Klartext: Pflegesystem gehört auf den Prüfstand!

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Hunderttausende müssen für Angehörigenpflege Job einschränken oder aufgeben

Beitrag von WernerSchell » 04.05.2021, 06:26

Deutsches Ärzteballt vom 03.05.2021:
Hunderttausende müssen für Angehörigenpflege Job einschränken oder aufgeben
Berlin – Mehr als ein Drittel der Berufstätigen, die sich zu Hause als Hauptperson um pflegebedürftige An­gehörige kümmern, müssen ihre Erwerbstätigkeit deshalb stark einschränken oder ganz aufgeben. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage hervor, wie die Augsburger Allgemeine heute berichtete.
Demnach konnten 37 Prozent der Betroffenen wegen der Pflegearbeit ihren Beruf nicht mehr uneinge­schränkt fortführen, mehr als jede achte Hauptpflegeperson kündigte den Job. „Aufgrund der Übernahme von pflegerischen Aufgaben haben 13 Prozent die Erwerbstätigkeit voll­ständig aufgegeben und 24 Prozent die Erwerbstätigkeit eingeschränkt“, zitierte die Zeitung aus der Regierungsantwort.
... (weiter lesen unter) ... > http://170770.eu1.cleverreach.com//c/36 ... 07c0277dd3

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Der Preis der Autonomie: Wie sorgende Angehörige Live-in-Arbeitsverhältnisse ausgestalten - Buchtipp

Beitrag von WernerSchell » 08.07.2021, 06:14

Buchtipp!

Verena-Rossow:

Der Preis der Autonomie:
Wie sorgende Angehörige Live-in-Arbeitsverhältnisse ausgestalten


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Budrich Academic Press, 1. Auflage Juni 2021
Buch. Softcover
331 Seiten
Format (B x L): 14.8 x 21 cm
Gewicht: 437 g
ISBN: 978-3-96665-021-2
Preis: 65,00 € inkl. MwSt.


Häusliche Pflege-Arrangements in Deutschland funktionieren häufig nur, weil eine ausländische Live-in-Pflegekraft beschäftigt wird. Der Bekanntheitsgrad dieses Versorgungsmodells steht seinem rechtlich unsicheren Kontext gegenüber. Wie werden die Arbeitsverhältnisse mit Live-in-Betreuungskräften von Angehörigen Pflegebedürftiger ausgestaltet? Diese Arbeit zeigt auf, welche Wissens- und Handlungsmuster die befragten Personen anleiten.
Die Autorin untersucht die Ausgestaltung von live-in Arbeitsverhältnissen in Privathaushalten in Deutschland aus Sicht der Angehörigen von Pflegebedürftigen. Diese sind Ehepartner*innen bzw. Kinder von pflegebedürftigen hochaltrigen Personen. Sie kaufen auf einem grauen Dienstleistungsmarkt die Betreuungsleistung ein und werden faktisch oder ‚quasi‘ zu Arbeitgeber*innen. Kernfrage ist, wie diese Akteure die Arbeitsverhältnisse in einem rechtlich unklaren Regulierungsrahmen und im familiären Privathaushalt konkret ausgestalten. Da es sich um einen Arbeitsmarkt handelt, der in hohem Maße von Schwarzarbeit durchzogen ist, handeln die Angehörigen als Kund*innen auf diesem Markt unter der Bedingung großer rechtlicher Unsicherheit. Es sind aber die familiären Bedarfe für eine häusliche Betreuung derart hoch, dass sie sich dennoch für eine Betreuungskraft entscheiden. Die vorliegende Dissertation untersucht erstmals die subjektiven Wissensbestände, handlungsleitenden Annahmen und Wertemuster eben jener Angehörigen, um Antworten auf die Forschungsfrage zu geben. Dazu wurden Interviews geführt, die im Rahmen einer Grounded Theory Methodology ausgewertet wurden. Die Ergebnisse liefern Erkenntnisse sowohl auf einer theoretisch-konzeptionellen als auch auf einer ganz konkreten handlungspraktischen Ebene und zeigen auf, wie stark die Handlungsmotivation der sorgenden Angehörigen selbst durch den Wunsch nach Autonomie gezeichnet ist: Den sorgenden Angehörigen droht durch die Pflegeverantwortung der Verlust ihrer eigenen autonomen Lebensgestaltung. Außerdem legt die Arbeit unter anderem dar, wie sorgende Angehörige ihr Handeln rechtfertigen, es ablehnen Arbeitgeber*innen zu sein und somit schließlich vielfältigste Arbeitsrealitäten in den Haushalten schaffen, die am Ende die Arbeitsbedingungen der Migrant*innen auf dem problematischen ‚Arbeitsmarkt Privathaushalt‘ bedingen.

