Arzneimittelversorgung älterer Menschen - mehr Sorgfalt

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Wenn Schweigen gefährlich ist -Reden rettet Leben

Beitrag von WernerSchell » 29.08.2017, 06:45

Am 29.08.2017 bei Facebook gepostet:
„Wenn Schweigen gefährlich ist“ - Reden rettet Leben – Speak Up! -Tag der Patientensicherheit am 17. September 2017 greift das Thema auf.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk wirbt seit Jahren für die Ausweitung der "sprechenden Medizin"! >>> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =2&t=22273

WernerSchell
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Tausende vermeidbare Medikationsfehler

Beitrag von WernerSchell » 27.02.2018, 08:21

Tausende vermeidbare Medikationsfehler
Gesundheit/Antwort

Berlin: (hib/PK) In Deutschland sind rund 250.000 Krankenhauseinweisungen jährlich auf vermeidbare Medikationsfehler zurückzuführen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung (19/849 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/008/1900849.pdf ) auf eine Kleine Anfrage (19/639 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/006/1900639.pdf) der FDP-Fraktion hervor, die sich auf vorliegende Untersuchungen stützt.
Demnach zeigen die Untersuchungen, dass rund fünf Prozent aller Krankenhauseinweisungen die Folge unerwünschter Arzneimittelwirkungen sind. Ein Viertel dieser Fälle könnten vermieden werden, heißt es. Mit dem demografischen Wandel sei mit einem höheren Anteil multimorbider Menschen zu rechnen, die einer Polypharmakotherapie bedürften. Durch jedes neu angewandte Medikament steige das Risiko für Arzneimittelinteraktionen.
Um Medikationsfehler zu verhindern, haben Patienten, die mindestens drei Arzneimittel verordnet bekommen, Anspruch auf einen Medikationsplan. Nach den Vorstellungen der Bundesregierung sollen die Medikationspläne möglichst bald auch elektronisch verfügbar sein. Geplant ist die Speicherung auf der elektronischen Gesundheitskarte.
Bis Ende 2018 sollen alle Arzt- und Zahnarztpraxen an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sein. Darauf aufbauend könnten dann schrittweise die ersten medizinischen Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte, der elektronische Medikationsplan sowie die Notfalldaten, eingeführt werden, heißt es in der Antwort weiter.

Quelle: Mitteilung vom 26.02.2018
Deutscher Bundestag
Parlamentsnachrichten, PuK 2
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Tel.: +49 30 227-35642, Fax +49 30 227-36001
E-Mail: vorzimmer.puk2@bundestag.de

+++
Anmerkung der Moderation:
Es wird von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit Jahren moniert, dass zu viele und zum Teil falsche Arzneimittel verordnet werden. Insoweit ist v.a. die Ärzteschaft zu mehr Sorgfalt aufgefordert. Bedauerlicherweise scheinen solche Erwägungen auf wenig Verständnis zu stoßen. Dies wird u.a. durch die o.a. Mitteilung eindrucksvoll bestätigt. Medikationspläne sind wohl eher nicht geeignet, als Problemlöser zu wirken. Es muss ein grundlegendes Umdenken einsetzten: "Weniger ist oft mehr"!

Siehe u.a. auch unter:
Polypharmazie
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 52&p=95491
Medikationsplan wenig hilfreich:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=21188
Jährlich entstehen 13. Mrd. Euro Kosten aufgrund falscher Medikamenteneinnahme
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 88&p=99207

+++
Dazu einige Zitate aus der Buchveröffentlichung von Reimer Gronemeyer (2014):
"Alt werden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann"
> http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 53&p=84232
"... Die Menge der verbrauchten Medikamente steigt kontinuierlich, die Zahl der Tablettensüchtigen ebenfalls. Immer mehr Menschen betrachten ihren Körper offenbar als eine Art System, dem pharmazeutische Stoffe zugeführt werden müssen, um ihn funktionstüchtig und leistungsfähig zu halten.
Die wichtigsten Abnehmer, die wichtigsten Kunden, die wahrhaft orthodoxen Klienten sind die Alten. Sieben Medikamente nehmen über 70-jährige pro Tag durchschnittlich ein. Der Beipackzettel, würde er gelesen, könnte darüber belehren, wie viele Nebenwirkungen damit die Kehle hinunterwandern. Wie diese Arzneien untereinander wirken, was sie sich zuflüstern, wo sie schaden, weiß sowieso keiner. Man muss es ganz klar aussprechen: Die Alten sind Drogenabhängige. Nicht alle, aber viele. ..."


