlig andere - weitergehendere - Aktivitäten angezeigt sind, um das Pflegesystem, stationär und ambulant, zu verbessern -JETZT!

Ich bin erstaunt darüber, wer diesen "dünnen" Petitionstext alles gezeichnet hat (siehe auch > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 51#p116851 ).

Es wird seit rd. 20 Jahren darüber informiert, dass in den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ein Pflegenotstand besteht. Darüber wissen eigentlich alle Bescheid, vor allem die zuständigen Politiker. Eine Reform der Arbeitsbedingungen des Pflegepersonals ( = deutlich verbesserte Stellenschlüssel und höhere Vergütungen) ist überfällig. Erforderlich sind aber auch deutliche Verbesserungen für die pflegebedürftigen Menschen, die zu Hause versorgt werden. Das sind rd. 70% der Pflegebedürftigen. Es geht also um eine ganzheitliche Betrachtung vielfältiger Reformaspekte - und dazu gehört u.a. auch eine Neuordnung der Pflegefinanzierung.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat deshalb immer wieder auf die wachsende Pflegenot, die ambulant und stationär besteht, aufmerksam gemacht und eine entsprechende Neugestaltung in einem "Masterplan "Pflege" eingefordert. Dabei muss gelten: "Mit zwei kleinen Schritten kommt man nicht über einen Abgrund"!

Dass ausgerecht der "STERN" eine Pflegepetition gestartet hat, kann auch als Werbekampagne für die eigene Publikation gewertet werden. Einige Zeichner haben möglicherweise den unzulänglichen Text nicht richtig eingeordnet und wollten schnell bei den "Guten" sein.

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat übrigens zur Pflegenotstandssituation am 13.04.2014 ein umfängliches Statement verfasst und dem damaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe beim Neusser Pflegetreff übergeben. Dieses Papier (abrufbar unter > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... se2014.pdf ) konnte dann wenige Wochen später in Begleitung der Pflegedirektorin Andrea Albrecht im Bundesgesundheitsminister näher erläutert werden.


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Danach kam es im Rahmen von mehreren Gesetzesinitiativen des Bundesgesundheitsministeriums zur Schaffung des § 113c SGB XI. Das daraufhin erstellte Rothgang-Gutachten liegt nun seit Monaten vor und zeigt einen zusätzlichen Stellenbedarf in den Heimen von 36%. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hatte immer schon eine deutliche Anhebung der Stellenschlüssel gefordert, war aber (bescheidener auf einen Bedarf von zusätzlich rd. 20% Pflegefachkräfte gekommen. Dies könnte eigentlich heute alles so umgesetzt werden mit dem Ergebnis, dass eine Stellenvermehrung sich aufgegliedert nach 20% Pflegefachkräfte und 16% Pflegehilfskräfte.

Weiter ist es aber erforderlich, die ambulante Versorgung pflegebedürftiger Menschen entscheidend zu verbessern. Denn 70% aller pflegebedürftigen Menschen werden ambulant versorgt, entweder von Angehörigen oder von Pflegediensten, ggf. auch von beiden zusammen (kombiniert). Insoweit müssen Mängel und vielfältige ergänzende Unterstützungsstrukturen angesprochen werden. V.a. wird es für erforderlich erachtet, kommunale Quartierskonzepte zu entwickeln. Dazu wurden von Pro Pflege - Selbsthilfenetz wiederholt Vorschläge unterbreitet. So z.B. im Rahmen einer Fachtagung "Neue Wohnformen im Quartier" am 14.08.2015. Das vorgelegte Statement ist abrufbar unter > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... 082015.pdf

"Die Pflege der Zukunft ist eine Pflege im Quartier. Genau dort, wo die Menschen leben, zuhause sind und alt werden möchten". - Gesundheitsministerin Nonnenmacher (Grüne) - zitiert in "CARE-konkret" (15.01.2021).

Quartiershilfen müssen die Leistungen der Pflegeversicherung zielgerichtet ergänzen. In einem Film (7,45 Min.) habe ich bereits Ende 2014 auf die hiesigen Aktivitäten und das Engagement für die kommunale Quartiersgestaltung aufmerksam gemacht: > https://www.youtube.com/watch?v=GYGxFhE_GcI&t=51s

Es versteht sich, dass alle Reformmaßnahmen höhere Aufwendungen zur Folge haben werden. Da aber bereits die jetzigen Leistungsansprüche zu kaum noch tragbaren Belastungen der pflegebedürftigen Menschen bzw. ihrer Angehörigen geführt haben, ist neben allen gebotenen Reformschritten eine Finanzreform des Pflegesystems unausweichlich. Wie dies allerdings finanziert werden soll, muss angesichts der enormen Zahlungsverpflichtungen im Rahmen der Corona-Bekämpfung als problematisch erscheinen.

Wir brauchen nach all dem einen "Masterplan Pflege", der alle Bereiche der pflegerischen Versorgung einschließlich Finanzierung erfasst.


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Werner Schell

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WernerSchell
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"Stern"-Petition zur Pflege ist unzureichend und kontraproduktiv - "Masterplan Pflege" ist überfällig

Beitrag von WernerSchell » 14.02.2021, 07:47

Die vielfach angesprochene "Stern"-Petition zur Pflege war und ist unzureichend und kontraproduktiv - Ein "Masterplan Pflege" ist überfällig! - Näheres unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=4&t=31

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WernerSchell
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"Die politisch Verantwortlichen unterschätzen vollständig, wie erschöpft insbesondere die Pflegenden sind"

Beitrag von WernerSchell » 18.04.2021, 06:55

"Die politisch Verantwortlichen unterschätzen vollständig, wie erschöpft insbesondere die Pflegenden sind".
Christel Bienstein, Präsidentin DBfK - Zitat in "CAREkonkret" vom 16.04.2021

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