Autorin Verena Rossow, Dipl.-Geogr., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Quelle und weitere Informationen: https://shop.budrich.de/produkt/der-pre ... gestalten/

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Pflegebedürftigkeit im Alter - Vier Pflege-Irrtümer

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2022, 07:23

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Pflegebedürftigkeit im Alter – damit möchten sich viele Menschen nicht befassen.

Mir passiert das nicht!?
Vier Pflege-Irrtümer


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Pflegebedürftigkeit im Alter – damit möchten sich viele Menschen nicht befassen. Der Gedanke, vieles nicht mehr selbst zu können und gesundheitlich abzubauen, macht Angst. Doch die Wahrheit ist: Pflege kann und wird vermutlich jede:n treffen. Deshalb hilft die Verbraucherzentrale NRW zum Tag der Pflege am 12. Mai bei einer realistischen Einschätzung. „Wichtig ist, sich zu informieren und rechtzeitig Hilfe zu holen“, sagt Barbara Schmitz, Leiterin des Pflegewegweisers NRW. 4,1 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Vier von fünf pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt, meist von Angehörigen. Deshalb rückt der Pflegewegweiser vier Irrtümer zur Pflege gerade.

Irrtum 1: Pflegefall? Mir passiert das nicht!
Das ist sehr unwahrscheinlich. Denn die Lebenserwartung steigt. Die Menschen in Deutschland werden immer älter – und damit wächst die Wahrscheinlichkeit, ein Pflegefall zu werden. Seit Jahren erhöht sich die Zahl der Pflegebedürftigen. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl von 2,02 Millionen im Dezember 1999 auf 4,12 Millionen im Dezember 2020. Und wissenschaftliche Prognosen gehen von einem weiteren deutlichen Anstieg allein bis 2030 aus. Dann könnten etwa laut dem Barmer Pflegereport insgesamt rund sechs Millionen Menschen pflegebedürftig sein.

Irrtum 2: Mit dem Thema Pflege beschäftige ich mich, wenn ich 80 bin
Pflege kann immer jede:n treffen, unabhängig vom Alter. Es ist zwar richtig, dass der größte Teil der Pflegebedürftigen in die Altersspanne zwischen 80 und 85 Jahre fällt. Und natürlich steigt das Risiko mit dem Alter an. Aber Pflegebedarf kann viele Ursachen haben – einen Schlaganfall, ein Organversagen, aber auch einen Sturz oder eine chronische Erkrankung. Deshalb ist es so wichtig, über Beratungs- und Hilfsstrukturen Bescheid zu wissen. Jeder sechste Pflegebedürftige ist heute jünger als 65 Jahre.

