Pflegenotstand - Hilfreiche Reformen sind (noch) nicht in Sicht

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Pflegenotstand - Hilfreiche Reformen sind (noch) nicht in Sicht

Beitrag von WernerSchell » 29.11.2021, 07:15

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
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20.09.2021


Pflegenotstand - Hilfreiche Reformen sind (noch) nicht in Sicht


Pflegenotstand, ambulant und stationär, ist offensichtlich nur ein Thema der unmittelbar "Betroffenen" (= pflegebedürftige Menschen, pflegende Angehörige, Pflegekräfte und einige Kenner der Szene mit Expertenwissen, die sich wegen der Pflegemisere immer wieder zu Wort melden und Reformen einfordern). - Alle anderen Bürgerinnen und Bürger sind wohl teilweise interessiert (denken an eigene Hilfeerfordernisse), engagieren sich aber eher nicht - denken: das wird schon. Und das ist ein fataler Irrtum!

Parteien präsentieren sich mit vielen wohlklingenden Reformabsichten und Versprechen in alle Richtungen. Für die Gestaltung guter Pflegebedingungen hat das aber bislang nichts gebracht. Die bisherigen Reformen können dem nicht einmal ansatzweise gerecht werden. - Auch in allernächster Zeit sind wohl eher keine wirkungsvollen Verbesserungen zu erwarten, weil angesichts der in letzter Zeit aufgehäuften Staatsverschuldung (rd. 500 Milliarden Euro mit steigender Tendenz) die erforderlichen Finanzmittel fehlen werden.

Es gibt auch wieder Schnapsideen, wie man die Pflege verbessern sollte. Aiwanger, FW in Bayern, will (Langzeit)Arbeitslose in der Pflege einsetzen. Früher waren es schon mal die Schleckerfrauen usw. - Die Vorschläge von Aiwanger liegen völlig daneben. Wer über die Pflege und die erforderliche Pflegereform redet, sollte schon ein wenig Ahnung haben. Die Pflege braucht gute Arbeitsbedingungen. Dazu gehören u.a. qualifiziertes Personal mit ausreichenden Stellenschlüsseln und deutlich verbesserten Vergütungen!

Der Bayerische Gesundheitsminister Holetschek konterte Aiwangers Ideen folgerichtig und hält eine Revolution in der Pflege für notwendig: "Unser Ziel ist es, die Pflege zu professionalisieren und den Beruf aufzuwerten. Mit Zwangsdiensten wird uns das nicht gelingen."

Ausreichend qualifizierte Pflegekräfte können gerne durch Pflegehilfskräfte, Assistenzkräfte bzw. Ehrenamtler unterstützt werden. Aber in erster Linie muss die Fachlichkeit durch entsprechende gesetzliche Vorgaben gewährleistet sein! Denn in den Stationären Pflegeeinrichtungen sind die schwerstpflegebedürftigen Menschen (viele davon demenziell erkrankt) untergebracht. Es ist ein Trugschluss anzunehmen, allein mehr Hilfskräfte könnten die seit vielen Jahren bekannten Pflegemängel auflösen. Problembereiche, die zwingend Fachkompetenz erfordern sind z.B.: Arzneimittelversorgung, Psychopharmaka, Fixierungen, Mangelernährung, unzureichende Mobilisation - Reha -, Zuwendung im Zusammenhang mit pflegerischen Verrichtungen, Sterbebegleitung …. Hilfskräfte sind eine Ergänzung, aber kann Ersatz für die Pflegefachkräfte (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 2137#p2137 ).

Es wird nach all dem geboten sein, in aller Deutlichkeit den Pflegenotstand immer wieder anzusprechen. Die pflegebedürftigen Menschen dürfen trotz Klimawandel, Sorgen der nachfolgenden Generation, Rentenmisere, Digitalisierung, illegale Zuwanderung usw. nicht vergessen werden!

Parteien, die auf Wachstum setzen, sollten im Übrigen bedenken, dass auch kommunale Quartierskonzepte mit präventiven Hausbesuchen und der Gestaltung von wohnortnahen Beratungs- und Unterstützungsstrukturen viel bewirken können. Dienstleistungen dieser Art, nahe bei den Menschen, können auch kräftiges Wachstum in Gang bringen.