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Positivliste für Arzneimittel wäre patientenfreundlich

Beitrag von WernerSchell » 07.04.2018, 06:39

Am 07.04.2018 bei Facebook gepostet:
Weltgesundheitstag 07.04.2018 - Appell der WHO: Jeder Mensch sollte Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen können - unabhängig von Ort und Zeit und ohne dabei in eine finanzielle Notlage zu geraten. - Näheres unter > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=22570
Dazu passend: Die Zuzahlungen für Medikamente steigen und steigen … Vernünftig wäre, die wirklich notwendigen (vielleicht etwa 500) Arzneimittel in einer sog. Positivliste zusammen zu stellen und den Patienten nach ärztlicher Verordnung zuzahlungsfrei zur Verfügung zu stellen. Wer darüber hinaus weitere - nicht zwingend notwendige - Medikamente haben möchte (die Werbung präsentiert uns ja täglich neue Möglichkeiten, unser Wohlbefinden zu steigern), sollte das komplett selbst bezahlen. Das wäre eine patientengerechte und solidarische Arzneimittelversorgung! Siehe insoweit unter > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=18326

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Positivliste für Arzneimittel wäre patientenfreundlich

Beitrag von WernerSchell » 07.04.2018, 06:40

Am 07.04.2018 bei Facebook gepostet:
Weltgesundheitstag 07.04.2018 - Appell der WHO: Jeder Mensch sollte Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch nehmen können - unabhängig von Ort und Zeit und ohne dabei in eine finanzielle Notlage zu geraten. - Näheres unter > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=22570
Dazu passend: Die Zuzahlungen für Medikamente steigen und steigen … Vernünftig wäre, die wirklich notwendigen (vielleicht etwa 500) Arzneimittel in einer sog. Positivliste zusammen zu stellen und den Patienten nach ärztlicher Verordnung zuzahlungsfrei zur Verfügung zu stellen. Wer darüber hinaus weitere - nicht zwingend notwendige - Medikamente haben möchte (die Werbung präsentiert uns ja täglich neue Möglichkeiten, unser Wohlbefinden zu steigern), sollte das komplett selbst bezahlen. Das wäre eine patientengerechte und solidarische Arzneimittelversorgung! Siehe insoweit unter > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=18326

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Man hat einen Menschen noch lange nicht bekehrt, wenn man ihn zum Schweigen gebracht hat.

Beitrag von WernerSchell » 21.11.2023, 18:29

Man hat einen Menschen noch lange nicht bekehrt, wenn man ihn zum Schweigen gebracht hat.

Schweigen noch keine Bekehrung.jpg
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Transkranielle Pulsstimulation (TPS) und das Patientenrecht

Beitrag von WernerSchell » 02.06.2024, 17:07

Transkranielle Pulsstimulation (TPS) und das Patientenrecht

Es wurde mehrfach kritisch zur Transkranielle Pulsstimulation (TPS) informiert und verdeutlicht, dass es als absolut verfrüht erscheint, TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung oder anderer Erkrankungen des Gehirns anzusehen und zu bewerben (siehe u.a. > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 938#p10938 ). Zusätzlich ergeben sich auch wichtige Fragen der Einwilligungsfähigkeit der jeweiligen Patienten. Insoweit verdeutlichen die „S2k-Leitlinie Einwilligung von Menschen mit Demenz in medizinische Maßnahmen“ (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 592#p12592 ) sowie die Buchveröffentlichung „Entscheidungsassistenz und Einwilligungsfähigkeit bei Demenz (> https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 589#p12589 ) die entsprechenden rechtlichen Aspekte und zeigen auf, wie ggf. damit umzugehen ist.