Irrtum 3: Pflegebedürftig ist man erst, wenn man nichts mehr kann
Falsch! Nach dem Gesetz gelten Menschen schon als pflegebedürftig, wenn sie bei alltäglichen Dingen Unterstützung brauchen, also etwa beim Arztbesuch, der Körperpflege, beim An- und Ausziehen, beim Einkaufen oder beim Einnehmen von Medikamenten. Deshalb haben auch Menschen mit geringen Beeinträchtigungen ein Anrecht auf Leistungen der Pflegeversicherung. So kann zum Beispiel mit dem Entlastungsbetrag eine Haushaltshilfe oder einfach eine Alltagsbegleitung für ein paar Stunden im Monat finanziert werden. Man kann auch seine Wohnung barrierefrei umbauen und dafür Geld der Pflegekasse in Anspruch nehmen.

Irrtum 4: Das bisschen Pflege schafft man schon alleine
Die Eltern oder die eigenen schwer behinderten Kinder zu pflegen, neben Arbeit und eigener Familie, ist anstrengend und kann auch seelisch sehr belastend sein. Oft geraten Angehörige an die Grenzen ihrer Kräfte. Und die Pflegedauer kann mehrere Jahre betragen. Ganz alleine pflegen – das schafft keiner. Deshalb sollte man sich dringend Unterstützung holen. In Nordrhein-Westfalen bieten mehr als 500 Beratungsstellen von Pflegekassen, Pflegestützpunkten, Wohlfahrtsverbänden oder Kommunen Hilfe bei Fragen zur häuslichen Pflege an. Der Pflegewegweiser NRW hilft bei Fragen nach der passenden Anlaufstelle vor Ort. Möglich sind auch Kombinationen aus verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten.


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Weiterführende Links:
Mehr zu Beratungsstellen, häuslicher Pflege und Pflegediensten unter www.pflegewegweiser-nrw.de


Für Rückfragen:
Barbara Schmitz | Leiterin Pflegewegweiser
Tel. (0211) 38 09-101
presse@verbraucherzentrale.nrw

Quelle; Pressemitteilung vom 09.05.2022
Verbraucherzentrale NRW
Pressestelle
Mintropstraße 27
40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/3809-101
Fax: 0211/3809-216

20220509_Irrtümer Pflege Mir passiert das nicht-red.pdf > https://cache.pressmailing.net/content/ ... t%C3%BCmer Pf~t das nicht-red.pdf


+++
"Ich würde mir wünschen, dass die Bürger dieselbe moralische und rechtliche Pflicht hätten, sich um ihre alternden Eltern zu kümmern, wie für Kinder".
Antwort einer führenden Mitarbeiterin in einem Gesundheitsministerium auf die Frage: "Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, mit dem Sie das Gesundheitswesen verbessern könnten, was würden Sie sich wünschen? (Zitat von David Goodhart in dem Buch "Kopf Hand Herz, Penguin Verlag, 2020).

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Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und das gilt für jeden ...

Beitrag von WernerSchell » 18.06.2022, 06:55

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Und das gilt für jeden, ob das jetzt alte Menschen sind oder Kinder – das zählt für jeden.#


Menschenwürde gilt für alle.PNG
Menschenwürde gilt für alle.PNG (338.59 KiB) 4778 mal betrachtet

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Pflege-Situation in Deutschland: Wer pflegt Mama?

Beitrag von WernerSchell » 02.08.2022, 07:13

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Pflege-Situation in Deutschland: Wer pflegt Mama? Was, wenn Mama plötzlich Hilfe beim Essen braucht und Papa es nicht mehr allein auf die Toilette schafft? Die häusliche Pflege ist für Angehörige kräftezehrend – oder gar unmöglich, wenn Kinder und Eltern Hunderte Kilometer entfernt voneinander leben. Die Pflege im Heim wiederum ist für viele auf den ersten Blick keine Option. Denn Pflege im Alter: Das ist man den Eltern schuldig. Oder? RABIAT-Autorin Lena Oldach fragt: Was dürfen Eltern von ihren Kindern erwarten? Sie begleitet Menschen, die daheim pflegen und besucht jene, die im Heim untergebracht sind. ….