Dies zu verdeutlichen, war eigentlich im Rahmen des für den 06.05.2020 geplanten Neusser Pflegetreffs, der wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, vorgesehen. Die insoweit gegebenen Hinweise sind weiterhin zutreffend (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =7&t=23481 ).

Werner Schell

Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- https://www.vmwj.de
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Pflegenotstand auflösen und in den Kommunen unterstützende Netzwerke gestalten. Bund, Länder und Kommunen sind gefordert - eine umfassende Reform an "Haupt und Gliedern" ist dringlich. Jedes Zögern macht alles nur noch schwieriger! - Statement vom 28.06.2021 >>> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=194

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Dazu in den sozialen Medien gepostet:


• "Der Wahlkampf spielt sich komplett auf moralischen Nebenschauplätzen ab." - Florian Schröder, Kabarettist (zitiert in Rhein. Post am 19.09.2021)
• Schlumpfiges Grinsen im Wahlkampf und völlig unverbindliche - zum Teil inhaltslose - Aussagen (Sprechblasen) und schrille Töne … helfen nicht weiter!
• Pflegereformankündigungen kommen vereinzelt vor - unterscheiden sich aber nicht wirklich von dem, was wir seit vielen Jahren hören … Die Frage nach der menschenwürdige Pflege und uneingeschränkt guten Patientenversorgung wird wohl unbeantwortet bleiben!
• Auch die aktuellen Fragen, wie die innere Sicherheit dauerhaft gewährleistet werden kann, bleiben offen. - Ohne Sicherheit keine Freiheit!

Und dann sollte noch Loriot zu Wort kommen …


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Aus Forum > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 2909#p2909

Bemerkenswert ist, dass es nur bescheidene Andeutungen hinsichtlich einer Pflegereform gibt. Im Sonderungspapier heißt es: "Wir wollen eine Offensive für mehr Pflegepersonal. Hochwertige Pflege gibt es nur mit gut ausgebildeten Pflegekräften, guten Arbeitsbedingungen und angemessenen Löhnen in der Pflege. Wir wollen mehr qualifizierte ausländische Pflegekräfte gewinnen und die nötigen Voraussetzungen dafür schaffen. Pflegerinnen und Pfleger sollen mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit mit den Patientinnen und Patienten haben. Das wollen wir durch Entbürokratisierung, die Nutzung digitaler Potentiale und klare bundeseinheitliche Vorgaben bei der Personalbemessung gewährleisten." Diese wohlklingenden Äußerungen, bereits seit vielen Jahren politisches Vokabular, lassen die Vermutung zu, dass es insoweit bislang keine bemerkenswerten Annäherungen oder Übereinstimmungen gegeben hat.

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Ergänzende Info vom 21.10.2021:
„Spahn hat viel gemacht, aber wenig bewegt“, so lautet die aktuelle Beurteilung von Sylvia Bühler vom Verdi-Bundesvorstand. Laut Bühler sind die grundlegenden Probleme in der Altenpflege ungelöst (Quelle: Altenpfleger-Newsletter vom 21.10.2021). … Und diese Einschätzung wird von zahlreichen Verbänden und Experten geteilt. Aber nicht nur die Altenpflege ist dramatisch notleidend, sondern das gesamte Pflegesystem, ambulant und stationär! … Siehe dazu auch das hiesige Statement vom 20.09.2021 > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=242

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Die neue Bundesregierung ("Ampel") kann ihre Arbeit aufnehmen und die vereinbarten Reformen in Gang bringen ...

Beitrag von WernerSchell » 09.12.2021, 07:47

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08.12.2021

Die neue Bundesregierung ("Ampel") kann ihre Arbeit aufnehmen und die vereinbarten Reformen in Gang bringen …

Mit der Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler kann eine neue Bundesregierung ("Ampel") ihre Arbeit aufnehmen. und die im Koalitionsvertrag (> https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/ ... 1-2025.pdf / > https://www.tagesschau.de/inland/innenp ... l-101.html ) vereinbarten Reformen in Gang bringen. Einige Koalitionäre haben bereits angekündigt, dass den BürgerInnen und Bürgern einiges zugemutet werden müsse. Diese Ankündigung muss nachdenklich stimmen. Fakt ist, dass bereits jetzt von einer Schuldenexplosion bei den öffentlichen Haushalten auf Bundes-, Länder und Kommunalebene gesprochen werden muss (Tendenz steigend). Erste kräftige Kostensteigerungen in Verbindung mit einer hohen Inflationsrate geben zusätzlich Anlass zur Sorge.