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Neues Zentrum für Neuro-Stimulation eröffnet - NGZ-Bericht vom 18.12.2024

Beitrag von WernerSchell » 19.12.2024, 08:13

Neues Zentrum für Neuro-Stimulation eröffnet - NGZ-Bericht vom 18.12.2024

In dem Bericht (unten) wird (erneut) über die Aktivitäten von Prof. Sprick und die kritisch beurteilte Transkraniellen Pulsstimulation bei Alzheimerpatienten berichtet. Siehe insoweit u.a. unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... ?f=7&t=932

Neuo-Stimulation Neues Zentrum Sprick NGZ 18122024.jpg
Neuo-Stimulation Neues Zentrum Sprick NGZ 18122024.jpg (481.66 KiB) 671 mal betrachtet

Siehe auch > Eröffnung des Neurostimulationszentrums > https://www.psychiatrie-neuss.de/news/n ... -eroeffnet / > https://www.psychiatrie-neuss.de/filead ... altung.pdf

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Implantat-Akupunktur: Hoffnung für Patienten mit Demenz

Beitrag von WernerSchell » 05.01.2025, 08:18

Übernahme aus Forum > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... f=7&t=1288


Implantat-Akupunktur: Hoffnung für Patienten mit Demenz
(press1) - 9. September 2024 - Lichtblick zum Welt-Alzheimer-Tag

Alzheimer-Erkrankungen nehmen weltweit zu. Heilungschancen durch Medikamente oder andere Eingriffe gibt es aktuell nicht. Aber in vielen Fällen kann laut einer Beobachtungsstudie der Mediziner Dr. Stefan Lobner und Dr. Rolf Wlasak aus Meerbusch die nicht-medikamentöse Implantat-Akupunktur (Neurostimulation) den Verlauf positiv beeinflussen.

Drei Jahre hat das Ärzteteam diese Methode an männlichen und weiblichen Patienten in einer frühen Phase der Demenz angewendet und dokumentiert. (www.implantat-akupunktur.de) Bei vielen Betroffenen konnten nach der Behandlung Verbesserungen festgestellt werden:

- weniger typische Demenz-Symptome
- verlangsamtes Fortschreiten der Demenz
- verbesserter Schlaf-Wach-Rhythmus
- verbesserte Grundstimmung

"Ursprünglich haben wir die Implantat-Akupunktur erfolgreich bei Patienten mit Morbus Parkinson oder Restless Legs angewendet und mehrheitlich dazu beitragen können, dass Medikamente reduziert werden konnten und sich Symptome und Wohlbefinden über einen längeren Zeitraum besserten", erklärt Dr. Lobner.

"Inzwischen setzen wir die Miniatur-Implantat-Nadeln auch bei Morbus Alzheimer im Anfangsstadium oder auch zur Prophylaxe bei Angehörigen ein," so der Facharzt. Denn es hat sich gezeigt, dass sich das Risiko vervierfacht, an einer Demenz zu erkranken, wenn in einer Familie bereits Angehörige an Demenz erkrankt sind.

"Wir arbeiten mit der Methode seit mehr als 15 Jahren. Insgesamt haben wir rund 5.000 Patienten behandelt", unterstreicht Dr. Wlasak die langjährige Erfahrung mit diesem Verfahren.

Bei der risikolosen Behandlung setzen die Ärzte den Betroffenen winzige Implantate aus Rein-Titan an Nervenäste von Hirnnerven in das Ohrläppchen. Diese Nadeln verbleiben dauerhaft an diesen Stellen, so dass stetig Reize erzeugt werden, die das Gehirn anregen, bestimmte Botenstoffe - wie Acetylcholin und Dopamin - wieder vermehrt freizusetzen. Auflösbare Implantate werden nur sehr selten verwendet, weil die Reiz-Wirkung mit der Zeit nachlässt und dann die Implantationen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden müssen.

Die Methode erfordert in der Regel nur einen Behandlungstermin. Danach werden Patienten und ihre Angehörigen im In- und Ausland in regelmäßigen Abständen ein ganzes Jahr lang telefonisch betreut. Aber zuvor legen die Ärzte großen Wert auf ein ausführliches persönliches Gespräch, um die individuelle, gesundheitliche Situation des Patienten und die Möglichkeiten, mit der Methode zu helfen, zu erörtern.