Aktuelle Videos informieren über die Probleme der häuslichen Pflege:

- > Pflege-Situation in Deutschland: Wer pflegt Mama? Video vom 28.07.2022 ∙ buten un binnen | regionalmagazin ∙ Radio Bremen Video (12:09 Min.) verfügbar: bis 28.07.2023 … > https://www.ardmediathek.de/video/buten ... YzkyNjU0OQ

- > Wer pflegt Mama? ARD-Sendung am 01.08.2022, Video (43:48 Min.) 12 Monate verfügbar … > https://www.daserste.de/information/rep ... o-100.html bzw. https://www.ardmediathek.de/video/rabia ... TUyNGM5NDE


...
Siehe auch:

Die Mission der Ex-Pflegerin … Der Pflege eine Stimme geben, das will Jeannine Fasold als Pflegeinfluencerin. Sie will mithelfen, die Arbeitsbedingungen in der Pflege konkret zu verbessern. Dafür arbeitet sie jetzt als freiberufliche Pflege-Expertin. - WISO-Video vom 13.06.2022 (06:50 Min. - verfügbar bis 13.06.2024) … > https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/pfl ... d-100.html

+++
Und das schrieb ich unter > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... 2211#p2211 vor einem Jahr:
So schlimm wird die Pflegekrise - Quarks bringt es aktuell noch mal auf den Punkt. … > https://www.youtube.com/watch?v=BPIWGGtCaiY - Pflegenotstand wird aber schon seit Anfang der 2000er Jahre angesprochen und alle Verantwortlichen wissen Bescheid! Zahllose Beiträge informieren, z.B.: … > https://www.wernerschell.de/forum/neu/v ... 38#p115838 / > https://www.wernerschell.de/forum/2/vie ... p?f=4&t=22 - Eine Verbesserungen der Pflegestrukturen, und zwar in allen Bereichen, liegt im Allgemeininteresse und darf nicht weiter ignoriert werden.

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Krankenhausversorgung - Zu wenig Zeit für Patientinnen und Patienten

Beitrag von WernerSchell » 17.10.2022, 09:59

PRESSEMELDUNG
Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Berlin (17. Oktober 2022, Nr. 34/2022)


Zu wenig Zeit für Patientinnen und Patienten - Der Deutsche Pflegerat fordert mehr politischen Mut zur Umsetzung von Lösungen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Bürgerbefragung zur Krankenhausversorgung veröffentlicht. Auf ein wesentliches Ergebnis weist Irene Maier, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR), hin – und zeigt Lösungen auf:

„41 Prozent der von der DKG Befragten geben an, dass zu wenig Zeit des Personals für die Patienten der größte Handlungsbedarf im Gesundheitswesen ist.

Zu wenig Zeit bedeutet zum einen, dass es tatsächlich zu wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege gibt. Das ist Fakt und wird nicht bestritten. Zum zweiten, dass das Pflege- und Gesundheitswesen nach wie vor von kleinteiligen bürokratischen Prozessen durchzogen ist. Drittens benötigen die professionell Pflegenden mehr Kompetenzen. Sie müssen Entscheidungen selbst treffen können. Benötigt wird eine neue Aufgabenverteilung der Berufe im Gesundheitswesen. Seit langem werden diese Ansätze diskutiert, jedoch fehlt der politische Mut zur entsprechenden Umsetzung.

Alle drei Punkte müssen gleichberechtigt und unter Beteiligung des Deutschen Pflegerats umgehend von der Politik angegangen werden. Die vom Bundesgesundheitsminister bei der Befragung der Bundesregierung vor dem Deutschen Bundestag für die nächsten Monate angekündigten zwölf Gesetze müssen dies aufgreifen. Ihnen fehlt nach heutigem Stand jedoch die Vision für die Profession Pflege. Gefordert sind Lösungen für die zwei gewaltigsten Aufgaben im Gesundheitswesen: Das Personalproblem in der Pflege und die Refinanzierung von genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Benötigt wird in diesem Zusammenhang eine gesetzliche Personalbemessung im Krankenhaus, die sich am Pflegedarf der Patientinnen und Patienten orientiert, deren Sicherheit garantiert und zu einer signifikanten Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie zu einer vollständigen Refinanzierung führt. Das ist der entscheidende Paradigmenwechsel, der im Gesetzentwurf zum Krankenhauspflegeentlastungsgesetz noch ausformuliert werden muss.“