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Die präsentierten Ministerinnen und Minister müssen akzeptiert werden. Andere haben wir nicht. Bezüglich der Eignung der Ministerinnen und Minister kann es unterschiedliche Meinungen geben. Ob die getroffene Wahl richtig war, wird sich alsbald zeigen, wenn es darum geht, die Koalitionsvereinbarungen umzusetzen bzw. auf die gesellschaftlichen Anforderungen richtig zu reagieren.

"Es ist sinnlos zu sagen: Wir tun unser Bestes.
Es muss gelingen, das zu tun, was erforderlich ist."

Winston Churchill

Einige Reformen erscheinen dringend geboten, andere wiederum sind eher entbehrlich/problematisch (z.B. Legalisierung von Cannabis > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 3018#p3018 - In allen Bereichen muss aber berücksichtigt werden, dass unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung angemessene Sicherheitsmaßnahmen in vielen Politikfeldern erfordert (angefangen bei der aktuellen Pandemiebekämpfung bis hin zur Unterbindung der illegalen Migration mit ihren vielfältigen Fehlentwicklungen).

Der Pflegenotstand gehört vorrangig auf die Tagesordnung und muss endlich aufgelöst werden … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 3463#p3463

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Bereits am 09.09.2017 habe ich in Köln bei einer Pflegedemo mit dem neuen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zum Pflegenotstand diskutiert und die gebotenen Handlungsanforderungen deutlich aufgezeigt (siehe auch unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=300 / > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 3463#p3463 )!

Werner Schell
Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht
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führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).


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Die neue Bundesregierung – alle Ministerinnen und Minister auf einen Blick … > https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... eskabinett

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100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen

Beitrag von WernerSchell » 02.02.2022, 16:31

"100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" - Wie man konkret bei Pflegemängeln vorgeht - das verraten die 100 weiterhin gültigen Tipps. … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=4&t=343 Wichtig erscheinen weiterhin Überlastungs- bzw. Gefährdungsanzeigen seitens des Pflegepersonals. Insoweit ist eine Rechtspflicht anzunehmen: > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 2569#p2569 - Da der Pflegenotstand immer mehr Probleme auslöst, besteht politisch dringender Handlungsbedarf!
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Pflegenotstand und kein Ende? ...

Beitrag von WernerSchell » 10.02.2022, 17:35

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10.02.2022

Pflegenotstand und kein Ende? …

Pflegemängel: Systemisch und strukturell? - Kontrovers-Interview mit Prof. Martina Hasseler, Pflegewissenschaftlerin, im BR Fernsehen am 09.02.2022, (5 Min). - Online bis 10.02.2027 - Die Pflegewissenschaftlerin Prof. Martina Hasseler sprach über schwache Kontrollinstanzen und wehrlose Menschen. BR-Recherchen haben Missstände in Seniorenheimen offengelegt. … > https://www.br.de/mediathek/video/kontr ... 00081029ab

Über Pflegemängel wird u.a. von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren umfassend - auch in Richtung aller politischen Parteien - informiert. Es gab vielfach konstruktive Reformvorschläge. Auch bei den Neusser Pflegetreffs wurden in Anwesenheit der jeweils zuständigen Minister/Politiker entsprechende Handlungsanforderungen vorgestellt (siehe z.B. https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... se2014.pdf ). Auch Patienten- und Pflegebeauftragte der Bundesregierung waren neben zahlreichen Pflegeexperten vor Ort. Alle Aspekte des bestehenden Pflegenotstandes wurden gezielt angesprochen. … Und nichts wurde wirklich verbessert!

Es war daher geplant, die gesamte Pflegenotstandssituation am 06.05.2020 nochmals deutlich anzusprechen. Statements waren vorbereitet (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =7&t=23481 ). Wegen der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung aber leider abgesagt werden (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... hp?f=2&t=3 ).

Nun wurde die neu bestellte Pflegebevollmächtigte, Frau Claudia Moll, auf die Problematik angesprochen und aufgefordert, nun endlich für entscheidende Verbesserungen einzutreten: > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=327 Dabei wurde u.a. ausgeführt, dass eine Umsetzung des vorliegenden Rothgang-Gutachtens die Notstandssituation nicht verbessern kann. Es ist eine Stärkung der Fachpflege dringend geboten!