Privatärztliche Facharztpraxis Dr. Stefan Lobner, Meerbusch bei Düsseldorf, mit dem Spezialgebiet der Implantat-Akupunktur (Neurostimulation) bei neurologischen Erkrankungen wie Restless Legs Syndrom (RLS), Morbus Parkinson und Demenz.

Firmenkontakt
Facharztpraxis für Implantat-Akupunktur
Stefan Lobner
Düsseldorfer Str. 77
40667 Meerbusch
02132998630
info@dr-lobner.de
https://www.implantat-akupunktur.de

Pressekontakt

PR Kompakt
Petra Müller
Virchowstraße 34
41464 Neuss
0213181066
p.mueller@prkompakt.de
https://www.prkompakt.de


+++
Anmerkung:
Es kann nicht gesehen werden, dass die vorgestellte Methode eine schulmedizinische Anerkennung erfahren hat. Demenzkranke Personen, die von der vorgestellten Methode Kenntnis erlangt haben bzw. behandelt worden sind, konnten für eine Befragung nicht ermittelt werden.

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Transkranielle Pulsstimulation TPS bei Alzheimer: Wirksamkeit weiterhin nicht ausreichend belegt ....

Beitrag von WernerSchell » 14.04.2025, 13:45

Stellungnahme

Transkranielle Pulsstimulation TPS bei Alzheimer: Wirksamkeit weiterhin nicht ausreichend belegt trotz erstmals kontrolliert randomisierter Studie

Kritische Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V.

14. April 2025 – Menschen mit Alzheimer und ihren Angehörigen wird seit einiger Zeit Hoffnung gemacht: Die sogenannte Transkranielle Pulsstimulation (TPS) wird als neue, scheinbar „bahnbrechende“ Therapiemethode angepriesen. Verschiedene Medien haben darüber berichtet. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Behandlung nicht, sie muss privat finanziert werden. Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) e. V. hat die Datenlage bewertet und unter der Federführung von Vorstandsmitglied Prof. Ulf Ziemann, Ärztlicher Direktor der Abteilung Neurologie und Co-Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung der Universität Tübingen, eine aktualisierte Stellungnahme ausgearbeitet. Das Resümee: Auch die im April 2025 neu veröffentlichte, erstmals kontrolliert randomisiert durchgeführte Studie zur TPS bei Menschen mit Alzheimer [1] liefert keinen eindeutigen Wirksamkeitsnachweis. Es ist laut DGKN daher aktuell weiterhin nicht gerechtfertigt, TPS als neue effektive Therapieform der Alzheimer-Erkrankung anzusehen und zu bewerben.


TPS: Transkranielle Ultraschall-Pulstherapie

Die Alzheimer-Krankheit ist trotz intensiver Forschung bislang unheilbar. Sie zählt wie Parkinson oder Multiple Sklerose zu den neurodegenerativen Erkrankungen und zeichnet sich durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen aus. Dies führt zu einer Beeinträchtigung bestimmter Hirnfunktionen wie zunehmendem Gedächtnisverlust oder Sprachstörungen. Forschende der Universitätsklinik für Neurologie in Wien haben gemeinsam mit der Firma Storz Medical AG die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) entwickelt. Die TPS ist eine gepulste ultraschallbasierte Methode zur nichtinvasiven Stimulation des Gehirns. Eine spezielle Ultraschallsonde emittiert sehr kurze (30 µs) Ultraschall-Pulse mit einer typischen Frequenz von 5 Hz. Dem TPS-Konzept liegt eine mehr als zehnjährige Forschungstätigkeit der Arbeitsgruppe um Prof. Roland Beisteiner von der Universitätsklinik für Neurologie und Psychiatrie der Medizinischen Universität Wien zugrunde.