Ansprechpartnerin:
Irene Maier
Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats

Deutscher Pflegerat e.V. (DPR)
Bundesarbeitsgemeinschaft Pflege- und Hebammenwesen
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin

Telefon: (030) 398 77 303
Telefax: (030) 398 77 304
E-Mail: presse@deutscher-pflegerat.de
Internet: www.deutscher-pflegerat.de

Der Deutsche Pflegerat als Dachverband vertritt die geeinten Interessen der Berufsverbände und nicht die einzelnen Partikularinteressen der Verbände. Unterschiedliche Positionen und Meinungen einzelner Verbände können sichtbar sein und die Vielfalt der pflegerischen Profession widerspiegeln. Dieses berührt nicht die gemeinsamen Ziele und Intentionen des Deutschen Pflegerats.

Zum Deutschen Pflegerat e.V. (DPR):
Der Deutsche Pflegerat e.V. wurde 1998 gegründet, um die Positionen der Pflegeorganisationen einheitlich darzustellen und deren politische Arbeit zu koordinieren. Darüber hinaus fördert der Zusammenschluss aus 18 Verbänden die berufliche Selbstverwaltung. Als Bundesarbeitsgemeinschaft des Pflege- und Hebammenwesens und Partner der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen vertritt der Deutsche Pflegerat heute die insgesamt 1,2 Millionen Beschäftigten der Pflege. Über die berufliche Interessensvertretung hinaus ist der Einsatz für eine nachhaltige, qualitätsorientierte Versorgung der Bevölkerung oberstes Anliegen des Deutschen Pflegerats.
Präsidentin des Deutschen Pflegerats ist Christine Vogler. Vize-Präsidentinnen sind Irene Maier und Annemarie Fajardo.

Mitgliedsverbände:
Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen e.V. (ADS); AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen e.V. (AVG); Bundesverband Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe e.V. (BLGS); Bundesverband Geriatrie e.V. (BVG); Bundesverband Pflegemanagement e.V.; Deutscher Hebammenverband e.V. (DHV); Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD); Bundesfachvereinigung Leitender Krankenpflegepersonen der Psychiatrie e.V. (BFLK); Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK); Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe e.V. (DEGEA); Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste e.V. (DGF); Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. (DGP); Deutscher Pflegeverband e.V. (DPV); Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW); Katholischer Pflegeverband e.V.; Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. (VdS); Verband für Anthroposophische Pflege e.V. (VfAP) und Verband der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätsklinika e.V. Deutschland (VPU).

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Expertenkritik an Krankenhauspflegeentlastungsgesetz