Werner Schell

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Siehe auch:
Abgeschoben und vergessen
„Team Wallraff" undercover in Pflegeheimen: Das würdelose Geschäft mit alten Menschen
>>> www.rtl.de/cms/team-wallraff-undercover ... 15934.html


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„Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden:
Nichts tun, nichts sagen, nichts sein.“ - Aristoteles


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Pflegenotstand - Totalversagen der politisch Verantwortlichen!

Beitrag von WernerSchell » 24.02.2022, 07:16

Aus Forum:
https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=362



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23.02.2022

Pflegenotstand und kein Ende in Sicht ... Totalversagen der politisch Verantwortlichen!

"Gute Pflege setzt voraus, dass genügend Pflegekräfte eingesetzt werden,
die für ihre anspruchsvolle Arbeit auch ausreichend Zeit haben."

> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... =3&t=21461

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Pflegemängel im Alloheim in Dormagen - die NGZ berichtete am 18.05.2022 über meine Kritik an der Einrichtung und darüber hinaus … Es wurden der Redaktion im Zusammenhang mit der Berichtsvorbereitung zahlreiche Informationen übermittelt, die verdeutlichen, warum das "Pflegekind im Brunnen liegt". Bereits 2007/2008 gab es erhebliche Mängelberichte aus Dormagen, die im Gefolge meiner weiteren Aktivitäten u.a. zu der Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Pflegemängeln in Pflegeeinrichtungen" führten. Aktuell muss ich wegen der ausgebliebenen Auflösung des Pflegenotstandes von einem Totalversagen der politisch Verantwortlichen ausgehen. … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 4211#p4211

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Ich nehme anlässlich der NGZ-Berichterstattung Gelegenheit, nochmals in Kürze meine Sicht der Pflegesituation vorzustellen:

Über Pflegemängel wird u.a. von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren umfassend - auch in Richtung aller politischen Parteien - informiert. Es gab vielfach konstruktive Reformvorschläge. Auch bei den (31) Neusser Pflegetreffs wurden in Anwesenheit der jeweils zuständigen Minister/Politiker/Prüfer (usw.) entsprechende Handlungsanforderungen vorgestellt (siehe z.B. https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... se2014.pdf ). Patienten- und Pflegebeauftragte der Bundesregierung waren neben zahlreichen Pflegeexperten vor Ort. Alle Aspekte des bestehenden Pflegenotstandes wurden ausführlich und gezielt angesprochen.

Es kam in Anerkennung der vielfältigen Bemühungen um bessere Pflegebedingungen und entsprechende Reformen zur Verleihung des Ehrenpreises des Landschaftsverbandes Rheinland für soziales Engagement (2010) sowie zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes (2013) und des Landesverdienstordens NRW (2017). Zusätzlich wurde (2017) seitens der Sparkasse Neuss der Bürgerpreis für das gemeinnützige Engagement verliehen (> https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 3&p=106843 ). Dies alles belegt, dass die hiesigen Bemühungen "oben angekommen sein müssen. … Und dennoch … nichts wurde wirklich verbessert! Jedenfalls sind mit kleineren Reförmchen keine Verbesserungen zu erzielen. Das ist so, als wolle man "mit einer Wasserpistole einen Waldbrand löschen" (Zitat: Claus Fussek).

Ich gehe nach all dem von einem Totalversagen der seit Jahren verantwortlichen Politiker aus. Sie haben auch die Heim-Prüfvoraussetzungen geschaffen, die offensichtlich nicht immer zielgerichtet greifen. Entscheidend für die Pflegemängel sind die strukturellen Grundlagen, die die Politik gestaltet hat. Eine Verbesserung der Stellenschlüssel in den Pflegeeinrichtungen wird z.B. seit über 20 Jahren gefordert. Allerdings muss die Personalaufstockung unter Beibehaltung der Fachkraftquote von 50% erfolgen. Nur so kann eine einigermaßen qualitätsgesicherte Versorgung der pflegebedürftigen Personen in den Einrichtungen. Eine alleinige Vermehrung des Hilfspersonals, so wie es aktuell Frau Moll, die neue Pflegbeauftragte der "Ampel" plant, ist inakzeptabel und wird den Pflegenotstand nicht auflösen helfen …. > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 3463#p3463 Mittlerweile werden schon für die Ausbildung von Pflegeassistenten Personen eingeworben, die weder über einen Schulabschluss noch über ausreichende deutsche Sprachekenntnisse verfügen. Das Rothgang-Gutachten, auf das man sich jetzt stützt, ist für eine wirkungsvolle Auflösung des Pflegenotstandes nicht wirklich tauglich. Daher macht es jetzt auch wenig Sinn, wenn Politiker mit dem Finger auf andere zeigen: "Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her!"

