Zukunftsvisionen von einem guten Leben mit Demenz - Ergebnisse einer Umfrage zum Welt-Alzheimertag

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Zukunftsvisionen von einem guten Leben mit Demenz - Ergebnisse einer Umfrage zum Welt-Alzheimertag

Beitrag von WernerSchell » 30.06.2019, 06:39

Aus Forum:
http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... =4&t=23227

"Ich wünsche mir ..." Zukunftsvisionen von einem guten Leben mit Demenz - Ergebnisse einer Umfrage zum Welt-Alzheimertag ... Zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens haben sich geäußert - u.a. Werner Schell, Vorsitzender von "Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk'":

„Dringend geboten erscheint mehr Zurückhaltung beim Konsum von Medikamenten: Zuwendung statt Pillen! Dem vielfachen Wunsch, bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit möglichst lange zu Hause bleiben und dort betreut bzw. versorgt werden zu können, sollte durch die flächendeckende Gestaltung von Quartiershilfen einschließlich Lotsenpunkt bzw. präventive Hausbesuche entsprochen werden.“

Quelle und weitere Informationen >>> https://alzheimer-nrw.de/wp-content/upl ... sionen.pdf

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EINE KAUSALE ALZHEIMER-THERAPIE WIRD MINDESTENS NOCH EINE GENERATION BRAUCHEN

Beitrag von WernerSchell » 24.09.2019, 06:44

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Interview zum Welt-Alzheimertag am 21. September 2019
„EINE KAUSALE ALZHEIMER-THERAPIE WIRD MINDESTENS NOCH EINE GENERATION BRAUCHEN“

Immanuel Kant, Ronald Reagan und Rudi Assauer – sie alle litten an der Alzheimerschen Erkrankung, einer Form der Demenz. Jedes Jahr kommen allein in Deutschland 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Die Ursache ist bislang noch unbekannt, eine heilende Therapie noch nicht gefunden. Prof. Dr. Thomas Arendt, Direktor des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung der Medizinischen Fakultät, erforscht die Alzheimersche Erkrankung seit über 40 Jahren. Er war in den 1980er Jahren an einer wegweisenden Beobachtung zu den Erkrankungsmechanismen beteiligt und hat einen Bluttest zur schnellen und einfachen Diagnose der Krankheit entwickelt. Im Interview spricht er über den Stand der Alzheimer-Forschung, aktuelle Studien und warum er nicht schon längst die wirksame „Pille“ gegen Alzheimer gefunden hat.

Regelmäßig gibt es neue „Durchbruchsmeldungen“ bei der Erforschung der Alzheimerschen Erkrankung – egal ob neue Vorboten, Auslöser oder Diagnoseinstrumente gefunden worden sind. Dennoch gibt es bis heute keine Heilung oder kein Medikament, das Alzheimer nachhaltig bekämpfen könnte. Wo steht die Alzheimer-Forschung heute?

Prof. Dr. Thomas Arendt: Es gibt in jedem Falle Fortschritte, aber wir sind weit davon entfernt, die Erkrankung zu verstehen oder ihre Ursachen zu kennen. Eine kausale Therapie wird mindestens noch eine Generation brauchen, wenn es sie je geben wird.

Bislang ist unser gesichertes Wissen über die Erkrankung nicht sehr umfangreich: Wir wissen, welche Zellen sterben, aber nicht woran. Wir kennen viele molekulare Netzwerke, die beteiligt sind, wissen aber wenig über die zeitliche Dynamik der Krankheit. Die Eiweißablagerungen im Gehirn sind aus meiner Sicht eher Folge als Ursache. Wir müssen also einen Schritt zurückgehen, weniger die molekulare Ebene und viel stärker den zellbiologischen Kontext betrachten. Ich vermute, dass die Zell-Differenzierungsmechanismen im Gehirn gestört sind. Seit den Anfängen war die Alzheimer-Forschung jedoch immer ein Spiegelbild des augenblicklichen technischen Wissens und Könnens gewesen. Und hier verzeichnen wir deutliche Fortschritte: Der Gold-Standard in der Diagnostik, die Positronen-Emissions-Tomographie, kurz PET, eröffnet uns neue diagnostische Fenster in die frühen Phasen der Erkrankung hinein.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Erforschung der Krankheit und der Entwicklung möglicher Therapien?

Ich werde häufig gefragt, wieso wir nicht schon längst eine Pille gefunden haben, die Alzheimer heilt. Es gibt verschiedene Gründe, warum das so schwierig ist: Zum einen handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns, die Fähigkeiten betrifft, die es in dieser Form nur beim Menschen gibt. Alzheimer betrifft zentrale Funktionen wie Gedächtnis oder Sprache, die wir auf neurobiologischer Ebene noch nicht einmal beim gesunden Menschen verstanden haben. Zum anderen läuft die Erkrankung schon viele Jahre und Jahrzehnte im Körper stumm ab, ehe die ersten sichtbaren Symptome auftreten. Wenn ich die Ursachen der Störung erkennen will, muss ich aber die frühen Phasen der Krankheit untersuchen. Hier könnte uns ein Biomarker bis zu einem gewissen Grad weiterhelfen, um Betroffene schon sehr früh zu identifizieren und zu untersuchen.

Ende Dezember 2018 hat sich eine Biotechnologie-Firma aus den USA die Exklusivlizenz für Ihren Bluttest zur Diagnose der Alzheimerschen Erkrankung gesichert und will ihn auf den Markt bringen. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir arbeiten mit der Firma weiter wissenschaftlich zusammen. Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit Kollegen aus der Nuklearmedizinischen und der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Leipzig an einer Studie, in der wir unsere Testergebnisse mit den Befunden aus Amyloid-PETs vergleichen, das die pathologischen Ablagerungen im Gehirn schon zu Lebzeiten des Patienten sichtbar macht. Das ist ein sehr aufwändiger und kostspieliger Prozess und dennoch notwendig, um potentielle Investoren zu gewinnen, die in die Weiterentwicklung des Tests bis zur Marktreife investieren. Dafür ist sicherlich ein zweistelliger Millionenbetrag notwendig. Aber wir hoffen, dass der Bluttest in fünf bis zehn Jahren auf dem Markt ist.

Woran forschen Sie aktuell an Ihrem Institut?

Wir versuchen weiterhin, eine Therapie zu entwickeln und den Prozess zu beeinflussen, der die Nervenzellen in ihrer Zellteilung und -differenzierung stört. Wir setzen auf eine Gentherapie, die im Tiermodell schon funktioniert. Dazu müssen wir ein Gen in die Nervenzelle bringen, das hemmende Moleküle bei der Zellteilung aktiviert. Hierdurch lassen sich Nervenzellen schützen. Ob das auch am Patienten funktioniert, müssen weitere Studien zeigen.

Nachricht vom 19.09.2019 - Dr. Katarina Werneburg
https://www.uni-leipzig.de/newsdetail/a ... 019-09-19/

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Eine gesunde Lebensweise ist zur Verringerung des Risikos einer Demenzerkrankung alternativlos! > http://www.wernerschell.de/forum/neu/vi ... 1&p=109263

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