Beitrag von WernerSchell » 09.11.2022, 16:52

Expertenkritik an Krankenhauspflegeentlastungsgesetz
Gesundheit/Anhörung

Berlin: (hib/PK) Gesundheitsexperten fordern grundlegende Änderungen am Entwurf für das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz. In einer Anhörung des Gesundheitsausschusses zu dem Gesetzentwurf (20/3876 > https://dserver.bundestag.de/btd/20/038/2003876.pdf ) kritisierten Fachverbände unter anderem die geplanten Vorgaben für die Einführung eines Personalbemessungsinstruments. Die Fachleute äußerten sich am Mittwoch in der Anhörung sowie in schriftlichen Stellungnahmen.
Die Novelle sieht ein neues Instrument zur Personalbemessung vor. Als Grundlage dient die von der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dem Deutschen Pflegerat (DPR) und der Gewerkschaft Verdi entwickelte Pflegepersonalregelung PPR 2.0, die in drei Stufen eingeführt werden soll. Ab 2025 soll die Personalbemessung verbindlich sein und sanktioniert werden können.
Der Gesundheitswissenschaftler Michael Simon kritisierte, der Entwurf sehe an keiner Stelle vor, dass Gegenstand der vorgesehenen Rechtsverordnung die Einführung der PPR 2.0 zu sein habe. Es werde offengelassen, welches Konzept erprobt werden solle. Auch erstaune die geplante Erprobung des Konzepts PPR 2.0, die schon 2020 mit gutem Ergebnis stattgefunden habe.
Ähnlich skeptisch äußerte sich der Deutsche Pflegerat. Wenn es der Wille der Bundesregierung sei, die PPR 2.0 einzuführen, müsse dies auch so formuliert werden. Es gehe darum, bundesweit eine Pflegepersonalbemessung in sämtlichen Bereichen eines Krankenhauses zu etablieren, die eine echte Transparenz über die Bedarfslage herstelle und die Erfüllung dieser Bedarfslage zum Ziel habe.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) stellte die Ernsthaftigkeit des Gesetzes in Bezug auf die Einführung der PPR 2.0 und Kinder-PPR 2.0 in Frage. Das geplante Vetorecht des Bundesfinanzministeriums sowie die Ausnahmeregelung für Kliniken mit Individualvereinbarungen vermittelten den Eindruck, als ginge es den beteiligten Ministerien nicht um den Pflegepersonalaufbau in den Krankenhäusern.
Andere Sachverständige äußerten sich in der Anhörung ähnlich skeptisch bezüglich dieser beiden Regelungen. Ein DKG-Sprecher nannte das geplante Einvernehmen mit dem Finanzministerium überraschend und äußerte die Sorge, der Personalbedarf könnte am Ende nicht vollständig refinanziert werden. Wenn ein objektiver Maßstab wieder infrage gestellt würde, wäre das hochproblematisch und widersprüchlich.
Mehrere Sachverständige forderten in der Anhörung überdies eine schnellere Einführung der Personalbemessung und verwiesen auf die hohe Arbeitsbelastung der Pflegekräfte. Bernhard Krautz von der Vereinigung der Pflegenden in Bayern warnte, die Kollegen könnten nicht noch drei Jahre warten bis zur Einführung der Neuregelung.

Quelle: Mitteilung vom 09.11.2022
Deutscher Bundestag
Parlamentsnachrichten
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Telefon: +49 30 227-35642, Fax: +49 30 227-36001
E-Mail: vorzimmer.ik5@bundestag.de

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Ambulantisierung: Bedürfnisse der Patienten nicht vergessen!

Beitrag von WernerSchell » 10.11.2022, 17:11

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Ambulantisierung: Bedürfnisse der Patienten nicht vergessen!

Blinddarm-Operation, Kniespiegelung oder die Operation des Grünen Stars: Nach operativen Eingriffen werden Patient:innen häufig stationär in Krankenhäuser aufgenommen. Damit haben Ärzt:innen mögliche Komplikationen im Blick und können schnell darauf reagieren. Hinzu kommen ökonomische Anreize: stationäre Aufenthalte werden höher vergütet als ambulante. Die Behandlung im Krankenhaus kostet die Krankenkassen viel Geld und belastet die dünne Personaldecke von Pflegekräften. Daher plant der Gesetzgeber Änderungen. Was dies für die Patient:innen und die Versorgungsqualität im Detail bedeutet, erklärt Gesundheitsexperte Prof. Dr. Andreas Beivers von der Hochschule Fresenius in München.

Moderne und schonende OP-Techniken sowie sanfte Narkosemittel ermöglichen heutzutage auch eine ambulante Behandlung nach Eingriffen. Viele Expert:innen sind sich einig: Die Ambulantisierung bietet Vorteile. So können Kosten für die Krankenhausbetten und für das Pflegepersonal eingespart, die Patient:innen von der Diagnose bis zur Nachbetreuung aus einer Hand begleitet werden und direkt nach der OP zurück in ihr heimisches Umfeld zurückkehren.