Im Übrigen ist noch wichtig: Die Kommunen müssen in den Quartieren (Stadtteilen, Ortschaften), nahe bei den BürgerInnen Konzepte gestalten helfen, die für ältere Menschen ein möglichst langes Verbleiben im gewohnten Umfeld gewährleisten (dem Grundsatz "ambulant vor stationär" folgend). Ein Manager, Kümmerer, muss vor Ort alle "Fäden ziehen", mit den BürgerInnen das Wohnumfeld im Blick haben und Hilfen bzw. Unterstützungen gestalten. Quartierskonzepte bestehen aus vielfältigen Bausteinen. Darauf mache ich seit Jahren aufmerksam und fordere die zuständigen Politikern zum Handeln auf. Nähere Informationen ergeben sich aus meinem Statement vom 14.08.2015, für eine Fachtagung im Rhein-Kreis Neuss zusammen gestellt > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... 082015.pdf In Neuss-Erfttal gibt es bereits mit Unterstützung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk eine bescheidene Quartiersentwicklung, die ständig weiter entwickelt werden soll. Insoweit müssen aber gesetzliche Vorgaben geschaffen werden, damit auch eine finanzielle Absicherung der notwendigen Hilfe- und Unterstützungsstrukturen gewährleistet werden kann. Solche Strukturen können die stationäre Pflegeversorgung nachhaltig entlasten!

Werner Schell

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Die (massiven) Probleme im Pflegesystem gibt es seit über 20 Jahren (mit zunehmender Tendenz)

Beitrag von WernerSchell » 23.03.2022, 08:55

Die (massiven) Probleme im Pflegesystem gibt es seit über 20 Jahren (mit zunehmender Tendenz). Immer weniger Pflegekräfte müssen für immer mehr scherst pflegebedürftige bzw. kranke Menschen tätig werden. Die Misere begann spätestens 1995 mit der Abschaffung der PPR und den unzureichenden Stellenschlüsseln in der neu geschaffenen Pflegeversicherung. Dann kamen die unsäglichen Fallpauschalen. … Seit dieser Zeit spreche ich die Fehlentwicklungen immer wieder an (mit Erfahrungen - seit 1969 - als Rechtskundedozent und Lehrbeauftragter im Pflegebereich) und habe Anfang der 2000er Jahr für ein Aktionsbündnis aller geworben, die sich mit Pflegethemen befassen (z.B. Pflegeverbände, Ver.di, Sozialverbände, Politiker, Pflegebevollmächtigte, Patientenbeauftragte, "Einzelkämpfer" usw.). Die unterschiedlichen Interessen (z.B. in den Krankenhäusern, stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen) haben insoweit aber kein gemeinsames Agieren bewirken können. Daraufhin wurde u.a. hier in Neuss bei 31 Pflegetreffs mit führenden Politikern und Pflegeexperten über die verschiedenen Notstandsbereiche gesprochen und konkrete Vorschläge unterbreitet (z.B. > https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzw ... se2014.pdf ). Mehrfach war der zuständige Bundesgesundheitsminister vor Ort mit der Folge, dass ich 2014 mit einer Pflegedirektorin im BMG ausführlich den Pflegenotstand erläutern konnte. Letztlich ist daraus u.a. der § 113c SGB XI hervor gegangen. Diese Vorschrift habe ich aber kritisiert, weil angesichts der bekannten Stellenmisere die Handlungsanforderungen auf dem Tisch lagen und schnelles Handeln geboten erscheinen musste. Nun liegt das Rothgang-Gutachten vor mit der Folge, dass es mehr Hilfskräfte geben soll ( = Abwertung der Fachpflege). Die Qualitätsverluste sind bereits seit Jahren deutlich erkennbar. Eine ehemalige Leiterin einer Altenpflegeschule kürzlich: "Heute werden vielfach Personen in die Pflegeausbildung übernommen, die früher nicht einmal zu einem Bewerbergespräch eingeladen worden wären.". Pflegeassistenten können u.a. in NRW ohne Schulabschluss und ausreichende Sprachkenntnisse ausgebildet werden. Die neue Pflegebevollmächtigte, Frau Moll, lässt bislang nicht erkennen, dass sie brauchbare Konzepte für eine qualitätsgesicherte Pflege hat. Sie hat bereits angedeutet, dass sie das Rothgang-Gutachten (mit der Vermehrung von Helferstellen) umgesetzt sehen will. …. Ich habe früh dafür plädiert, die notwendigen Pflegereformmaßnahmen mit Steuermitteln zu finanzieren. Das wird aber nun kaum noch möglich sein. Denn mit der Corona-Pandemie und sonstigen Ausgabeverpflichtungen in einer Höhe von über 1 Billion Euro wird für die Pflege kein Geld übrig sein. … Siehe aktuelle auch > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=362 / > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=5&t=327 - Werner Schell