Die neue Therapie, die umfangreich öffentlich beworben wird, soll die Regeneration des Gehirns stimulieren. Laut Aussage der Studienautoren ist es damit „weltweit erstmalig möglich, mit einem Ultraschall-Puls direkt am Schädelknochen, nichtinvasiv, schmerzfrei und bei vollem Bewusstsein in alle Bereiche des Gehirns vorzudringen und dort ganz gezielt Hirnareale anzusteuern und diese zu aktivieren“. In einigen überregionalen Medienberichten wird TPS bei Alzheimer als „bahnbrechender Fortschritt“ oder „Durchbruch“ bezeichnet. Die „Ärztliche Interessensgemeinschaft Alzheimer-Demenz-Therapie“ bezeichnet die Methode unter www.alzheimer-deutschland.de als „sicher und gut verträglich“. Dort sind auch die internationalen Behandlungsstandorte gelistet.


Erste randomisierte kontrollierte Studie zur Wirksamkeit von TPS bei Alzheimer

2025 wurde die erste durch eine Scheinstimulation kontrollierte randomisierte doppelt verblindete Crossover-Studie bei n = 60 Patientinnen und Patienten mit klinisch diagnostizierter Alzheimer-Erkrankung im Alter zwischen 51 und 82 Jahren publiziert [1]. Die Studie wurde unter anderem von der Firma Storz Medical AG finanziert. Diese Firma hat auch bei der Entwicklung des Studiendesigns beraten und eine Clinical Research Organization (CRO) beauftragt, eine statistische Interimsanalyse durchzuführen.
Die Behandlung umfasste entweder 6 Sitzungen mit transkranieller Stimulation frontoparietaler Hirnregionen innerhalb von 2 Wochen oder eine Scheinstimulation. Nach einer 4-monatigen Washout-Periode wurde die jeweils andere Behandlung appliziert. Primärer Endpunkt der Studie war der korrigierte Gesamtwert nach dem Consortium to Establish a Registry for Alzheimers Disease (CERAD), ein spezifisch für Alzheimer-Patientinnen und -Patienten validierter neurokognitiver Test.
Der über drei Monate nach der Stimulation nachbeobachtete primäre Endpunkt zeigte einen signifikanten Anstieg (Besserung des CERAD) über die Zeit. Es konnte bezogen auf die Gesamtpopulation aber keine signifikante Interaktion zwischen Sitzung (die verschiedenen Messzeitpunkte vor und nach Intervention) und Intervention (TPS vs. Scheinstimulation) gezeigt werden, sodass ein Wirksamkeitsnachweis von TPS für den primären Endpunkt deutlich verfehlt wurde.


Post-hoc-Analysen der Altersuntergruppen: Besserung nur bei Jüngeren

Die beiden Therapiegruppen (zuerst TPS, dann Scheinstimulation vs. zuerst Scheinstimulation, dann TPS) unterschieden sich signifikant im Alter. Die Gruppe, die zuerst TPS erhielt, war jünger. Das veranlasste die Autorinnen und Autoren zu nicht geplanten Sekundäranalysen. Es zeigte sich eine signifikante Interaktion, wenn zusätzlich zu Sitzung und Intervention noch das Alter ( 70 Jahre vs. > 70 Jahre) als Variable eingeführt wurde. Spezifisch für die Gruppe der Patientinnen und Patienten, die jünger als 70 Jahre waren, wurde eine signifikante Interaktion zwischen Zeit und Intervention gefunden, mit einer Verbesserung der kognitiven Leistung ausschließlich nach echter TPS, nicht nach Scheinstimulation. Dieser Effekt war in der Gruppe der Patientinnen und Patienten, die älter als 70 Jahre waren, nicht nachweisbar. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die beobachteten Effekte allein durch Lerneffekte (bei in kurzen Intervallen wiederholter Testung des CERAD) erklären lassen, die bei der Gruppe  70 Jahre stärker ausgeprägt waren als bei der Gruppe > 70 Jahre. Zudem zeigt die Studie eine große Gruppe von „non-Respondern“ (d. h. die neurokognitive Leistung im CERAD wurde schlechter), insbesondere in der Gruppe, die zuerst die Scheinstimulation und dann TPS erhielt.
Möglicherweise könnte TPS also jüngeren Menschen mit Alzheimer helfen, aber unspezifische Effekte sind nicht ausgeschlossen. Die Autorinnen und Autoren resümieren selbst: „Based on our data and given the large interindividual variability, we suggest sample sizes exceeding 100 participants and longer follow-up periods to optimize future therapeutic research“ [1].