„Wenn nun zukünftig mehr Leistungen ambulant erbracht werden sollen, erhält das ambulante Entlassmanagement in den Kliniken zur Sicherung der Rehabilitation sowie der häuslichen Nachsorge eine gänzlich neue Dimension und Bedeutung“, gibt Beivers zu bedenken. Dabei spielen die Lebenswelt und die individuellen Ressourcen der Patient:innen eine ebenso entscheidende Rolle wie die Einbeziehung des Umfeldes. „Doch wer prüft, ob es das soziale Umfeld von Patient:innen zulässt, dass sie ambulant behandelt werden können? Wie wird sichergestellt, dass die Patient:innen – wenn Sie wieder zu Hause sind – kontaktiert werden, um nachzufragen, ob alles in Ordnung ist? An wen können sie sich in der Nacht wenden, wenn sie zu Hause beispielsweise unerwartete Symptome bekommen oder sich unsicher fühlen?“, fragt der Gesundheitsökonom.

Wenn diese Prozesse nicht geklärt seien, laufe man Gefahr, dass Notaufnahmen, Rettungsdienste oder KV-Bereitschaftsdienste unnötig in Anspruch genommen werden und wichtige Informationen im Behandlungsprozess nicht vorliegen. Letztendlich führe dies sogar zu höheren Kosten und gefährde den Genesungsprozess der Patient:innen. „Daher müssen für eine erfolgreiche Ambulantisierungsstrategie noch einige Hausaufgaben erledigt werden, wie die Bereitstellung von Investitionsmitteln für eine adäquate, ambulante Behandlungsinfrastruktur – sowohl in den Kliniken, im niedergelassenen als auch im digitalen Bereich“, fordert Beivers. Das koste zunächst, führe aber mittel- und langfristig zu den gewünschten Effekten. Ein überstürztes Handeln im Affekt würde hingegen das System nicht nachhaltig verbessern. „Letztendlich dürfen die Patienten nicht vergessen werden“, so Beivers.

Über die Hochschule Fresenius
Die Hochschule Fresenius mit ihren Standorten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Id-stein, Köln, München und Wiesbaden sowie dem Studienzentrum in New York gehört mit über 18.000 Studierenden zu den größten und renommiertesten privaten Hochschulen in Deutschland. Sie blickt auf eine mehr als 170-jährige Tradition zurück. 1848 gründete Carl Remigius Fresenius in Wiesbaden das „Chemische Laboratorium Fresenius“, das sich von Beginn an sowohl der Laborpraxis als auch der Ausbil-dung widmete. Seit 1971 ist die Hochschule staatlich anerkannt. Sie verfügt über ein sehr breites, vielfäl-tiges Fächerangebot und bietet in den Fachbereichen Chemie & Biologie, Design, Gesundheit & Soziales, onlineplus sowie Wirtschaft & Medien Bachelor- und Masterprogramme in Vollzeit sowie berufsbegleitende und ausbildungsbegleitende (duale) Studiengänge an. Die Hochschule Fresenius ist vom Wissenschaftsrat institutionell akkreditiert. Bei der Erstakkreditierung 2010 wurden insbesondere ihr „breites und innovati-ves Angebot an Bachelor- und Master-Studiengängen“, „ihre Internationalität“ sowie ihr „überzeugend gestalteter Praxisbezug“ vom Wissenschaftsrat gewürdigt. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.hs-fresenius.de

Weitere Informationen:
http://www.hs-fresenius.de

Quelle: Pressemitteilung vom 10.11.2022
Melanie Hahn Presse & Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Fresenius
https://idw-online.de/de/news804498

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Menschen, die Angehörige mit Demenz unterstützen, fühlen sich durch diese Aufgabe besonders belastet