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Ein Gramm gutes Beispiel gilt mehr als ein Zentner Worte

Beitrag von WernerSchell » 02.04.2022, 06:54

"Ein Gramm gutes Beispiel gilt mehr als ein Zentner Worte".
Hl. Franz von Sales


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Pflege in Deutschland: Mies bezahlt, schlechte Arbeitsbedingungen

Beitrag von WernerSchell » 24.05.2022, 06:36

Pflege in Deutschland: Mies bezahlt, schlechte Arbeitsbedingungen. Die "heute-SHOW" brachte es am 14.09.2018 auf den Punkt > https://www.youtube.com/watch?v=rKcKs4o7xso … und nichts hat sich geändert!

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In vielen Pflegeheimen herrscht nicht nur pandemiebedingt der Notstand

Beitrag von WernerSchell » 03.08.2022, 07:08

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In vielen Pflegeheimen herrscht nicht nur pandemiebedingt der Notstand. Vernachlässigte Bewohner, teils unausgebildetes Personal, profitgierige Konzerne. Die Pandemie hat sichtbar gemacht, was seit mehr als zwanzig Jahren Praxis ist, meint Eva Ohlerth. Die examinierte Altenpflegerin, langjährige Pflegekraft und Buchautorin, gibt Einblicke in skandalöse Zustände und schlägt Alarm: Nicht einmal die Grundbedürfnisse alter Menschen werde erfüllt.- Das Video "Alptraum Pflegeheim: In vielen Heimen herrscht Notstand" zeigt die Probleme auf (18:33 Min.) > https://www.youtube.com/watch?v=hhxEKhqzMx0 - Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahrzehnten auf die Probleme und die zunehmende Verschlechterung der Pflegebedingungen aufmerksam … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=4&t=22 - Tausende Statements und über 30 Pflegetreffs mit Bundesministern, Pflege- und Patientenbeauftragten und sonstigen Experten haben die Handlungsaufforderungen deutlich gemacht. Verändert hat sich nichts - Totalversagen der Politik! … > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 362&p=4563

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Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte sowie Ausbildungsbedingungen der Pflegeschülerinnen/Pflegeschüler verbessern

Beitrag von WernerSchell » 09.08.2022, 07:27

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Neuss, den 09.08.2022

Erneuter Klartext zum Pflegenotstand:
Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte (= Stellenschlüssel und Vergütungen) sowie Ausbildungsbedingungen der Pflegeschülerinnen/Pflegeschüler verbessern!


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Eine Auflösung des Pflegenotstandes erfordert mehr Pflegepersonal - v.a. Pflegefachkräfte! Wie schon wiederholt ausgeführt wurde, werden bis 2030 rd. 500.000 neue Pflegekräfte benötigt. ... Der Trend, immer mehr gering qualifizierte Dienstkräfte anzustellen, wird den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen nicht gerecht. Mittlerweile gibt es bereits Regelungen, die die Zulassung zur Ausbildung zur Pflegeassistentin / zum Pflegeassistenten auch dann ermöglichen, wenn die BewerberInnen über nicht ausreichende Sprachkenntnisse verfügen und keinen Schulabschluss vorweisen können. ... Für eine gute Versorgung der pflegebedürftigen Menschen sind aber vorrangig ausreichend qualifizierte Pflegekräfte erforderlich. Diese können gerne durch gut ausgebildete Assistenzkräfte bzw. Ehrenamtler unterstützt werden. Aber in erster Linie muss die Fachlichkeit durch entsprechende gesetzliche Vorgaben gewährleistet sein! Denn in den Stationären Pflegeeinrichtungen (Heimen) sind die schwerstpflegebedürftigen Menschen (viele davon demenziell erkrankt) untergebracht.