Weitere publizierte Studien zu klinischen Effekten der TPS

Alle zuvor veröffentlichten Studien zur Wirksamkeit von TPS bei Alzheimer [2-10] sind offene (d. h. nicht durch eine andere Intervention kontrollierte) Fallserien, die den Evidenzgrad der einzigen randomisierten kontrollierten Studie [1] nicht erhöhen.

Kritik am Studiendesign: dünne Studienlage und unklare Wirkung

Trotz interessanter Ergebnisse: Zahlreiche Kritiker, darunter die Selbsthilfeorganisation Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. und Forschende unterschiedlicher Universitäten, zweifeln an der Aussagekraft der Studien und an der (Langzeit-)Wirkung der neuen Therapie. Auch die DGKN sieht die neue Methode auf Basis der aktuellen Datenlage unverändert kritisch.

Prof. Ziemann fasst das Fazit und die Bewertung der DGKN wie folgt zusammen: „Sieht man sich die publizierten Studien im Detail an, so gibt es derzeit keine ausreichende Evidenz für die Wirksamkeit der neuen Methode. Für einen Wirksamkeitsnachweis der neuen Therapie sind mittels Scheinstimulation kontrollierte, randomisierte verblindete Studien mit höherer Patientenzahl, Parallelgruppendesign und längerer Nachbeobachtungszeit erforderlich. Die erste 2025 publizierte Studie [1] geht hierin den richtigen Weg, die Ergebnisse zeigen gute Verträglichkeit aber keinen Wirksamkeitsnachweis für den primären Studienendpunkt und Einschränkungen in der Beurteilbarkeit der durchgeführten Sekundäranalysen.“


Literatur
1. Matt et al. 2025, Ultrasound Neuromodulation With Transcranial Pulse Stimulation in Alzheimer Disease: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open 8:e2459170. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.59170
2. Beisteiner et al. 2020, Transcranial Pulse Stimulation with Ultrasound in Alzheimer's Disease – A New Navigated Focal Brain Therapy. Adv Sci (Weinh). 7:1902583
3. Matt et al. 2022, Transcranial pulse stimulation (TPS) improves depression in AD patients on state-of-the-art treatment. Alzheimers Dement (N Y). 10;8(1):e12245
4. Dörl et al. 2022, Functional Specificity of TPS Brain Stimulation Effects in Patients with Alzheimer's Disease: A Follow-up fMRI Analysis. Neurol Ther. 11(3):1391-1398
5. Cont et al. 2022, Retrospective real-world pilot data on transcranial pulse stimulation in mild to severe Alzheimer's patients. Front Neurol. 13:948204. doi:10.3389/fneur.2022.948204
6. Fong et al. 2023, Transcranial pulse stimulation in the treatment of mild neurocognitive disorders. Ann Clin Transl Neurol 10:1885-1890. doi: 10.1002/acn3.51882
7. Shinzato et al. 2024, Non-invasive sound wave brain stimulation with Transcranial Pulse Stimulation (TPS) improves neuropsychiatric symptoms in Alzheimer's disease. Brain Stimul 17:413-415. doi: 10.1016/j.brs.2024.03.007
8. Wojtecki et al. 2024, Electrical brain networks before and after transcranial pulsed shockwave stimulation in Alzheimer's patients. Geroscience 47:953-964. doi:10.1007/s11357-024-01305-x
9. Lo et al. 2024, Enhanced Cognition and Modulation of Brain Connectivity in Mild Neurocognitive Disorder: The Promise of Transcranial Pulse Stimulation. Biomedicines 12:2081. doi: 10.3390/biomedicines12092081
10. Radjenovic et al. 2025, A retrospective analysis of ultrasound neuromodulation therapy using transcranial pulse stimulation in 58 dementia patients. Psychol Med 55:e70. doi:10.1017/s0033291725000406


Quelle: Pressemitteilung vom 14.04.2025
Kontakt zur Pressestelle der DGKN
Sandra Wilcken, c/o albertZWEI media GmbH
Tel.: +49 (0) 89 461486-11
E-Mail: presse@dgkn.de


Quelle und weitere Informationen > https://dgkn.de/dgkn/presse/pressemitte ... ter-studie

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