Beitrag von WernerSchell » 10.11.2022, 17:48

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Menschen, die Angehörige mit Demenz unterstützen, fühlen sich durch diese Aufgabe besonders belastet

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Auf Grund der demografischen Alterung der Bevölkerung wird erwartet, dass der Anteil demenziell erkrankter Menschen zunehmen wird. Einen erheblichen Anteil daran, dass es Menschen mit Demenz gut geht und sie so lange wie möglich in ihrer eigenen häuslichen Umgebung bleiben können, tragen unterstützende und pflegende Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen.

Auf Grund fehlender repräsentativer Daten, gab es bisher jedoch kaum Erkenntnisse über die Anteile Unterstützender und Pflegender von Menschen mit Demenz und wie sich ihre Situation von der pflegender Angehöriger von Menschen ohne Demenz unterscheidet.

Diese Forschungslücke konnte nun mit Daten des Deutschen Alterssurveys geschlossen werden. Es zeigt sich, dass in den Jahren 2020/2021 in Deutschland gute 14 Prozent der Personen ab 46 Jahren Unterstützung und Pflege für Angehörige ohne Demenz leisten und 3,5 Prozent der Personen in dieser Altersgruppe sich um Menschen mit Demenz kümmern.

In der Gruppe derer, die an Demenz erkrankte Menschen unterstützen, fühlt sich die Hälfte belastet durch diese Aufgabe – also deutlich mehr als bei den unterstützenden Angehörigen von nicht an Demenz Erkrankten (27 Prozent).

Es lässt sich also ein besonders hoher Bedarf an Unterstützung für pflegende Angehörige von Demenzkranken feststellen, beispielsweise in Form spezialisierter Dienstleistungen, speziell entwickelter Beratungsleistungen durch qualifizierte Pflegefachpersonen (Dementia Care Manager) oder der Verbesserung des Zugangs zu psychologischer Beratung von Angehörigen. Entsprechende Maßnahmen wurden bereits im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie entwickelt.

Überraschenderweise fühlen sich Unterstützende und Pflegende von Menschen mit Demenz aber nicht weniger gesund, depressiver oder einsamer als Unterstützende und Pflegende von Menschen ohne Demenz. Es zeigen sich nicht einmal signifikante Unterschiede zu Personen, die gar keine Unterstützungsaufgaben übernehmen. Dieser Befund könnte daraufhin hindeuten, dass – bei aller Belastung – es von Angehörigen durchaus als sinnstiftend und bereichernd empfunden werden kann, an Demenz erkranke Menschen zu begleiten, und ein wichtiges Indiz dafür sein, dass die Begegnung mit Menschen mit Demenz Berührungsängste abbaut, die in der Bevölkerung noch weit verbreitet sind.

Die detaillierten Ergebnisse sind nachzulesen in: Kelle, N., & Ehrlich, U. (2022). Situation unterstützender und pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz [DZA Aktuell 04/2022]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokume ... 2022_Pfleg...

Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Studie werden seit mehr als zwei Jahrzehnten Menschen auf ihrem Weg ins höhere und hohe Alter regelmäßig befragt. An der hier zugrundeliegenden Befragung im Winter 2020/21 (04. November 2020 bis 1. März 2021) nahmen 5.402 Personen ab 46 Jahren teil. Der Deutsche Alterssurvey wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Nadiya Kelle, nadiya.kelle@dza.de

Originalpublikation:
Kelle, N., & Ehrlich, U. (2022). Situation unterstützender und pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz [DZA Aktuell 04/2022]. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen. Online: https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokume ... Demenz.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 10.11.2022
Stefanie Hartmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen
https://idw-online.de/de/news804490

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Das beste Altersheim ist die Familie

Beitrag von WernerSchell » 04.12.2022, 07:17

"Das beste Altersheim ist die Familie."
Heinrich Lübke


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