Der Pflegenotstand hat viele Gesichter und muss endlich aufgelöst werden! Die bisherigen Reformen können dem nicht einmal ansatzweise gerecht werden. Es ist ein Trugschluss anzunehmen, allein mehr Hilfskräfte könnten die seit vielen Jahren bekannten Pflegemängel auflösen. Problembereiche, die zwingend Fachkompetenz erfordern sind z.B.: Arzneimittelversorgung (u.a. Psychopharmaka), Fixierungen, Schmerzproblematik, Mangelernährung, unzureichende Mobilisation - Reha -, Zuwendung im Zusammenhang mit pflegerischen Verrichtungen, Sterbebegleitung …. Hilfskräfte sind bei all diesen Verrichtungen eine Ergänzung, aber kein Ersatz für die Pflegefachkräfte … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 05#p115305 - Zu all dem habe ich bereits 2011 in meiner Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" Stellung genommen (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=4&t=343 ). Insoweit müssen erneut Lösungen eingefordert werden.

Dass wir mehr Stellen im Pflegesystem benötigen, ist seit vielen Jahren bekannt. Dazu brauchten wir eigentlich das Rothgang-Gutachten nicht. Mit der Beauftragung des Gutachters und der Vorstellung eines Konzeptes wurde nur wertvolle Zeit vertrödelt. Das von Prof. Rothgang ermittelte Stellenplus von 36% übertrifft die hiesigen Erwartungen (ca. 20%) deutlich. Nunmehr auf Pflegehilfskräfte und auf die Abschaffung der Fachkraftquote zu setzen, ist aber eine fatale Fehleinschätzung. Es wird die Aufgabe der politisch Verantwortlichen sein, aus dem vorliegenden Gutachten eine gute Pflegereform zu gestalten. Mehr Pflegefachkräfte muss dabei als alternativlos gelten.

Leider gibt es seitens der Bundesregierung ("Ampel") einschließlich der Pflegebeauftragten bis jetzt keine ernsthaften Signale, die geeignete Reformmaßnahmen erwarten lassen. Da aber bis etwa 2030 in Deutschland zusätzlich rd. 500.000 Pflegekräfte benötigt werden, darf mit reformerischen Maßnahmen nicht gezögert werden. Die pflegerische Tätigkeit, ambulant und stationär, muss dringend attraktiver werden. Dazu gehört vornehmlich eine grundlegende Verbesserung der Arbeitsbedingungen (= verbesserte Stellenschlüssel und höhere Vergütungen). Auf all das wurde in den zurückliegenden Jahren hingewiesen … und das Ergebnis: Totalversagen der politisch Verantwortlichen!

Nach einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 26.07.2022 haben im Jahr 2021 rund 56.300 Personen eine Ausbildung im Beruf einer Pflegefachfrau bzw. des Pflegefachmanns begonnen (Stichtag 31.12.2021).
Damit wurden 5 % mehr Ausbildungen begonnen als 2020. Damals hatten sich 53.600 Auszubildende für diesen Beruf entschieden. Insgesamt waren am 31.12.2021 rund 102.900 Personen in Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann. Bedeutsam ist aber, dass die Abbruchquote bei Pflegeausbildungen überdurchschnittlich hoch ist. Von bis zu 30% gehen Expert:innen aus. Damit wird die positiv erscheinende Meldung des Statistischen Bundesamtes relativiert. In kaum einem anderen Berufszweig werden Ausbildungen so häufig abgebrochen wie in der Pflegebranche. Das liegt meist nicht an der Ausbildungsvergütung, denn die ist für Ausbildungsverhältnisse sogar relativ hoch. Die Ursachen sind vielmehr in den Arbeitsbedingungen zu suchen. Es besteht eine tiefe Kluft zwischen Theorie und Pflegerealität: Die Pflege-Auszubildenden erleiden offensichtlich einen „Praxisschock.“ Offensichtlich muss sich auch in der Pflegeausbildung einiges zum Bessern wenden.
Werner Schell


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